Christen sollen auf die Politik Europas Einfluss nehmen

Budapest. Die sozialen Probleme in den Städten Europas werden ohne die Hilfe engagierter Christen nicht zu lösen sein. Diese Überzeugung äusserte der ehemalige Vizepräsident des Europäischen Parlamentes, der Brite Sir Fred Catherwood (EVP), beim evangelikalen Kongress “Hope 21” in Budapest. Catherwood, der von 1989 bis 1992 als Vizepräsident amtierte, berichtete von einer englischen Stadt, die besonders unter Arbeitslosigkeit und zerbrochenen Familien leide.

Dort habe ihm sogar der muslimische Bürgermeister gesagt: “Wir brauchen die Hilfe der christlichen Gemeinden.”

Die Sozialsysteme der Industrienationen verkraften nach Catherwoods Einschätzung den “gesellschaftlichen Kollaps” nicht mehr lange. Seine Beobachtung: christliche Gemeinden, die sich besonders stark sozial engagierten, sind wachsende Gemeinden. Dieses Muster sieht der Politiker auch bei den ersten Christen. Diese hätten nicht zuerst für Erweckung gebetet, sondern sich um den Nächsten gekümmert.

Auch der säkulare Staat ist nach Catherwoods Auffassung auf Christen angewiesen. “Der Staat soll sagen, was legal und was illegal ist. Die Kirche soll sagen, was richtig und was falsch ist. Wenn der Staat sagt, was richtig und was falsch ist, haben wir Totalitarismus.” Christen sollten deshalb das Bewusstsein für biblische Wertmassstäbe wachhalten.

Für eine positive Sicht der sogenannten Konstantinischen Wende, als das Christentum im Römischen Reich anerkannt wurde und in Folge Europas Länder von Christen beherrscht wurden, sprach sich der holländische Theologe Wim Rietkerk (Utrecht) aus. Es seien in der Geschichte durch christliche Herrscher “schreckliche Fehler” gemacht worden – etwa die Kreuzzüge.

“Die Konstantinische Wende war aber nicht ein Sündenfall, sondern Gottes Wille der Erneuerung für diesen Kontinent.” Das Evangelium habe Wirtschaft, Kultur und Werteordnung positiv beeinflusst. Die allgemein anerkannten Menschenrechte seien “Früchte der biblischen Offenbarung”. Allerdings seien diese Früchte in Europa gefährdet, wenn sie von ihren Wurzeln, dem Christentum, abgerissen würden, so der reformierte Theologe.

Die scheidende Beauftragte der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) bei der EU, Julia Doxat-Purser (Brüssel), ermutigte Christen dazu, auf die Politik Europas Einfluss zu nehmen. Beispielsweise hätten sie den biblischen Auftrag, für die Obrigkeit zu beten: “Die Europäische Union ist heute ein Teil der Obrigkeit – ob uns das gefällt oder nicht.” Die Chancen, bei EU-Parlamentariern mit evangelikalen Anliegen Gehör zu finden, schätzt Frau Doxat-Purser relativ hoch ein. Es gebe wenige gesellschaftliche Gruppen, die wie die Evangelikalen gesamteuropäisch organisiert seien. Die EEA vereint in 28 nationalen Allianzen rund zehn Millionen Mitglieder. “Das sind mehr, als ein einzelner Europa-Abgeordneter an Stimmen hinter sich bekommen kann.” Julia Doxat-Purser hat ihr Amt als EEA-Beauftragte nach achteinhalb Jahren abgegeben. Ihr Nachfolger ist der Belgier Jean-Pierre Herman.

Datum: 05.05.2002
Quelle: idea Deutschland

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