UNICEF

Das Wohlbefinden von Kindern verbessern

Auf einer von der UNICEF erstellten Rangliste der kinderfreundlichen Länder nimmt die Schweiz den sechsten Platz ein. Die Kinderorganisation der UNO sieht etliche Verbesserungsmöglichkeiten. Deutschland kommt auf Rang 11.


Besser dran: Kinder in Dänemark bei einem Ausflug.

In den letzten Jahren ist die Armut von Familien in den Industrienationen gestiegen, das allgemeine Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen hat sich verschlechtert. Mit der „Report Card 7“ des UNICEF Innocenti Research Center gibt das UNO-Kinderhilfswerk erstmals einen Gesamtüberblick über die Situation von Kindern in den OECD-Ländern. Auf der Rangliste nimmt die Schweiz den sechsten Platz ein, jedoch bedürfe es deutlicher Verbesserungen im Bildungsbereich.

Die erste Gesamtschau über das Wohlbefinden von Kindern in 21 der 30 OECD-Länder soll unter anderem aufzeigen, wie sie ihre Verantwortung gegenüber Kindern wahrnehmen und zur Verfügung stehende Ressourcen für sie einsetzen, wie es die UN-Kinderrechtskonvention vorsieht.

Was der Staat ausrichten kann

Dafür wurden insgesamt 40 Indikatoren aus verschiedenen Studien ausgewertet. Denn das Wohlbefinden von Kindern lasse sich nicht allein an ökonomischen Indikatoren wie dem dem Familieneinkommen ablesen. Der Staat könne durch Familien-, Sozial- und Bildungspolitik entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden von Kindern ausüben. Gemäss der Studie hat kein Land, das weniger als 5 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Familien- und Sozialprogramme ausgibt, eine Armutsrate von unter 15 Prozent. Werden jedoch mehr als 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Familienunterstützungen und Sozialleistungen investiert, liegt die Armut von Kindern bei höchstens 10 Prozent.


Schwarze in den USA.

Mehr Kinder in Armut

An erster Stelle in der Länderrangliste des Wohlbefindens von Kindern liegen die Niederlande, gefolgt von Ländern Nordeuropas, Spanien und der Schweiz. Alle diese Länder bieten Kindern gute Gesundheitseinrichtungen und medizinische Betreuung, haben aber in einzelnen anderen Bereichen Verbesserungspotential. Am Ende der Rangliste der 21 klassierten Länder stehen die Vereinigten Staaten und Grossbritannien. Die Daten zur Situation der Industrienationen der letzten Jahre zeigen, dass in 17 von 24 OECD-Staaten die Armut von Kindern und Familien zugenommen hat.

Viele erleben Gewalt

Der gute sechste Platz der Schweiz geht auf den hohen Wohlstand, auf das hohe subjektive Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen sowie auf die Qualität von sozialen Beziehungen zurück. So weist die Schweiz gemäss einer Studie aus dem Jahr 2001 die besten Werte unter den Industrienationen bei den Freundschaftsbeziehungen aus. 81,4 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, dass sie Unterstützung durch Kollegen und Freunde erhalten. Demgegenüber beginnen nach Datenerhebungen aus dem Jahre 2001 lediglich 53,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen ihren Schultag mit einem Frühstück, und 40,5 Prozent erfahren in ihrem Alltag psychische Gewalt.


Immigranten-Kind in Südeuropa.

Grosse Unterschiede in Deutschland

Deutschland ist bei der Kinderfreundlichkeit im OECD-Vergleich nur Mittelmass. Wenn sich dies nicht ändere, setze die Bundesrepublik ihre Zukunftsfähigkeit aufs Spiel, sagte die Vorsitzende des Kinderhilfswerks in Deutschland, Heide Simonis, bei der Veröffentlichung der UNICEF-Studie in Berlin.

In einer Teilstudie für Deutschland wird ausserdem darauf hingewiesen, dass sich die Lebenssituation der Kinder in den einzelnen Bundesländern stark unterscheidet. Insbesondere in den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg seien Kinder in hohem Mass armutsgefährdet, während sie in Baden-Württemberg und Bayern in eher guten materiellen und sozialen Verhältnissen aufwüchsen. Untersucht wurden die sechs Faktoren materieller Wohlstand, Gesundheit und Sicherheit, Bildung, Beziehung zu Familie und Freunden, Risikoverhalten und eigene Einschätzung der Kinder und Jugendlichen.

Nicht nur Schule - mit einem Gesamtkonzept fördern

Als Ursache für das schlechte Abschneiden Deutschlands nennen die Autoren der Studie ein fehlendes politisches Gesamtkonzept. Eine zukunftsorientierte Politik für Kinder könne nicht erfolgreich sein, wenn sie sich nur auf einen einzigen Aspekt der kindlichen Entwicklung wie etwa die Schulpolitik konzentriere, erklärte Hans Bertram von der Berliner Humboldt-Universität, der den vergleichenden Report für Deutschland erstellte. Nur mit einem Gesamtkonzept könnten Kinder aus benachteiligten Familien eine faire Chance erhalten.


Vermehrt gefragt sind die Opas!

UNICEF fordert den Ausbau von Kinderkrippen, Kindergärten und Ganztagsschulen. Auch müsse es mehr Bildungs- und Förderangebote zur Integration von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache und aus benachteiligten Familien geben. Nur wenn Kinder unterschiedlicher ethnischer Hintergründe gemeinsam lernen könnten, lasse sich das Auseinanderdriften der Gesellschaft bremsen.

UNICEF Schweiz zur Lage der Kinder
UNICEF Deutschland zur Lage der Kinder
Die Kinder Deutschlands im UNICEF-Vergleich (pdf)
Die Studie als PDF (52 Seiten, englisch)

Quelle: SSF / epd

Datum: 21.02.2007

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