Evolution und Glaube

Anlass in Basel: Wie ist das genau mit der Evolution?

Junge Christen aus Basel liessen sich von einem Uniprofessor die Evolutionstheorie «aus erster Hand» erklären. Walter Salzburger tat das sehr anschaulich, wollte sich aber nicht zu religiösen Fragen äussern.
Walter Salzburger, Evolutionsbiologe an der Uni Basel
Walter Salzburger im Gespräch

Das Team der «Fabrikdialoge» in Basel hat sich für die dritte Ausgabe an ein grosses Thema gewagt. Unter der Überschrift «Hat Darwin Gott begraben?» wurde der Evolutionsbiologe Walter Salzburger von der Universität Basel in die Lehenmatthalle eingeladen. Salzburger, ein renommierter junger Wissenschaftler, hat sich auf die Erforschung der Buntbarscharten in den grossen ost­afrika­nischen Seen spezialisiert.

Eine Fachperson «aus erster Hand» hören

«Unser Ziel war es, die Evolutionslehre genauer zu verstehen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Religion einen Schritt weiterzubringen», erklärt Pascal Forrer, der den Abend moderierte. Man wollte einmal eine Fachperson «aus erster Hand» über dieses, in christlichen Kreisen polarisierende Thema hören, ergänzt Silas Deutscher (29) vom Vorbereitungsteam.

Walter Salzburger erklärte nüchtern und anschaulich die grundlegende Geschichte, die Prinzipien und Funktionsweisen der Evolutionslehre, angefangen bei den Beobachtungen von Charles Darwin auf den Galapagosinseln. Dort hatte Darwin mehrere Arten von Finken entdeckt, die ausschliesslich auf diesen Inseln vorkommen. Ihre unterschiedlichen Schnabelformen legten nahe, dass sie sich an ihre jeweiligen Lebensräume ideal angepasst hatten. Das Modell der Entstehung von Arten durch natürliche Selektion war geboren. Seit Charles Darwin seine Beobachtungen 1859 im Buch «Über die Entstehung der Arten» veröffentlichte, hätten sich seine grundlegenden Annahmen stets erhärtet, so Salzburger, etwa durch die Erkenntnisse der Vererbungslehre und der Genetik, von denen Darwin noch keine Ahnung hatte.

Beginn des Lebens ist «Black Box»

Der Evolutions-Forscher gab aber auch zu bedenken, dass in der Wissenschaft grundsätzlich der Zweifel mitschwinge. Vor allem über die Entstehung des Lebens wisse man nicht «im Detail» Bescheid. Der Anfang des Lebens könne in gewisser Weise als eine Art «Black Box» bezeichnet werden, da man weder die damaligen Bedingungen noch die «Ur-Moleküle» reproduzieren könne. Das «Leben» definierte Salzburger über die Fähigkeit der «Replikation aus sich selbst». Diese Fähigkeit musste in den Molekülen bereits angelegt sein.

Während des Vortrags konnten die Besucher ihre Fragen via Smartphone an den Referenten richten. «Es sind etwa 50 bis 60 Fragen eingegangen», sagt Silas Deutscher gegenüber idea. In einem zweiten Teil sollte auf die Fragen eingegangen werden, wofür leider wenig Zeit blieb.

«Kein fundamentaler Widerspruch zwischen Naturwissenschaft und christlicher Theologie»

In einer Podiumsrunde nahmen die Theologen Silas Deutscher und Raphael Fabry sowie der Nano-Wissenschaftler Nicolas Glaser (31) auf der Bühne Platz. Ein kontroverses Gespräch mit dem Referenten kam allerdings kaum zustande. Das lag einerseits daran, dass Walter Salzburger schon im Vorfeld klargemacht habe, dass er sich nicht zu religiösen und philosophischen Fragen äussern werde, da sie nicht sein Gebiet seien. Auf der anderen Seite fehlte ein Fachmann, der mit Salzburger über biologische Fragen hätte diskutieren können.

Und so beschränkte man sich darauf, die Seite der Theologie darzustellen. Silas Deutscher sieht «keinen fundamentalen Widerspruch zwischen der Naturwissenschaft und der christlichen Theologie, solang beide nicht in selbstherrlicher Manier ihren Gegenstand überschreiten.» Wie unsere Welt aus dem Nichts entstanden sei, sei keine naturwissenschaftliche, sondern eine philosophische Frage. Darum habe Darwin Gott auch nicht begraben. «Wer so was behauptet, tritt jede wissenschaftliche Redlichkeit mit Füssen.» Auf sein Fazit angesprochen meint er: «Das Ziel des Rahmens, ein 'Problembewusstsein' aufzureissen, ist sicherlich gelungen.» Doch beim nächsten Mal müsse mehr Platz für Fragen und Gespräch sein, eventuell in Form einer Tagung.

Die Fabrikdialoge

Die Fabrikdialoge sind Themenabende, die von einer Gruppe junger Christen aus verschiedenen Kirchen ins Leben gerufen wurden. Ziel ist es, Wissenschaft und Glaube ins direkte Gespräch miteinander zu bringen, vor allem in den Gebieten Philosophie, Ethik und Naturwissenschaft. Es geht den Veranstaltern um den Dialog und das Zuhören. Nach den Referaten und Streit­gesprächen ist Platz für Fragen in Diskussionsrunden sowie beim Apéro. «Hat Darwin Gott begraben?», war der dritte Anlass in der Lehenmatthalle in Basel, wo auch das ICF Basel seine Veranstaltungen durchführt.

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Datum: 29.09.2017
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: idea Spektrum Schweiz

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