"A Nation Under God": schon zuviel Religion in der US-Oeffentlichkeit?

afsfs

San Francisco - Verstösst der Gottesbezug im traditionellen amerikanischen Treueschwur auf die Flagge ('A Nation Under God') gegen die Verfassung, die den öffentlichen Raum von religiöser Beeinflussung freihalten will? Ja, meinten zwei von drei Richtern eines US-Bundesgerichts, denn die dabei gebrauchte Formulierung verletze die in der Verfassung festgeschriebene Trennung zwischen Kirche und Staat. Das Urteil wurde am Mittwoch in San Francisco veröffentlicht. US-Präsident George Bush hatte für den Entscheid nur Unverständnis und Empörung übrig.

An vielen Schulen wird zu Unterrichtsbeginn ein "Treueschwur" (Pledge of Allegiance) abgelegt, der lautet: "Ich schwöre Treue auf die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika und die Republik, für die sie steht, eine Nation unter Gott, unteilbar, mit Freiheit und Gerechtigkeit für jeden." Zwar wird grundsätzlich kein Schüler zum Nachsprechen dieser Formel gezwungen, doch sehen die Richter gleichwohl eine Zwangslage für die Kinder. Sie hätten nur die Möglichkeit, die Formel zu sprechen oder durch ihr Schweigen dagegen zu protestieren. Da zudem Lehrer verpflichtet seien, den Treueschwur vorzusprechen, werde auch ihnen Zwang angetan. Ein Atheist aus Sacramento hatte gegen den obligatorischen Treueeid an der Schule geklagt.

Der Präsidenten-Sprecher Ari Fleischer sagte, das Urteil sei "falsch" und man werde nach geeigneten juristischen Möglichkeiten suchen, dagegen anzugehen. Fleischer gab zu bedenken, dass die Trennung zwischen Staat und Kirche ohnehin nicht streng eingehalten werde. So beginne der Kongress seine Sitzungen mit einem Gebet, zudem verweise die Unabhängigkeitserklärung der USA auf Gott, und auch auf jedem Dollarschein sei das Wort Gott aufgedruckt. Der demokratische Senatsführer Tom Daschle nannte den Richterspruch "einfach verrückt" und kündigte ebenfalls rechtliche Schritte gegen das Urteil an, das derzeit auf neun Bundesstaaten Auswirkung hat.

Der ursprüngliche "Treueschwur", 1892 von einem baptistischen Geistlichen geschrieben, enthielt die Formulierung "unter Gott" noch nicht. Sie wurde erst vor rund 60 Jahren in der Ära McCarthy und auf Druck des einflussreichen katholischen Kolumbus-Ritterordens eingeführt. Derzeit wird der Treueschwur in 26 US-Bundesstaaten zu Schulbeginn gesprochen.

Datum: 01.07.2002
Quelle: Kipa

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