Europas Bevölkerung

Mehr und zu wenig Kinder

Nach dem neusten Demografiebericht der EU-Kommission haben Europäerinnen zwar wieder mehr Kinder, doch allein Migranten verhindern den Bevölkerungsschwund – vorerst. Die Lebenserwartung steigt jährlich um mehr als zwei Monate. In Deutschland ist das Durchschnittsalter mit 44,2 Jahren am höchsten.
Kinder bei einem Ausflug an der Nordsee.
In den Gassen von Korfu.

Der dritte Demografie-Bericht von Eurostat gibt für 2009 im Schnitt der 27 EU-Länder 1,60 Kinder pro Frau an. 2003 waren es 1,47 gewesen. Die Demografen schliessen, «dass wir eine bessere Politik benötigen, die Eltern dabei unterstützt, mit den Zwängen einer modernen Gesellschaft zurechtzukommen».

Deutschland wie der Süden

In der Statistik reicht Südeuropa bis nach Deutschland: Frauen in Deutschland hatten 2009 im Durchschnitt 1,36 Kinder, Spanierinnen 1,40 und Italienerinnen 1,42, Däninnen dagegen 1,84, Schwedinnen 1,94, Französinnen 2,00 und Holländerinnen 1,79 Kinder. (In der Schweiz brachten die einheimischen Frauen 1,40 Kinder zur Welt, die Ausländerinnen 1,82 – insgesamt 1,50). Die Demografen sehen Anzeichen, «dass die Geburtenraten mit steigendem Wohlstand auch wieder steigen, nachdem zuvor jahrzehntelang genau das Gegenteil der Fall gewesen war».

Zwischen Beruf und Familie

Europameister im Kinderkriegen sind die Irinnen mit 2,07. Für den Erhalt der Bevölkerung ohne Zuwanderung sollten im Durchschnitt 2,1 Kinder geboren werden. Die EU-Forscher plädieren für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Etwa fünf Millionen Kinder werden jährlich in den EU-Ländern geboren; gegen zwei Millionen Migranten kommen an.

Gesellschaft altert

Da die Lebenserwartung innert fünf Jahrzehnten um zehn Jahre zugenommen hat, werden europaweit im Jahre 2060 zwölf Prozent der Menschen 80 Jahre oder älter sein. Die Überalterung der Gesellschaft ist der herrschende Trend. In Deutschland wird er sich besonders auswirken, weil die Geburtenrate nach wie vor am unteren Ende liegt und die Einwanderungsbilanz ins Minus gerutscht ist. Die Bevölkerung in Deutschland werde deshalb bis 2050 um zehn Prozent schrumpfen, heisst es.

Bald weniger Erwerbstätige

Die Statistiker gehen davon aus, dass ab 2014 die Bevölkerung der EU im Erwerbsalter abnehmen wird. Grund: Die Baby-Boomer-Generation kommt ins Pensionsalter. 2010 kamen drei Erwerbstätige auf einen, der Betreuung oder Pflege braucht (unter 19 oder über 65). 2060 könnte das Verhältnis 1:1 betragen.

Weniger Geborgenheit

Zu denken gibt, dass immer mehr Kinder unehelich zur Welt kommen. In Frankreich waren es 2009 53 von 100, in Schweden 54, in Estland 59, in Deutschland 33 und in Italien 23 (gegenüber 9 im Jahr 2000). EU-weit stieg der Anteil der unehelichen Kinder von 17,4 (1990) auf 27,4 (2000) und 37,4 (2009). In der Schweiz waren 17 von 100 Frauen, die ein Kind zur Welt brachten, nicht verheiratet.

EU-Demografie-Bericht (deutsche Zusammenfassung auf Seiten 21-27)

Datum: 13.04.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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