Soziale Medien

Mit einem Mini-Werbebudget weltbekannt werden

«Nicht nur christliche Organisationen, sondern auch säkulare Firmen in der Schweiz und in Deutschland leben bei den sozialen Medien zum Teil noch im Mittelalter», behauptet Kommunikationsberater Markus Döbeli. Er zeigt mit einem einfachen Beispiel, worauf es ankommt.
Mixer-Werbung

Vieles von dem, was man über klassische Werbung zu wissen glaubt, kann man in den sozialen Medien vergessen. Hier geht es darum, im Dialog auf die Argumente des Gegenübers einzugehen. Belehrung ist verpönt, aber sehr gut kommen lustige und unterhaltende Beiträge an. Gefragt sind Überraschung, Emotionen und manchmal auch eine gesunde Portion Selbstironie.

Worauf es in den sozialen Medien ankommt, zeigt das Beispiel des Mixerherstellers Blendtec eindrücklich. Die Firma stellt einen äusserst stabilen Standmixer mit einem überdurchschnittlich starken Rotiermesser her – ein Mixer im oberen Preissegment. Ausgerechnet in einer Zeit, wo vor ein paar Jahren alle vom neuen iPhone redeten, wollte Blendtec ihren Mixer bewerben. Total verrückt ist, mit welchem Budget der Mixerhersteller gegen das Millionenbudget von Apple antrat. Der Marketing-Direktor George Wright erhielt von Blendtec den Auftrag, sich mit dem Werbebudget von 50 US-Dollar eine Kampagne auszudenken, um die Mixer bekannt zu machen.

Mit diesem bescheidenen Marketingbudget kaufte Wright einen weissen Laborkittel und den Domainnamen www.willitblend.com. Er filmte den Unternehmensgründer Tom Dickson, wie er im Mixer ein iPhone schredderte und die Aktion mit folgenden Worten ankündete: «I love my new iPhone, but will it blend?» Dann startete er den Mixer: Übrig blieb vom iPhone ein Häuflein Staub mit kleinsten Metallteilen.

Das Video stellte er anschliessend auf YouTube und auf die eigene Webseite. Weitere «Schredder-Videos» folgten. 

Was diese Videos auslösten, ist beispiellos

Allein auf YouTube wurden die Videos über 190 Millionen Mal angesehen. Auch in den andern sozialen Medien hatten diese «Mixer-Videos» eine millionenfache Resonanz. Der Umsatz der Firma Blendtec stieg in kurzer Zeit um sagenhafte 700 Prozent. George Wright wurde rund um den Globus eingeladen, um über die Erfolgsgeschichte zu berichten.

Heute ist der Mixer von Blendtec weltweit als der «Power-Mixer» bekannt, der nicht nur ein iPhone, sondern auch einen Besenstiel zu Sägemehl verkleinert. Andere Firmen haben ähnliche Mixer, aber davon redet niemand.

Die Videos von Blendtec haben heute Kultstatus. Der Mixer verkauft sich längst nicht nur in Gastronomiebetrieben. Viele Privatpersonen finden es inzwischen «cool», im «iPhone-Mixer» vor den Augen ihrer Gäste Tomaten zu schreddern oder einen Cocktail zuzubereiten.

Unterhaltende Inhalte statt Werbung

Mag sein, dass dem einen oder anderen die «Schredder-Videos» von Blendtec nicht gefallen. Entscheidend ist, dass man für die eigene Organisation oder Firma unterhaltende Geschichten finden, die dem eigenen Stil entsprechen.

Was für alle Medien gilt, gilt für die sozialen Medien noch viel mehr: Die Leute finden das interessant, was sich vom Alltäglichen unterscheidet. Wenn alle Leute vom neuen iPhone reden, dann schreddert Tom Dickson das Gerät im Mixer.

Mit landläufiger Werbung erreicht man die werbetechnischen Ziele in den sozialen Medien kaum und riskiert im schlimmsten Fall sogar böse Kritik der Internet-User. Informationen mit einem unterhaltenden Inhalt verbreiten sich oft alleine und ernten kaum Kritik.

Kreativität und eine clevere, professionelle Strategie sind in den sozialen Medien viel wichtiger, als ein grosses Werbebudget.

Datum: 17.06.2013
Autor: Markus Döbeli
Quelle: Jesus.ch

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