Studie

Eine gesunde Umwelt zahlt sich aus

Umweltschutz und Erhaltung von Naturgebieten bringen grosse Gewinne. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie, die von den Vereinten Nationen und zahlreichen Staaten unterstützt wird.
Kaffeestrauch in Costa Rica.

Ein Beispiel wie viel Umweltschutz bringen kann, bietet sich etwa in Costa Rica. Dort haben intakte Waldgebiete um Kaffeeplantagen einen um 20 Prozent höheren Ertrag gebracht, da sie Bestäuberinsekten als Schutz dienen. Der Schutz von Grasland in der neuseeländischen Region Otago sorgt für eine optimale Trinkwasserversorgung. Das erspart jährlich Kosten von 100 Mio. Dollar, die dadurch entstehen, dass das Wasser von woanders herbeigebracht werden müsste.

Schutz effektiver als Erhalt

Mehr als 1100 Studien hat das Forscherteam um Pavhan Sukhdev, Ökonom der Deutschen Bank, evaluiert. Untersucht wurden verschiedene Ökosysteme in verschiedenen Ländern. Der Nutzen von Naturlandschaften beträgt das 25- bis 100-fache der Kosten, die zum Erhalt notwendig waren. «Wir können das mit ziemlicher Sicherheit sagen», meint der Experte.

Ein weiteres positives Beispiel bieten die Mangroven vor der Küste Vietnams. Die Regierung des Landes hat für die Aufforstung von rund 12‘000 Hektar Mangroven insgesamt 1,1 Millionen Dollar ausgegeben, erspart sich dabei allerdings Dämme und Schutzwälle im Wert von rund 7,3 Millionen Dollar.

Der Politik den ökologischen Wert vermitteln

Experten haben immer wieder gefordert, marine Schutzgebiete auszuweiten - um vor allem Fischgründe, aber auch wertvolle Ökosysteme wie Korallenriffe oder Seegraswiesen zu schützen. Auch dafür gebe es starke wirtschaftliche Argumente. Die Ausdehnung von Schutzgebieten von derzeit einem auf 30 Prozent würde etwa 40 bis 50 Milliarden Dollar jährlich kosten. Der Nutzen hingegen liege bei vier bis fünf Billionen Dollar, so Sukhdev.

«Solche Berechnungen des ökonomischen Wertes von komplexen Ökosystemen sind wohl aus der Schwierigkeit entstanden, Entscheidungsträgern in der Politik den ökologischen Wert eines Ökosystems zu vermitteln», meint Wild.

Die Menschheit verliert durch die Umweltzerstörung mehr Geld als durch die Finanzkrise. Besonders teuer ist die Abholzung von Wäldern weltweit. Sie verursacht Schäden bis zu fünf Billionen Dollar pro Jahr, ergab eine EU-Studie.

Kirchen sollten handeln

Der Umweltbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Friedhelm Blüthner, sieht die Kirchen im Kampf gegen die Klima-Erwärmung in einer Vorreiterrolle. «Die Bewahrung der Schöpfung, also der Einsatz für unsere Umwelt, ist ein ureigenes und biblisch begründetes Anliegen der Kirchen», meint der Theologe. Die Kirchen müssten durch glaubwürdiges Handeln zeigen, wie die Schöpfung geschützt werden könne. «Wir müssen die Sache in die Hand nehmen. Der angestammte Platz der Kirchen ist der vermeintlich verlorene Posten.»

Blüthner organisierte gestern in Bremen erstmals einen zentralen «Tag der Schöpfung», den er auch als Zeichen des Aufbruchs versteht. «Mit Gemeindeaktionen und dem richtigen Kaufverhalten ermöglichen wir Zukunft.» Das Bewusstsein dafür wachse in der Kirche und werde etwa durch steigende Energiepreise noch verstärkt.

Klimaschutz bei Schweizer Kirchgemeinden

«Die Kirchen in der Schweiz waren nie Vorreiter in Sachen Umweltschutz», sagt Kurt Zaugg-Ott, Leiter des Vereins «Oeku Kirche und Umwelt» gegenüber der Nachrichtenagentur Kipa. Der Verein leistet den Hauptteil der ökumenischen kirchlichen Umweltarbeit für die Schweiz. Als Erfolg kann Zaugg einige Gemeinden aufzählen, die sich aktiv und erfolgreich gegen den Klimawandel engagieren. Kantonale oder gar landesweite Programme der Kirchen fehlen aber weiterhin, beklagt er. Geldnot in der eigenen Gemeinde werde oft als Entschuldigung vorgebracht, sich nicht in Umweltfragen zu engagieren, sagt Zaugg.

Dass sich so wenige Kirchgemeinden für umweltrelevante Themen interessieren, liege daran, dass die «Theologie wahnsinnig anthropozentrisch» sei, sagt Sandra Begré, Pfarrerin in der umweltaktiven Gemeinde Thun Strättligen BE. Im Neuen Testament stehe die Beziehung zwischen Gott und Mensch im Mittelpunkt. Es ginge darum, beispielsweise im Bereich Entwicklungshilfe umfassende und nicht bloss «humanitätslastige» Projekte zu unterstützen, argumentiert Evelyn Kamber vom Hilfswerk Brot für alle. Sie wünscht sich, dass Armutskrise und Klimakrise als ein einziges Problem gesehen werden.

Dass die Klimakonferenz von Kopenhagen zu einem Aufbruch auch in den Kirchenreihen führen könnte, hält man für unrealistisch. «Zu abstrakt» seien die Klimaziele für die Menschen, sagt Kamber. Ein Umdenken erwartet sie erst, wenn mit dem neuen CO2-Gesetz schweizweit verbindliche Vorgaben getroffen werden. Diese sind dann auch für Kirchgemeinden bindend.

Quelle: pte/RNA/Kipa

Datum: 19.11.2009

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