Freiburger Professorin

«Familien brauchen Chillen und Schmutz»

Die Freiburger Psychologin und Psychotherapeutin Simone Munsch, brachte es auf einer Tagung der Universität auf den Punkt: «Familien brauchen Chillen und Schmutz». Oder etwas differenzierter ausgedrückt: Gesunde Familien befinden sich in einem Zustand, in dem sie ihre Lasten und die Erwartungen aus ihrer Umwelt mit positiven Emotionen ausbalancieren können.
Simone Munsch

Nicht die dauerhaft harmonische Familie ist gesund und glücklich. Sondern die Familie, die Stress zu bewältigen weiss und dabei viele positive Emotionen miteinander erlebt. Gerade schwierige Zeiten und Herausforderungen stärken den Zusammenhalt und schweissen die Familie zusammen. 

Familiäres Immunsystem

Simone Munsch, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie und Leiterin des Zentrums für Psychologische Beratung und Psychotherapie an der Universität Fribourg, verglich diese Erkenntnis mit dem Aufbau des Immunsystems. Wenn dieses nicht herausgefordert wird, wird es schwach und ist nicht mehr in der Lage, auf Angriffe zu reagieren. Dies äussert sich zum Beispiel darin, dass seit der Einhaltung der wichtigsten Hygienevorschriften die Kindersterblichkeit massiv gesunken ist. Doch die heutigen Kinder weisen viel öfter Allergien auf als früher, als ihr Immunsystem noch durch mannigfaltige Angriffe gestärkt wurde.

Beste Arznei gegen Depression

Einen besonderen Einfluss auf das Familienleben haben dennoch die positiven Emotionen, insbesondere die Liebe. Hirnforscher haben entdeckt, dass sowohl durch die romantische wie auch die mütterliche Liebe die gleichen Regionen des Gehirns blockiert werden, welche zum Beispiel Depressionen hervorrufen können. Solche Menschen sind freier in ihrer Entfaltung und ihrer Erlebnisfähigkeit sowie im Denkvermögen und ihrer Aufmerksamkeit. Und: Das Risiko für Depression ist um den Faktor 5 tiefer, wenn ein Mensch sich sozial eingebunden und unterstützt weiss. 

Simone Munsch sprach an der Tagung «Lebensphasen der Familie – Chancen und Herausforderungen» am 13. Juni an der Universität Fribourg. Die Tagung wurde vom Institut von Familienforschung und -beratung der Universität in Zusammenarbeit mit mehreren Familienorganisationen veranstaltet. Sie thematisierte die Herausforderungen in den Phasen von Familien mit Kleinkindern bis hin zu Familien mit alten Menschen, die – meist von ihren Töchtern – betreut werden.

Datum: 18.06.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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