Stiftung für die Familie

Was Kinder über Sex wissen sollten

So nicht: Die Schweizerische Stiftung für die Familie SSF wendet sich entschieden gegen eine obligatorische Sexualaufklärung in Kindergarten und Schule. In einem Offenen Brief konfrontiert die SSF die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen* mit ihren Argumenten.
www.familie

Sehr geehrter Herr Cirigliano
Sie sind Richter und Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) und haben kürzlich in den Medien der Deutschschweiz den neuen Bericht über die Sexualität der Schweizer Jugend vorgestellt. Der Bericht fordert eine bessere Sexualerziehung und appelliert an die Eltern, ihre Medienkompetenz zu verbessern, um ihren Nachwuchs die nötigen Leitlinien beim Umgang mit neuen Medien zu geben.

Die EKKJ hat ein Thema aufgenommen, das vielleicht noch nie so schwer zu bewältigen war wie heute. Es ist aber ihr Verdienst, dass sie es aufs Tapet gebracht hat. Auf allen möglichen Kanälen sind Jugendliche nicht nur von exzessiver medialer Gewalt umgeben - dieser Aspekt wurde in letzter Zeit häufig thematisiert -, sondern auch von harten pornografischen Produktionen in allen Spielarten. Das Internet schiesst hier Unrat aus allen Rohren.

Ihr Rezept dagegen: Jugendliche müssen mehr über Sexualität wissen (und sie praktizieren), also soll die Schule darüber reden, schon ab dem Kindergarten. Zweitens sollen die Eltern sich kundig machen, damit sie ihren Nachwuchs anleiten können, mit der Flut umzugehen, die über Internet, Videos, Handys etc auf sie einströmt.

Für uns sind die Vorschläge gut gemeint, aber nicht konsistent.

Erstens legen viele Eltern Wert darauf, die Sexualerziehung selbst in die Hand zu nehmen. Vielen wird es nicht wohl sein beim Gedanken, dass die Kindergärtnerin ihrem Kind Wissen über Sex beibringen soll. Es ist eine heikle Materie mit vielen Ungewissheiten betreffs Auswirkungen auf die Entwicklung und fordert gerade im frühen Kindesalter von Pädagogen hohe Kompetenz. Dass Eltern ihr Kind nicht einmal von Sexualunterricht dispensieren dürften, ist im Blick auf Menschen aus andern Kulturen problematisch; auch für Schweizer Eltern mit einer starken Wertehaltung wäre ein Obligatorium verfehlt.

Zweitens: Bei der Bewältigung der sexuellen Medienflut appellieren Sie wie viele andere erneut an die Verantwortung der Eltern. Gerade in diesem Bereich werden aber viele Eltern noch stärker herausgefordert sein, als wenn sie mit ihren Kindern über die Sexualität reden. Die Pornoindustrie findet ständig neue Kanäle, um die Jugend emotional und finanziell auszubeuten, mit nachhaltigen Folgen. Viele Eltern hinken mit ihrem technischen Wissen ständig hinter ihrem Nachwuchs her und müssten permanent weitergebildet werden.

Obwohl es technisch möglich ist, destruktive Websites zu sperren oder auch deren Provider in die Verantwortung einzubeziehen, wird diese Forderung an die Behörden von Ihnen nicht einmal als Option erhoben. Im Bereich der Kinderpornografie gibt es griffige Instrumente und Sanktionen gegen Fehlbare. Weshalb nicht auch bei harter Pornografie, deren Weitergabe an Jugendliche verboten ist. Weshalb sollen nicht die Anbieter verpflichtet werden, dafür zu sorgen, dass ihre Produkte für Jugendliche nicht zugänglich sind? Erste Schritte in diese Richtung haben zum Beispiel Mobiltelefonanbierter aus eigener Initiative schon getan.

Es genügt nicht, bei den Verirrungen des zügellosen Marktes immer mehr die Eltern in Pflicht zu nehmen. Wir wissen ja, dass man gerade diejenigen Eltern kaum erreicht, deren Kinder am meisten von der pornografischen Schmutzflut bedroht sind.

Wir bitten Sie, auch die Justizbehörden des Bundes an ihre Pflicht zu erinnern.

Ihre Schweizerische Stiftung für die Familie www.familie-ist-zukunft.ch

*In der Medienmitteilung der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen EKKJ vom 16. Oktober 2009 heisst es:
"...Sexualerziehung ist ein Prozess, der schon früh beginnt und ab dem Kindergarten bis zum Schulabschluss (und darüber hinaus) einen Platz im Unterricht benötigt. Auf gesamtschweizerischer Ebene fehlen nach wie vor einheitliche und verbindliche Richtlinien. Sprachregionale und kantonale Unterschiede sowie eine unterschiedliche Handhabung von Schulhaus zu Schulhaus (oder gar von Lehrperson von Lehrperson) innerhalb einer einzigen Region, zeigen, dass der Stellenwert der Sexualerziehung sehr gering ist und Berührungsängste andauern. Des Weiteren, werden nicht alle Schülerinnen und Schüler angehalten, die angebotenen Kurse zu besuchen. Die EKKJ fordert, dass kein Kind von der Sexualerziehung an der Schule dispensiert werden darf..."

"Sexualerziehung geht alle etwas an": Alle Infos zur Medienkonferenz der EKKJ

Datum: 24.10.2009
Quelle: SSF

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