Kommentar

Spiritualität für eine ökologische Politik

Wo bleibt das Bewusstsein, wie kunstvoll und genial Gott die Vorgänge der Natur miteinander verknüpft hat?

Immer noch verhandeln Delegierte aus rund 190 Ländern über ein neues internationales Klimaabkommen. Ein Erfolg der Konferenz ist ungewiss. Es gibt Kritiker, die behaupten, der Klimawandel sei eine Lüge. Es habe schon immer kältere und wärmere Phasen auf der Erde gegeben. Nicht der Mensch sei für den derzeitigen Anstieg der Temperaturen verantwortlich, sondern ein ganz natürliches Phänomen.

Unmittelbar vor Beginn des Klimagipfels in Kopenhagen haben die Skeptiker Auftrieb bekommen, nachdem E-Mails führender Klimaforscher aus mehr als zehn Jahren gehackt und veröffentlicht wurden. Darin sollen sich die Wissenschaftler unter anderem über die «Idioten» der Klimaskeptiker auslassen und beratschlagen, wie sie kritische Studien unterdrücken können.

Verdoppelt sich der CO2-Gehalt der Luft, steigt die globale Mitteltemperatur um 2 bis 4 Grad an - das scheint festzustehen. Der Mensch dreht also doch an der Klimaschraube. Ob von Menschen verursacht, nur ein natürliches Phänomen oder eine Kombination: Man kann immer deutlicher erkennen, wie sehr der Klimawandel die Armut verschärft, weltweit Leben bedroht und Ungerechtigkeit verstärkt. Es ist nur gerecht, dass die Länder, deren Wohlstandsentwicklung den Klimawandel beeinflusst, klimaverträgliche Lösungen beschliessen. Die Welt kann nicht nur in einem Land, sie muss weltweit bewahrt werden. Eine solche Praxis kann auch dazu beitragen, neue soziale und internationale Konflikte zu vermeiden, die sich aus dem Verbrauch und der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen ergeben.

Wie also sollte der Mensch mit der Natur angesichts aller dieser Einsichten umgehen? In der Bibel im Psalm 24 wird daran erinnert, dass letztlich die Welt nicht dem Menschen gehöre, sondern dass die «Erde des Herrn» sei. Die Erde war einmal eine wunderbarer Planet mit sauberer Luft, reinem Wasser und gesunden Böden. Der Mensch wird nie wieder in solche paradiesische Zustände zurückkehren können - auch wenn er sich noch so ökologisch und politisch korrekt verhält.

Das heisst jetzt aber nicht, die Haltung einzunehmen zu dürfen: Es ist nun mal so, das ist doch alles vorbestimmt. Insgesamt haben Christen die Aufgabe vernachlässigt, diese Erde verantwortungsvoll zu verwalten und zu bewahren. Wo bleibt das Bewusstsein, wie kunstvoll und genial Gott die Vorgänge der Natur miteinander verknüpft und voneinander abhängig gemacht hat? Wenn die Energie, welche für theologische Streitigkeiten verschwendet wird, mehr für solche existentielle Fragen der Menscheit verwendet würde, sähe die Welt heute anders aus. Ohne ökologische Spiritualität wird auch keine ökologische Politik gelingen.

Datum: 15.12.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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