Welt-Aids-Tag: Seuche des dritten Jahrtausends

Welt Aids-Tag

Rund 40 Millionen Infizierte – und vergangenes Jahr etwa 3 Millionen Tote: Das sind Zahlen, die einem erschaudern lassen. Seit 1980 sind nach Schätzungen der Welt-Aids-Organisation UNAIDS mehr als 20 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit gestorben. Für die nächsten zwei Jahrzehnte rechnen die Experten gar mit rund 70 Millionen Aids-Toten.

Jedes Jahr kommen laut Weltbevölkerungsfonds UNFPA fünf Millionen Neuinfektionen hinzu, also täglich mehr als 14000. Die Hälfte davon sind Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren. Immer häufiger sind auch Frauen und Mädchen von dem Virus betroffen. Derzeit ist jeder zweite Infizierte weiblich. Diesem Thema widmet sich der Welt-Aids-Tag 2004, der heute Mittwoch am 1. Dezember begangen wird.

Sexuelle Gewalt

Als Ursachen für die zunehmende Zahl weiblicher Infizierter nennen UNFPA-Experten eine fehlende Möglichkeit zur sexuellen Selbstbestimmung sowie sexuelle Gewalt gegen Frauen in Konflikten. So werde in vielen Kriegen Vergewaltigung als Waffe eingesetzt und trage so zur Ausbreitung des Virus bei. Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge belegen zudem Studien, dass dem Aids-Virus ausgesetzte Frauen mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Aids bekommen als Männer - aus sozialen, biologischen und wirtschaftlichen Gründen.

Das gilt vor allem für die Aids-Krisenregion im südlichen Afrika. Dort liegt die Gefährdung für Mädchen und Frauen nach Einschätzung der WHO teilweise bis zu sechs Mal so hoch wie für männliche Jugendliche. Insgesamt ist in manchen Regionen Südafrikas jeder Dritte HIV-positiv, Tendenz steigend. Nach Zahlen von UNAIDS wiesen 2003 zwölf afrikanische Länder Infektionsraten von mehr als 10 Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf, sieben davon über 20 Prozent.

Weitere Problemgebiete sieht die WHO in China, Indien, Indonesien und Russland, zumeist verursacht durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und Drogenspritzen. Allein in Osteuropa sind laut UN-Entwicklungsprogramm UNDP rund 1,8 Millionen Menschen und damit jeder 100. Erwachsene von Aids betroffen.

Keine Hilfe

Während des Völkermords in Ruanda 1994 waren Massenvergewaltigungen an der Tagesordnung. Von den 250.000 vergewaltigten Frauen seien inzwischen 67 Prozent HIV-positiv, so Adesky. Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" (HRW) kritisiert, die vergewaltigten Frauen hätten von der Regierung Ruandas keinen Schutz, keine Hilfen, keine Gerechtigkeit erfahren. "Bis heute warten die 1994 vergewaltigten Frauen und Mädchen zusammen mit anderen Überlebenden des Völkermordes auf finanzielle Entschädigung oder anderweitige Unterstützung", heisst es in einem jüngst in New York vorgelegten Bericht der Organisation.

WE-ACT weiss auch von ungeheuerlichen Grausamkeiten gegen Frauen in anderen afrikanischen Krisenregionen zu berichten. Im Kongo zum Beispiel seien seit 1998 zehntausende Frauen Opfer sexueller Gewalt geworden. Darunter gar drei Jahre alte Mädchen, denen mit Messern, Gewehren und Stöcken Gewalt angetan worden sei. Im Norden Ugandas würden mindestens 20.000 Frauen und Mädchen von der Rebellenmiliz "Lord's Resistance Army" (LRA) als Sexsklavinnen gehalten.

"Bloss Sklaven"

Ein düsteres Bild über die Situation von Frauen in Darfur im Sudan zeichnet ein aktueller Bericht der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai). Frauen berichteten von Massenvergewaltigungen vor den Augen der eigenen Familien. Die Studie zitiert eine 37-jährige Flüchtlingsfrau: "Sie sind glücklich, wenn sie vergewaltigen. Sie singen, wenn sie vergewaltigen. Dann sagen sie uns, wir seien bloss Sklaven." Mit den Vergewaltigungen wollten bewaffnete Banden den Widerstand in den Dörfern brechen und den sozialen Zusammenhalt zerstören, heisst es bei amnesty.

Die ökumenische Organisation "Church World Service" (CWS) wirft der internationalen Gemeinschaft Versagen im Umgang mit der Darfur-Krise vor. CWS-Direktor Reverend John McCullough warnte vor wenigen Tagen in Nairobi, nur zehn Jahre nach dem Genozid in Ruanda stehe die Welt am Rand eines neuen Völkermords. Frauen und Kinder seien die am stärksten von der Krise betroffenen Gruppe.

Nachahmer-Produkte erst nach jahrelangem Ringen

Wie für die meisten der Menschen mit Aids in den Entwicklungsländern haben auch die durch sexuelle Gewalt infizierten Frauen kaum Aussicht auf Aids-Medikamente. Diese Problematik zeigte sich schon bei der Debatte um die Herstellung von Nachahmer-Produkten für Aids-Medikamente, so genannte Generika, und verbilligter Arzneien für Entwicklungsländer. Erst nach jahrelangem Ringen konnten vor gut sechs Monaten internationale Organisationen wie UNO und Weltbank Vereinbarungen mit Pharmakonzernen über Preisnachlässe erzielen. Gewiss ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen die Seuche des dritten Jahrtausends. Um sie zu besiegen, sind aber noch viele weitere nötig.

WE-ACT hat im Sommer zusammen mit der ruandischen Regierung ein Programm gestartet, um Vergewaltigungsopfern die Behandlung mit antiretroviralen Aids-Medikamenten zu ermöglichen. Das Ziel: 30.000 Frauen bis 2007 in die Therapie bringen zu können. Und auch das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Kommentar


Von Bruno Graber

Was tun?

Die neuesten Zahlen der weltweiten Verbreitung von AIDS sind alarmierend und entmutigend. Sie sind alarmierend, insofern sie den starken Anstieg der Zahl der Opfer dieser unheilbaren Krankheit zeigen; sie sind entmutigend, da sie aufweisen, dass die Wissenschaft immer noch nicht diese Geissel bewältigen kann, die die Menschheit heimsucht. So hat sich also der Glaube der Nachkriegszeit an die Allmacht des Menschen als illusorisch erwiesen. Wieder scheint der Tod unbesiegbar zu sein. Dennoch geben alle Staaten und internationale Organisationen ihr Bestes, um Wissenschaftler zu unterstützen, die von medizinischer, psychologischer und sozialer Seite an die Situation herangehen und versuchen, die Ursachen dieser Krankheit und Mittel zum Schutz vor ihr zu entdecken.

Einige Kirchenvertreter sind der Auffassung, dass diese Krankheit eine Strafe Gottes sei, die Folge seines Zornes über den Ungehorsam der Menschen gegenüber seinem Gesetz. Viele Prediger haben hierzu beigetragen, indem sie sündhafte Menschen anklagen, sie würden gerechtermassen bestraft. Nach ihrer Anschauung straft Gott die Sünder so.

Gemäss der Bibel findet aber Gott keinen Gefallen an menschlichem Leid. Gott ist nicht verantwortlich für dieses Leiden, denn er ist gütig, barmherzig und vergebungsvoll. Gott ist Liebe. Der Sünder selbst ist verantwortlich für sein Leid. Es ist seine freie und unbeeinflusste Entscheidung zu sündigen - da Gott nicht in die menschliche Angelegenheiten eingreift. Der Sünder selbst hat entschieden, Gottes Gnade zurückzuweisen. Und der, der Gottes Gesetz bricht, straft sich selbst, nicht Gott.

Der amerikanische Schauspieler Antony Perkins sagte kurz vor seinem Tod: „Viele Menschen denken, dass Aids eine Strafe Gottes sei. Ich glaube, dass es geschickt wurde, damit Menschen lernen einander zu lieben, Mitleid und Verständnis zu haben. Ich habe mehr über Liebe und Uneigennützigkeit von Kranken gelernt als irgendwo sonst in dieser wettbewerbsorientierten und gnadenlosen Welt".

Oftmals führt Gesundheit zur Sünde und Krankheit zum Heil. Nach dem ersten Schock setzten sich Aids-Patienten mit dem Gedanken an den Tod auseinander, kommen näher zu Gott. Ein Aids-Patient kann mehr Gnade Gottes besitzen als ein Gesunder.

Dennoch kann man deshalb nicht über die Hintergründe von Aids hinwegschauen. Unter der Maske der "sexuellen Befreiung" wurden Perversionen von vielen Menschen akzeptiert. Die Folgen der Zügellosigkeit im menschlichen Verhalten zeigt Auswirkungen. Die Sexualität ist ein Geschenk Gottes an uns. Die Befriedigung der Triebe ist nur die eine Seite der Sexualität. Ein wahres Sexualleben beinhaltet nicht nur nehmen, sondern auch geben; es ist hauptsächlich geben. Die Sexualität wurde von den anderen grundlegenden Seiten unseres Lebens isoliert, und das Ergebnis ist Aids. Unsere Gesellschaft unterstützt und verzeiht flüchtige und voreheliche sexuelle Beziehungen, sogar Ehebruch. Diese Auffassung erweist sich aber jetzt als manchmal tödlich.

Die beste Lösung wäre die Rückkehr zur Familie, der monogamen sexuellen Beziehung. Die Menschen sollten zu ihrem Guten bereuen, nicht zur zeitweilig. Wenn vielleicht einmal AIDS heilbar wird; dann werden viele vermutlich wieder ihre "Unabhängigkeit" erklären - bis eine neue Krankheit sie wieder zu Sinnen bringt.

Die Handlungsweise gegen Aids von Regierungen basiert auf dem Motto: "Sag Ja zur Liebe, Nein zu Aids", und das Kondom scheint das Schutzmittel gegen die Krankheit. Ich denke, dies führt zu einem toten Punkt: Aids mit Kondomen zu bekämpfen ist wie Lungenkrebs mit Zigarettenfiltern zu bekämpfen.

Es wäre besser, wir lehrten unseren Kindern die christliche Lebensweise. Wir können Menschen nicht dazu ermutigen, ein verkehrtes Sexualleben zu haben, welches das Geistige vom Biologischen trennt und Sexualität zu einer automatischen und mechanischen Handlung degradiert. Der Staat sollte auch die Komponente Moral propagieren und den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgen: "Der beste Weg zu vermeiden, sich Aids durch Sex zuzuziehen, ist, eine monogame Beziehung mit einem treuen Partner zu haben oder überhaupt kein Sexualleben zu führen. Wenn nicht, so muss Sex mit Prostituierten oder Menschen, die viele Sexualpartner hatten, vermieden werden. Jemand, der Sex mit irgendjemandem hat, der infiziert sein könnte, muss während des gesamten Verkehrs ein Kondom benutzen", so die WHO.

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Datum: 01.12.2004
Quelle: Kipa

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