Jugendmedienschutz

Fernsehsender sollen mehr an Kinder als an Quoten denken

Im Fernsehen sollen vermehrt kindgerechte Werte vermittelt werden. Das fordert Wolf-Dieter Ring, Vorsitzender der deutschen «Kommission für Jugendmedienschutz», auf einer Tagung in Berlin. «Die Verantwortung gegenüber dem Gemeinwohl gerät ziemlich schnell aus dem Blickwinkel, wenn Traumquoten erzielt werden.»
96 Prozent der Kinder ab 4 Jahren sehen regelmässig fern – sie sollen kindgerechte Inhalte sehen.

Wenn Sendungen wie «Deutschland sucht den Superstar» wegen der antisozialen Äusserungen über Menschen in die Kritik geraten, wollten die Verantwortlichen dies eher als Geschmacksfrage oder Tabubruch, nicht aber als Jugendschutzverstoss diskutieren. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor schädlichen Medieninhalten müsse Vorrang vor Gewinnmaximierung haben, sagte Ring auf der Fachtagung «Jugendschutz und Fernsehen: Werte im Wettbewerb», zu der die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die KJM am Montag in Berlin eingeladen hatten.

Es geht nicht nur darum, was nicht gesendet wird

Die Verantwortung der Fernsehsender sollte sich laut Ring nicht auf das Vermeiden verbotener Inhalte wie politischer Extremismus oder Pornografie beschränken. Vielmehr sollten TV-Macher ihrem Publikum die Werte einer freien Gesellschaft wie Toleranz und Respekt gegenüber den Mitmenschen vermitteln, forderte Ring. Es müsse ein Weg gefunden werden, «wie die notwendige Gewinnorientierung kommerzieller Medienunternehmen und der Gemeinwohlbezug zusammen realisiert werden können», sagte Ring.

Udo Hahn: «Werte fallen nicht vom Himmel»

Dass gemeinsame Werte der «soziale Kitt» sind und soziale Wärme Kinder «wertmündig» werden lässt, betonte Udo Hahn, der Leiter des Referats Medien und Publizistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): «Werte fallen nicht vom Himmel, sie müssen vermittelt werden.»

Als «Investition in die Zukunft» sieht die Professorin für christliche Publizistik Johanna Haberer ein gutes Fernsehprogramm, das laut Verfassung ein Kulturgut ist. Sie setze auf die «Programmphantasie» der TV-Verantwortlichen, auch moralische Verpflichtungen zu beachten. Roland Rosenstock, Medienpädagoge an der Uni Greifswald, stellte anhand des Beispiels der Sendung «Sportakus» von SuperRTL vor, wie auch Gesundheitsthemen im Fernsehen mit wirtschaftlichem Erfolg produziert werden können. Die Vermarktung von Kinderformaten laufe erfolgreich: «Individuelle Förderung und Erzählungen im Fernsehen schaffen Mehrwert», so Rosenstock.

Fernsehkonsum: 96 Prozent der Kinder ab 4 Jahren

Andrea Holler vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) wies auf einen beinahe allumfassenden Fernsehkonsum auch unter Kindern hin. Nur eine kleine Minderheit der Fernsehanfänger in Deutschland sehe nicht fern, «96 Prozent der Kinder ab vier Jahren lernen, selektieren, interpretieren und nutzen Erfahrungen aus dem TV-Konsum». Wertvoll sei Fernsehen für Kinder dann, «wenn sie die Inhalte verstehen und sich sicher beim Fernsehen fühlen. Elemente, die das Harmoniebedürfnis und das moralische Empfinden der Kinder stören, gefallen Kindern nicht. Sie sind dann überfordert - und an Ängste, die beim Sehen nicht geeigneter Fernsehinhalte entstehen, können sie sich lange erinnern», so Holler.

Bearbeitung: Livenet

Datum: 03.10.2008
Quelle: PRO Medienmagazin

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