Ergänzungsmittel

Versteckte tierische Produkte in der Nahrung

Kaum ein Lebensmittel kommt heute ohne Ergänzungsmittel ins Regal. Der Grund: Sie sollen möglichst lange haltbar sein. Was weniger bekannt ist: ob Brezel, Käse, Obstsäfte oder Süssigkeiten - in vielen Lebensmitteln stecken oft Anteile oder Spuren von Schlachttieren, ohne dass es auf der Verpackung steht.
Was kaufen wir mit, ohne es zu wissen?

Früher wurden Lebensmittel durch den Zusatz von Zucker, Salz oder Rauch konserviert. Heute stehen uns Hunderte von Zusatzstoffen zur Verfügung, die Geschmack, Farbe und Konsistenz unserer Nahrung verbessern sollen. Die meisten werden künstlich hergestellt und gelten als gesundheitsgefährdend.

Ausserdem, ob Brezel, Käse, Obstsäfte oder Süssigkeiten - in vielen Lebensmitteln stecken oft Anteile oder Spuren von Schlachttieren, ohne dass es leicht erkennbar auf der Verpackung steht. Für Menschen, die bewusst keine tierischen Produkte essen wollen, ist das ein massives Problem. Auch Allergiker sind auf genaue Angaben angewiesen. Andere, wie etwa Muslime, dürfen aus religiösen Gründen bestimmte Fleischarten - vor allem Schweine - nicht verzehren.

Zur Herstellung von Brezeln verwenden einige Bäcker Schweineschmalz, viele Käsesorten werden noch mit Lab aus Kälbermägen produziert. In Süssigkeiten wie Gummibärchen, Marshmallows oder Schokoküssen findet sich Gelatine - ein Geliermittel aus Tierhäuten, -knochen und -knorpel.

Kirchen werben für eine bewusstere Ernährung

Momentan ist die Produktbezeichnung «vegetarisch» rechtlich in Deutschland nicht genau definiert. «Rein theoretisch kann man bislang auch eine Mettwurst vegetarisch nennen», beklagt Sebastian Zösch vom Vegetarierbund Deutschland. Dabei wächst das Interesse an rein pflanzlichen Nahrungsmitteln. Auch die Kirchen werben am Erntedankfest am 4. Oktober für eine bewusstere Ernährung.

Rituell unrein

Gelatine kommt auch bei der Klärung und Filtrierung von klaren Fruchtsäften zum Einsatz. Zwar wird die Gelatine letztlich wieder aus dem Saft entfernt, der verbleibende klare Saft gilt jedoch vielen strenggläubigen Muslime als rituell unrein. Häufig bestehen auch Medikamentenkapseln aus einer Gelatine-Ummantelung, die sich im Körper auflöst.

Zösch wirbt für das europäische «V-Label», ein grünes «V» auf gelbem Kreis, durch das der Verbraucher auf einen Blick erkennen kann, ob ein Produkt vegetarisch ist. Vergeben wird es von Vegetarierorganisationen.

Selbst grosse Konzerne wie Nestlé und McDonalds hätten bereits Interesse am V-Label bekundet, erklärt Zösch. Es gebe zurzeit zudem Verhandlungen auf politischer Ebene, um die Begriffe vegetarisch und vegan schützen zu lassen. Auch viele Muslime, die die Speisegesetze des Islam beachten, wollen genauer wissen, ob in den Produkten unerlaubte tierische Stoffe verarbeitet werden.

Schweiz fortschrittlicher?

Die Schweiz ist da schon weiter. In der Eidgenossenschaft können Lebensmittel als «vegetarisch» oder «ovo-lacto-vegetarisch» oder «ovo-lacto-vegetabil» bezeichnet werden, wenn sie keinerlei Stoffe tierischer Herkunft enthalten - mit Ausnahme von Milch, Milchbestandteilen wie Laktose, Eiern, Eibestandteilen oder Honig. Als «vegan» gelten Lebensmittel, wenn sie überhaupt keine Zutaten tierischer Herkunft enthalten, also auch keine Milch oder Eier.

Die politischen Hauptauseinandersetzungen um die Lebensmittelkennzeichnung laufen allerdings auf anderen Feldern, räumt die Bundestagsabgeordnete Nicole Maisch (Grüne) ein. Beispiel sei etwa die Ampelkennzeichnung über den Gehalt von Zucker, Fett und Salz. Sie halte aber nichts davon, die Nährwertkennzeichnung um eine Aussage über den vegetarischen Status von Lebensmitteln zu ergänzen. Das seien «zwei unterschiedliche Dinge und zwei unterschiedliche Zielgruppen».

Auch Maisch plädiert für eine bessere Kennzeichnung von Nahrungsmitteln, die Teile von geschlachteten Tieren enthalten. «Aus gesundheitlichen und umweltpolitischen Aspekten wollen immer mehr Leute vegetarisch leben», sagte das Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Bundestages. Sie unterstütze daher das sogenannte V-Label auf europäischer Ebene.

Thema wird aufkommen

Nach Ansicht von Maisch, selbst Vegetarierin, wird das Thema Fleischkonsum in der politischen Debatte in Zukunft eine stärkere Rolle spielen. Das müsse nicht immer kompletten Verzicht bedeuten, dabei könne es auch um eine Fleischreduktion gehen. Der Fleischkonsum und der damit verbundene Rohstoffverbrauch bei der Tiermast gilt als eine der Ursachen für den Klimawandel.

In Deutschland gibt es inzwischen fünf bis sechs Millionen Vegetarier, schätzt der Vegetarierbund Deutschland. Man könne zudem davon ausgehen, dass zehn Prozent der Vegetarier vegan leben, also keinerlei tierischen Produkte wie Butter, Milch und Eier konsumieren.

Datum: 28.09.2009
Quelle: Livenet / epd

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