Diskussion über Ethik und Glaube im Magazin "stern"

der Stern

Das Schicksal der siamesischen Zwillinge Lea und Tabea hat nicht nur weltweites Interesse gefunden, sondern auch viele Diskussionen ausgelöst. Das Magazin "stern", das die Exklusivrechte über die dramatische Geschichte der Familie Block hat, druckte auch einen Auszug der Leserreaktionen ab.

Am 15. September hatte ein 50-köpfiges Ärzteteam die Trennungsoperation der am Kopf zusammen gewachsenen Mädchen vorgenommen. Die einjährige Tabea überlebte die Operation nicht. Lea ist diese Woche ein zweites Mal operiert worden. Die Ärzte nennen ihren Zustand "kritisch, aber stabil".

Die Eltern der siamesischen Zwillinge, Nelly und Peter Block, müssen nun nicht nur mit ihrer Trauer und Anspannung fertig werden, sondern sehen sich auch massiver Kritik und Unverständnis ausgesetzt. So schreibt ein Leser des "stern" beispielsweise: "Was bringt die Eltern dazu, an einen Gott zu glauben, der ihre Kinder leiden lässt?"

„Doppelmoral“

Ein anderer Leser sieht "eine Doppelmoral der Eltern, die die Ärzte Gott spielen lassen". Ein Absender spricht gar von "religiösem Wahn.., in dem Menschen vergessen, dass sie nicht einem imaginären Gott, sondern ihren Kindern verpflichtet sind, die ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben haben".

Andere Briefschreiber möchten die hohen Operationskosten lieber anderweitig verwenden: "Bei allem Mitgefühl für die Eltern - die horrenden Operationskosten würden ausreichen, Hunderten armen Kindern das Überleben zu ermöglichen." Neben diesen Reaktionen gibt es auch mutmachende Worte und Anteilnahme weltweit.

Etliche Leserinnen und Leser äusserten sich positiv über den christlichen Glauben der Eltern, zu dem diese offen stehen. Gelobt werden auch die Autoren der Beiträge über die Operation, die "die Intimsphäre der Familie wahren".

Entscheidung respektieren

Einer der beiden Chefredakteure des "stern", Thomas Osterkorn, überschreibt sein Editorial mit: "Respekt vor Mut und Glauben!" Er fordert dazu auf, die Entscheidung der Eltern zu respektieren, "auch, wenn wir selbst vielleicht nicht den Glauben, den Mut und die Kraft gehabt hätten".

Der "stern" zitiert den Vorsitzenden der Ethik-Kommission der Akademie für Kindermedizin, Prof. Volker von Löwenich: "Wer das Leben als Geschenk Gottes betrachtet, möchte seinem Kind auch ein würdiges Leben ermöglichen. (...)Wenn ein Kind es nicht schafft, ist das immer noch besser, als wenn zwei aneinander gekettet leben müssen“.

Datum: 27.09.2004
Quelle: KEP

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung