Jung und Alt

Warum müssen uns Teenager so nerven?

Teenager

"Wie kommst du bloss mit diesen Teenagern zurecht?", werde ich erstaunt gefragt. Ein Gast wundert sich über die jugendliche Atmosphäre in unserem Gästebetrieb. Nicht bloss meine drei Jungs im Alter von 14 bis 18 Jahren beleben unser Hotel. Junge Praktikantinnen und Aushilfen sind auch mit dabei. Teenager fallen auf. Ihre Musik. Ihr Gekicher. Ihre Kleidung. Ihr Provozieren. Ihr Drang nach Freiheit und Auflehnung. Ihre Suche nach der eigenen Identität. Die Jugend bringt auf jeden Fall Leben in die Bude.

Eigentlich komme ich wirklich gut zurecht mit ihnen. Die sagen wenigstens, was sie denken und wollen! Doch manchmal können sie auch ganz schön nerven! Das andauernde SMS-Theater. Die überlaute Musik. Ihr Leben auf Pump. Ihre fürchterlich tief getragenen Hosen. Um nur einiges zu nennen. Aufgefallen ist mir, dass ich mich meist über Nebensächlichkeiten aufrege. Die knallig gelben Markenschuhe, die langen Haare und die Tag und Nacht getragene gelbe Mütze unseres Jüngsten zum Beispiel. Wirklich Nebensächlichkeiten...

Kürzlich wurde ich Zeuge, wie einer unserer Hotelgäste eine 17-jährige Mitarbeiterin kritisierte, weil sie im Service ein für ihn zu kurzes T-Shirt trug. Das machte mich wütend. Kein Dank für die freundliche und sehr kompetente Bedienung. Nur eine zerstörende Kritik. Im Wissen darüber, was die Erwachsenenwelt dieser Frau eh schon alles angetan hat, musste ich mich echt zurückhalten. Nein, nicht nur Teenager nerven. Erwachsene tun es manchmal noch mehr!

Ich möchte es immer mehr lernen, mich weniger von Äusserlichkeiten der Jugend nerven zu lassen. Ihr Umfeld möchte ich aber verändern helfen, damit sie ihren Weg machen können. Ich will mich nicht mehr über lange Haare nerven, sondern darüber, dass es in unserer Gesellschaft möglich ist, dass junge Leute trotz allen Anstrengungen keine Lehrstelle finden. Ich will nicht mehr über die kiffende Jugend schimpfen. Das Problem ist doch eine Erwachsenenwelt, in der nicht viele Vorbilder zu finden sind. Und deren Ziele zu Recht nicht unbedingt als erstrebenswert empfunden werden.

Ich wünschte mir, dass ich für meine Teenager jemand sein kann, der sie ernst nimmt, so wie sie sind. Ich möchte mithelfen, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sie sich entfalten können. Ich möchte ihnen Mut machen, das "Abenteuer Leben" mit Gottes Hilfe zu wagen. Es ist mein Gebet, dass ich ihnen als Christ eine Hilfe und kein Hindernis bin.

Datum: 24.04.2004
Autor: Christoph Gysel
Quelle: Chrischona Magazin

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