Schule

Wissen Eltern, was in der Schule abgeht?

"Schliesst die Augen, legt eure Arme auf den Tisch und eure Köpfe auf die Arme. Ich werde euch von einer Kassette ein Menuett von Ludwig van Beethoven spielen. Gleichzeitg werde ich die Wörtchen von der Lektion x auf Deutsch vorsprechen, und ihr übersetzt die Wörtchen in aller Ruhe ins Französische."
Meditation
Autogenes Training

So ungefähr verlief ein Teil einer Französisch-Lektion bei einem Kollegen anlässlich eines Schulbesuches. " Was ist daran schon problematisch?" werden sicher einige fragen, "der Lehrer hat versucht, für das Lernen der Wörtchen optimale Bedingungen zu schaffen. Er wollte die Schülerinnen und Schüler vor Ablenkung bewahren. Eigentlich eine gute Idee...."

Hinter dieser "Methodik" stehen ganz klar Elemente der Suggestopädie. Auf meine Frage, ob er die Eltern über seine besondere Art des Unterrichtens informiert habe, zeigte er sich ziemlich erstaunt; dies gehöre doch zur Methodenfreiheit eines Lehrers. Hier liegt einer der wunden Punkte im heutigen Schulalltag: Viele Eltern wissen wenig bis nichts, was sich in der Schule abspielt.

Lehrerweiterbildung wohin?

Ich zitiere ein paar Angebote der Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung unseres Kantons Baselland:

- Brain Gym - Einführung in die Lernkinesiologie
- Autogenes Training
- Zen-Meditation und Achtsamkeit
- Yoga-Einführungskurs
- Energy Wellness
- Einführung in die Trance-Arbeit

Dies stellt nur eine Auswahl dar. Ich gehe davon aus, dass die Lehrerweiterbildung in andern Kantonen ähnlich aussieht. Wieso nimmt diese Art von Kursen zu?

Lehrer als Therapeuten?

Viele Kolleginnen und Kollegen zeigen zunehmend Mühe, mit Freuden unterrichten zu können. Einerseits nimmt die Aufnahmefähigkeit der Schülerinnen und Schüler ab; sozial schwierige Kinder dominieren das Geschehen in der Klasse. Andererseits mischen sich Eltern zunehmend in den Schulalltag ein und verlangen eine Sonderbehandlung ihres Sprösslings.

Je länger je mehr werden Lehrpersonen gezwungen, als Therapeuten zu wirken. Dies gipfelt in einer zeitlichen und auch ausbildungsmässigen Überforderung. Aus dieser unbefriedigenden Situation heraus greifen viele Lehrerinnen und Lehrer zu "neuen" Mitteln.

Keine neutrale Zone

Hier gilt es, wachsam zu sein (oder zu werden), denn jeder Unterrichtende vermittelt auch Weltanschauung. Berthold Meier schreibt in seiner Schrift: „Schule – die grosse Herausforderung“ (S. 13): „Weltanschauung heisst letzten Endes Stellung zu Gott. Insofern ist jeder Erziehende und jeder Unterrichtende, auch der Biologielehrer oder der Mathematiklehrer, ein "religiös" Unterrichtender, das heisst, sein Einfluss zieht das Kind von Gott weg oder bringt ihm Gott näher. Zu meinen, hier eine neutrale Zone haben zu können, ist eine Illusion, die an den Realitäten vorbei geht."

Die Verantwortung der Eltern

Christliche Familien sind gezwungen, hier zu reagieren, denn die Erziehung und die Unterweisung gehören in erster Linie zu den Pflichten und Aufgaben der Eltern. Schon das alte Testament redet in dieser Hinsicht Klartext: „Bringt die Gebote euren Kindern bei! Redet immer und überall davon, ob ihr zu Hause oder unterwegs seid, ob ihr euch schlafen legt oder aufsteht!“ (5. Mose 11,19 )

Was ist zu tun?

Es ist für Eltern wichtig zu wissen, was für eine Weltanschauung die Lehrerinnen und Lehrer ihrer Kinder besitzen. Dies kann vor allem bei Schulbesuchen und in Gesprächen mit der Lehrerschaft in Erfahrung gebracht werden. (Schulbesuche und Elterngespräche gehören für mich nicht in den Bereich der oben erwähnten Einmischung in den Schulalltag).
Ermuntern wir unsere Kinder, daheim zu erzählen, was in der Schule besprochen und gelehrt wird. Vor allem die Kinder in den unteren Primarklassen sind in der Regel ziemlich mitteilungsfreudig. So können wir Ansichten, die nicht unseren Überzeugungen entsprechen, zu Hause von der Bibel her aufarbeiten. Ich rate davon ab, Kinder in die "Diskussions-Arena" mit dem Lehrer oder der Lehrerin zu schicken, denn die Enttäuschungen und negativen Folgen sind häufig gross.
Wenn sich in der Wohnortgemeinde die Möglichkeit bietet, das Kind zu einem gläubigen Lehrer oder zu einer gläubigen Lehrerin zu schicken, sollte die Chance beim Schopf gepackt werden. Allerdings existiert die freie Lehrerwahl an den meisten Orten nicht.
Sie schicken ihr Kind in eine christliche Privatschule. Solche Schulen gibt es in manchen Gegenden unseres Landes. Diese Schulen kann ich nur empfehlen! Ein grosses Problem stellt sich hier bei den Finanzen: Die Eltern müssen beachtliche Beiträge an die Schulen leisten. Obwohl sich die Aufwendungen nach der Höhe der Elternlöhne richten und kinderreiche Familien in den Genuss von grossen Vergünstigungen kommen, bleiben die Beträge recht happig. In neuester Zeit sind einige Kantone dazu übergegangen, Beiträge an die staatlich anerkannten Privatschulen zu entrichten. Dieser Zustupf hilft sicher, beeinflusst aber die schwierige Finanzlage der Schulen nur unwesentlich. Neueste Tendenzen von Schulpolitikern zielen dahin, den Eltern Bildungsgutscheine in die Hand zu drücken; diese könnten bei frei gewählten Schulen eingelöst werden. Ob diese Lösung die Finanzprobleme der Privatschulen verkleinern wird, ist zur Zeit nicht absehbar.

Es bleibt also unsere Aufgabe, täglich intensiv für unsere Kinder zu beten und die Entwicklungen im Bildungssektor genau zu verfolgen.

Autor: Urs Sollberger unterrichtet seit 33 Jahren an der Sekundarschule in Liestal. Er gehört der Freien Missionsgemeinde Lausen an. Er ist verheiratet und Vater dreier erwachsener Söhne, die der Freien Missionsgemeinde angehören.
Quelle: Christus im Brennpunkt, Zeitschrift der Freien Missionsgemeinden, 7 & 8 /2003

Datum: 25.08.2004

Werbung
Livenet Service
Werbung