Kirchliche Hilfswerke

Petition "Gerechtigkeit im Klimawandel" gestartet

Kirchliche Hilfswerke fordern mit einer Petition, dass der Klimaschutz das Recht auf Entwicklung der Menschen im Süden einschliesst. Sie haben eine Petition ‚Gerechtigkeit im Klimawandel‘ lanciert. Sie verlangt vom Bundesrat, sich für dieses Ziel einzusetzen.
(Foto:WWF)
Beat Dietschy

Die Petition von Brot für alle (reformiert), Fastenopfer und ‚Partner sein‘ (römisch- bzw. christ-katholisch) soll dem Bundesrat um Ostern zum Ende der Fastenkampagne 2009 übergeben werden. Die Unterschriften werden vor allem auch während der Fastenkampagne der Hilfswerke Anfang kommenden Jahres gesammelt.

Die Petition betrifft die laufenden politischen Prozesse zum Klimaschutz. Im Dezember 2009 werden die Uno-Mitgliedstaaten bei einer Konferenz in Kopenhagen (Dänemark) das neue Klimaabkommen "Post-Kyoto-Protokoll" verabschieden. Bereits in diesem Dezember werden an einer Uno-Konferenz in Posen (Polen) die Weichen für das neue Klimaabkommen gestellt. Als Mitglied der Uno hat die Schweiz etwas mitzureden.

Schweiz soll im Ausland mitwirken

Die Schweiz verfüge zwar theoretisch über genügend Wissen und finanzielle Mittel, um den CO2-Ausstoss bis 2025 auf Null zu reduzieren - was aber praktisch gar nicht möglich sei, denn einen CO2-Ausstoss werde es immer geben, erklärte Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik beim evangelischen Hilfswerk Brot für alle, am Mittwoch, 5. November, an einer Pressekonferenz in Bern. Darum laute die Forderung der Hilfswerke: Die Schweiz soll eine Verringerung ihrer CO2-Emissionen bis 2025 im Inland um 40 Prozent anstreben und gleichzeitig dazu beitragen, dass im Ausland eine entsprechende Reduktion erreicht wird.

Fastenopfer-Direktor Antonio Hautle mahnte, die Uhr stehe auf "fünf nach Zwölf". Jede Verzögerung im Kampf gegen die Klimaerwärmung fördere einen Temperaturanstieg weit über zwei Celsius hinaus. Ein Anstieg von über zwei Celsius werde zu katastrophalen Folgen vor allem auch in armen Ländern führen. Es sei notwendig, neben der Entwicklungshilfe zusätzlich finanzielle Mittel für den Kampf gegen die Klimaerwärmung einzusetzen.

Die technischen und auch wirtschaftlichen Möglichkeiten im Kampf gegen die Klimaerwärmung seien zwischen armen Ländern und Industriestaaten unterschiedlich verteilt. Die armen Länder dürften durch den Kampf gegen den Klimawandel nicht zusätzlich belastet werden, das Recht der Entwicklungsländer auf Entwicklung dürfe nicht beschnitten werden.

Kirchen und Kirchenbasis gefordert

Der Direktor des katholischen Hilfswerks geht davon aus, dass in der politischen Debatte die Kirchen und die Kirchenbasis einen nicht unbedeutenden Druck auf die politischen Entscheidungsträger ausüben können. Der Schweizer Bundesrat müsse in der Klimadiskussion eine Führungsrolle übernehmen, das Ziel könne aber nicht ohne eine wirksame Unterstützung durch das Volk erreicht werden.

Es brauche Länder wie die Schweiz, die in der Klimadebatte voranschreiten. Die Hilfswerke wollen mit ihrer Bildungsarbeit und Sensibilisierung durch Kampagnen der Regierung dabei zur Seite stehen, so Hautle.

Naturkatastrophen als wachsende Bedrohung

Die Erwärmung des Erdballs habe schwerwiegende Folgen, warnte Miges Baumann. Bereits vor Jahren wiesen die Einwohner von Inselstaaten im Pazifik darauf hin, dass durch die steigenden Meere ihre Inseln überflutet werden. Der Treibhauseffekt habe aber auch auf den Kontinenten Folgen. Zu befürchten seien wachsender Hunger, Durst und Armut. Baumann: "Frühes Handeln wird die wirtschaftlichen Kosten verkleinern und auch die sozialen Folgekosten werden tiefer sein, indem Dürren, Überschwemmungen, Stürme, Konflikte, Vertreibungen und Todesfälle verhindert werden können."

Die Schweiz ist nicht allein

Die Schweizer Aktion "Gerechtigkeit im Klimawandel" ist international vernetzt. Damit erhalte sie mehr Durchschlagskraft. Das sei auch nötig, weil "unser aller Überleben und das Wohl der künftigen Generationen heute entschieden werden", sagte der Zentralsekretär von Brot für alle, Beat Dietschy, in Bern. Die Petition "Gerechtigkeit im Klimawandel" findet in Absprache findet mit den beiden internationalen Netzwerken Aprodev und CIDSE statt.

CIDSE ist das Netzwerk von 16 Organisationen wie das Fastenopfer in Europa und Nordamerika, Aprodev jenes von 17 protestantischen Entwicklungsorganisationen in Europa. Dietschy erklärte in Bern, diese Organisationen werden sich bemühen, dass auch die Vertreter von Ländern des Südens Zugang haben werden zu den internationalen Konferenzen zur Klimaerwähnung, um dort ihre Anliegen direkt vorbringen zu können.

CIDSE-Gärten als Kampagneträger

Das zentrale Element der Klimakampagne der CIDSE werden Gärten sein. Das Netzwerk führt seine Kampagne gemeinsam mit Caritas Internationalis durch, die 163 Mitgliedorganisationen in aller Welt zählt. Die Gärten symbolisieren einen Ort, wo etwas wächst. Auf internationaler Ebene müsse gemeinsam etwas wachsen, betonte Dietschy. Gleichzeitig symbolisieren diese Gärten aber auch die Notwendigkeit südlicher Länder, selber etwas zu unternehmen und beispielsweise gegen die Bodenerosion vorzugehen.

Diese Gärten sollen an verschiedenen Orten real angelegt werden, aber auch auf dem Internet gehegt und gepflegt werden. Eine Internet-Seite mit diesen Online-Gärten soll demnächst aufgeschaltet werden. Jeder Besucher der Webseite von Fastenopfer oder einer anderen CIDSE-Mitgliederorganisation kann dann in einem virtuellen Garten eine Pflanze setzen und ihre Gedeihen mitverfolgen.

Gleichzeitig unterstützen die virtuellen Gärtner die Schweizer Petition an den Bundesrat sowie Petitionen in anderen Ländern. Die Unterschriften werden europaweit gesammelt und vor der Konferenz in Kopenhagen dem EU-Präsidenten übergeben.

Artikel zum Thema: «Der Klimawandel wird zu mehr hungernden Menschen führen»

Datum: 07.11.2008
Quelle: Kipa

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