Kinder

Die neue Lust an der Grossfamilie

Vor Jahren galt das Einzelkind als Statussymbol. Nun steigen Kinderzahlen wieder, auch Grossfamilien werden häufiger. Medien orten die neue Kinderliebe von Prominenten wie Angelina Jolie und Brad Pitt oder Pirmin und Moni Zurbriggen als Motor. Doch es gibt noch andere Gründe für den neuen Trend.
Sandra Studer mit Kids.

In der Schweiz werden wieder mehr Kinder geboren werden. 2007 waren es 74’494, der höchste Wert seit 2000. Auch 2008 dürfte sich dieser Trend fortsetzen: Die Zahl der Geburten lag von Januar bis Mai um 4,4 Prozent höher als im Vorjahr, stellt die Aargauer Zeitung fest. Die traditionelle 2-Kind-Familie sei ein Auslaufmodell. Denn sowohl die Zahl der kinderlosen Frauen wie auch die Zahl der Grossfamilien ist angestiegen.

„Abends todmüde – aber ich geniesse diese Zeit“

Die Entscheidung falle heute eher zwischen keinem Kind oder dann eben der kinderreichen Grossfamilie, mutmasst die Autorin Silvia Schaub. Kinder haben bedeutet auch für Schweizer Prominente Erfüllung. „Ich konnte mir immer vorstellen, einen Nachzügler zu haben. Ich war selber einer und fand das immer schön“, erzählt die vierfache Mutter und Fernsehmoderatorin Sandra Studer. Im Moment ist sie ganz für ihre Familie da, bevor sie im Herbst wieder in den Beruf einsteigen und Extra-Sendungen moderieren wird. „Es ist streng, aber ich geniesse diese Zeit ungemein, auch wenn ich abends todmüde ins Bett sinke.“

Abenteuer Grossfamilie

Oft entscheiden sozial-ökonomische Faktoren über die Frage nach weiteren Kindern. So sind es häufig Familien mit komfortablem Einkommen und hohem Bildungsstand, die offenbar willens und fähig sind, genug Geld, Zuversicht – und Hilfe – zu mobilisieren, um sich auf das Abenteuer Grossfamilie einzulassen. Das moderne Dritt- und Viertkind ist kein Unterschichtphänomen mehr, sondern eine Errungenschaft der „besseren Kreise“. Georges T. Roos, Gründer und Direktor der European Futurists Conference Lucerne, bestätigt: „Die Familie an sich gewinnt wieder an Bedeutung.“ Während man in den 90er-Jahren eher hedonistisch und individualistisch gelebt habe, sei das Du neben dem Ich wieder wichtiger geworden, meint der Luzerner Zukunftsforscher.

Zwei Kinder – mehr als genug Stress

Nicht immer geben die Finanzen den Ausschlag für weitere Kinder. „Die vernünftige Mittelstandsfamilie fühlt sich heute bei der Erziehung von zwei Kindern oft schon überfordert“, berichtet Käthi Kaufmann, Präsidentin der Interessengemeinschaft 3+. Dabei sei der Aufwand ab drei Kindern gar nicht mehr so einschneidend, sagt die fünffache Mutter.

Bis jetzt haben in der Schweiz nur 10 Prozent aller Familien drei oder mehr Kinder. Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen eine leichte Tendenz nach oben. Während 1990 120’000 Familien mit drei und mehr Kindern gezählt wurden, weisen die Zahlen aus dem Jahr 2000 135’000 Familien auf. Und dies trotz steigendem Erstgeburtsalter der Frauen.

Eins auf den Deckel – ist gesund

Sandra Studer liefert gute Argumente für eine Grossfamilie. „Erstens ist es für Kinder wunderbar zu wissen, dass man in dieser Gemeinschaft aufgehoben ist und getragen wird. Gleichzeitig lernt man, mit Geschwistern zu teilen, das eigene Ego manchmal zurückzustecken und auch mal eins auf den Deckel zu kriegen. Das ist ganz gesund“.

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Datum: 15.08.2008
Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF

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