Zugvögel: Rechtes Auge orientiert sich am Magnetfeld

Zugvögel

Bochum. Forscher der Ruhr-Universität haben eine Antwort darauf gefunden, wie der weitgehend unerforschte Sinn, der Magnetsinn, funktioniert. Dieser Sinn hat zur Folge, dass Zugvögel immer den richtigen Weg finden. Sie nutzen das Magnetfeld der Erde, um sich zu orientieren.

Wie das Team um Onur Güntürkün und Helmut Prior, Abteilung Biopsychologie in Zusammenarbeit mit dem Zoologischen Institut der Universität Frankfurt herausfand, nehmen die Tiere das Magnetfeld ausschließlich über das rechte Auge und mit der linken Hirnhälfte wahr. So erscheint es ihnen vermutlich als plastisches Objekt, an dem sie sich orientieren können, heißt es in einer Aussendung der Ruhr-Uni.

"Das Magnetorientierungssystem findet Eingang über das rechte Auge der Tiere", erklärte Güntürkün. "Es benutzt quasi das visuelle System, um sich Zugang zur Wahrnehmung zu verschaffen". Aus diesem Ergebnis schließen die Wissenschaftler, dass die Tiere den magnetischen Norden tatsächlich mit dem Auge wahrnehmen können, und zwar mit der linken Hirnhälfte, die auch für das Sehen von Objekten zuständig ist. Die Zugvögel wissen zu jeder Tages- und Nachtzeit, wo der magnetische Norden liegt.

"Herausgefunden haben wir das in einem eigentlich trivialen Experiment", so Güntürkün. Die Biopsychologen fingen Rotkehlchen ein, die gerade auf ihrer Nordwanderung waren, und sperrten sie über Nacht in einen Trichter (Bild), der mit Papier ausgekleidet war. Die "Zugunruhe" der Vögel äußerte sich in Kratzspuren auf dem Papier, anhand derer sich die Zugrichtung ablesen ließ.

Das Ergebnis zeigte, dass die Tiere ausschließlich nach Norden wollten. In einem zweiten Schritt benutzten die Forscher Augenkappen, um den Tieren abwechselnd das linke und rechte Auge zu verdecken. Wurde das rechte Auge abgedeckt, hatten die Tiere keinerlei Orientierung mehr, ohne das linke zeigten die Kratzspuren wieder gegen Norden. Setzten die Wissenschaftler so genannte Helmholtz-Spulen ein, die das Magnetfeld umkehren, tendierten die Tiere in Richtung Süden, denen das linke Auge verdeckt worden war.

Das Magnetorientierungssystem ist ein Sinn, der Zugvögeln hilft, ihren Weg zu finden. Ohne das visuelle System wäre der Magnetsinn wirkungslos, so dass sich beide Wahrnehmungsmechanismen sinnvoll ergänzen. Tiere, die überwiegend nachts ziehen, nutzen zudem die Sterne, um sich zu orientieren, andere, u.a. Tauben, nutzen auch den Sonnenkompass oder den Geruch von Landschaften.

Datum: 07.10.2002
Quelle: pte online

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