Kirchliche Kritik an palästinensischen Führern nimmt zu

Berlin. In der evangelischen Kirche nimmt die Kritik an den Führern des palästinensischen Volkes zu. Vor der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg sagte Bischof Wolfgang Huber (Berlin), dass Terroraktionen gegen die israelische Zivilbevölkerung durch nichts zu rechtfertigen seien. Es wirke „gespenstisch, dass Jassir Arafat als politischer Verantwortlicher Träger des Friedensnobelpreises ist“. Huber hofft, dass die Palästinenser die Kraft aufbringen, den Selbstmordattentaten unzweideutig entgegenzutreten. Auch die Fortsetzung der gegenwärtigen israelischen Politik sei kein Ausweg aus der Gewalt. Kritik an der „demütigenden Siedlungs-, Besetzungs-und Kontrollpolitik Israels“ sei notwendig.

Nach Ansicht des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Manfred Kock (Düsseldorf), kann man Israels Politik unter drei Voraussetzungen kritisieren: Man müsse zugleich den Terror der Palästinenser verurteilen, die israelische Regierung dürfe nicht mit „den“ Juden gleichgesetzt werden, und besonders Deutsche müssten auf ihre Wortwahl achten. Begriffe wie „Vernichtungskrieg“ gegen die Palästinenser, wie Norbert Blüm (CDU) sagte, oder Jürgen Möllemanns (FDP) Überlegungen, dass er den Krieg ins Feindesland tragen würde, lehnt Kock ab. Christen müssten entschieden gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland vorgehen, wie er sich beispielsweise an der Behauptung einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung zeige.

Nach Angaben des anglikanischen Bischofs von Jerusalem, Riah Abu El Assal, haben in den vergangenen Monaten rund 1.450 Christen die Gegend um Bethlehem verlassen. Damit nehme die christliche Stimme im Geburtsland des Christentums weiter ab, sagte der Bischof bei einer Konsultation des Evangelischen Missionswerks in Südwestdeutschland in Beirut. Gegenwärtig seien etwa 1,5 Prozent der palästinensischen Bevölkerung Christen. Laut Abu El Assal ist die „unerträgliche Situation durch die militärische Besatzung“ für die Auswanderung verantwortlich.

Datum: 02.05.2002
Quelle: idea Deutschland

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