Stagnation in der arabischen Welt verheisst nichts Gutes

Genf - Das Uno-Entwicklungsprogramm UNDP hat in einer Studie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der arabischen Länder im letzten Jahrhundert untersucht. Ergebnis: Eine Wachstumsverlangsamung seit 1980 könnte die Araber in Zukunft ökonomisch ins Abseits führen.

Der Bericht («Arab Human Development Report») wurde von unabhängigen arabischen Experten im Auftrag des UNDP erstellt. Er bezieht sich auf die 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga mit ihren 280 Millionen Einwohnern. Alarmierend ist für die Autoren vor allem das geringe Pro-Kopf-Wachstum von durchschnittlich 0,5% pro Jahr niemals ausreicht, um der Armut eines Grossteils der Bevölkerungen abzuhelfen. 38% aller Einwohner sind weniger als 15 Jahre alt; dies fordert ein rasches Wirtschaftswachstum zwingend macht. Laut der NZZ werden die arabischen Länder für eine Verdoppelung des Pro-Kopf-Einkommens "ohne eine Wachstumsbeschleunigung 140 Jahre benötigen, während andere Weltregionen, besonders Asien und Lateinamerika, eine solche Verbesserung innerhalb von 10 Jahren erreichen werden"!

Die arabischen Länder sind ganz stark von Erdölexporten abhängig. Ein grosser Teil der Petrodollars wurde ausserhalb des arabischen Raumes investiert, kam also den Völkern nicht zugut. Laut dem Bericht fliessen bloss 1% aller grenzüberschreitenden Direktinvestitionen in die 22 Länder; und dieser Anteil ist im Schrumpfen begriffen. Das kombinierte Bruttoinlandprodukt der arabischen Staaten erreichte 1999 bloss 531 Mrd. Dollar (weniger als Spanien mit 595 Milliarden).

Die Arbeitsproduktivität in den arabischen Ländern hatte 1960 noch 32% derjenigen Nordamerikas betragen, bis 1990 fiel sie auf 19% zurück. Das Internet wird offenbar weniger genutzt als in den traditionell armen Staaten südlich der Sahara. 20% aller Araber verdienen immer noch weniger als zwei Dollar am Tag, und weiterhin können 65 Millionen erwachsene Araber weder lesen noch schreiben. 10 Millionen arabische Kinder haben keinen Zugang zur Schule. Der UNDP-Bericht hält fest: "Das Hindernis zum Fortschritt sind nicht fehlende Ressourcen." Die Autoren meinen zudem, die arabische Welt sei daran, sich noch mehr von der übrigen Welt abzuschotten. So würden in der ganzen arabischen Welt jährlich bloss 300 ausländische Bücher ins Arabische übersetzt - ein Fünftel dessen, was zum Beispiel allein Griechenland an Fremdautoren bekomme.

Quelle: NZZ, NYT

Datum: 04.07.2002

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