US-Bischof hofft auf vatikanisches OK zu Missbrauchskodex

Bischof Wilton Gregory

Washington, (Kipa) Auf die rasche Zustimmung des Vatikan zu den neuen US-Richtlinien für den Umgang mit pädophilen Priestern hofft der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Wilton Gregory.

Der Vatikan habe den Entwurf gesehen, und die Verantwortlichen seien sich "der Schwere des Problems bewusst", sagte Gregory am Sonntag in einem Interview des US-Fernsehsenders NBC. Auch habe der Vatikan den Willen geäussert, mit der US-Kirche zusammenzuarbeiten. Mit endgültiger Sicherheit könne er jedoch nicht sagen, ob der Vatikan sein Okay gebe, meinte der Bischof.

Auf den Einwand, im Vatikan gebe es Kreise, die christliche Vergebung auch für des sexuellen Missbrauchs überführte Priester propagierten, meinte Gregory: "Die Priester, die Fehler gemacht haben, haben Verzeihung erlangt; viele haben ihren Frieden mit Gott geschlossen." Der Bischof fügte hinzu: "Aber ihr Verhalten zieht Konsequenzen nach sich, und diese Konsequenzen bedeuten, dass ein Bischof es nicht riskieren kann, dass in Zukunft ein Kind zu Schaden kommt."

Im Ausland seien die juristischen Strukturen nicht bekannt, in die US-Bürger eingebunden seien. Daher sei er "nicht überrascht", dass anderswo Versöhnung und Verzeihung statt notwendiger Verfahrensmassnahmen in den Mittelpunkt gestellt würden.

Bischofsverantwortung

Zur Frage nach möglichen Rücktritten von Bischöfen im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal meinte Gregory, das sei ein wichtiges Thema, aber eines, das Papst Johannes Paul II. einbeziehe. "Der Papst ist derjenige, der Bischöfe ernennt", sagte Gregory. Kein Bischof lebe "auf einer Insel". Daher müsse die Diskussion, wie Bischöfe mit ihrer Verantwortung umgehen, auch in Zukunft landesweit geführt werden.

Der Bischof unterstrich erneut, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern ein Verbrechen sei. Niemand, der jemals Minderjährige missbraucht habe, werde "sich weiterhin als Priester präsentieren dürfen". Derartigen Geistlichen würde gleichsam ihre "Arbeitslizenz" entzogen, ähnlich wie es bei Ärzten oder Anwälten vorkomme. Weiter betonte Gregory, dass die neuen Richtlinien zum Schutz von Kindern im Prinzip auch auf Ordensgemeinschaften zuträfen. Das müsse allerdings noch "festgezurrt werden".

Pädophile Priester: US-Bischöfe unklar über praktische Folgen

Unklarheit herrscht bei zahlreichen Bischöfen, wie die in Dallas beschlossenen Richtlinien bezüglich des Umgangs mit pädophilen Geistlichen in die Praxis umgesetzt werden können. So sagte Bischof Joseph Imesch von Joliet vor Journalisten, kein des Missbrauchs überführter Geistlicher werde in seiner Diözese "auch nur irgendeinen Posten" übernehmen können. Pensionierte Sexualtäter im Priestergewand würden allerdings ihre Rentenzahlungen weiter erhalten.

Chicagos Kardinal Francis George sagte, er sei sich noch nicht klar, ob ein derartiger Priester etwa für Büroarbeiten eingesetzt werden könne, wenn diese Tätigkeiten nicht das Tragen des Priesterkragens erforderten. "Wir haben so weit noch nicht gedacht, ich weiss es einfach nicht", fügte der Kardinal hinzu. Bischof Anthony Pilla von Cleveland meinte, keiner der gefassten Beschlüsse sei "absolut klar". Allerdings sei es auch gar nicht möglich gewesen, Bestimmungen für jeden denkbaren Fall zu finden.

Bischofsrücktritte

Bischof Michael Pfeifer von San Angelo in Texas sagte Journalisten, er erhoffe sich von der neuen "Behörde für den Schutz von Kindern und Jugendlichen" positive Auswirkungen, insbesondere weil deren Vorsitzender, Oklahomas Gouverneur, Frank Keating, ein hohes Ansehen geniesse und Durchsetzungskraft habe. "Wenn die Behörde den Rücktritt eines Bischofs empfiehlt und dies dann nicht geschieht, werden wir meiner Ansicht nach eine neue Krise bekommen", sagte Pfeifer.

Nach unbestätigten Informationen sollen einige Bischöfe bei der Konferenz in Dallas den Rücktritt von Amtsbrüdern gefordert haben, die pädophile Priester gedeckt haben. Namen seien nicht genannt worden, aber die Hinweise hätten sich unter anderem auf Bostons Kardinal Bernard Law bezogen. Imesch sagte unter Hinweis auf den Kardinal: "Den Bischöfen tut er leid, aber sie haben auch den Eindruck, dass er ein Stück weit für das, was geschehen ist, verantwortlich ist." Law selbst hatte sich bei der Tagung für seinen Umgang mit pädophilen Priestern entschuldigt.

Datum: 20.06.2002
Quelle: Kipa

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