Kindsmissbrauch im Internet

Gewiefte Geschäftemacher missbrauchen im Internet die kindliche Neugier.

Katrin Hartmann, die Geschäftsleiterin von Kinderschutz Schweiz, stellt eine «grosse Ignoranz» gegenüber Gewalt an Kindern. Die NZZ brachte ein Porträt der 39-jährigen dreifachen Mutter, in dem sie nicht nur auf die Gewaltproblematik im Elternhaus eingeht, sondern auch auf eine neue Quellen von Kindsmissbrauch: das Internet.

Vor zwei Jahren stiess Hartmann zu Ecpat Switzerland, einer Organisation, die als Teil eines internationalen Netzwerks gegen Kinderprostitution und -pornografie kämpft und die sich 2002 mit Kinderschutz Schweiz zusammengeschlossen hat.

Die Situation der Kinder hierzulande beurteilt Katrin Hartmann als zwiespältig. Zwar würden Kinder heute stärker als Persönlichkeiten wahrgenommen, die eigene Rechte hätten und mit denen die Erwachsenen nicht mehr nach Belieben verfahren könnten. Gleichzeitig sähen sie sich aber neuen Gefahren ausgesetzt, allen voran der Pornografie im Internet. Dass im Rahmen der internationalen Polizeiaktion gegen den amerikanischen Internetanbieter «Landslide» in der Schweiz vergangenes Jahr gegen über tausend Personen wegen Kinderpornografie ermittelt wurde, ist für Katrin Hartmann keine Überraschung. Sie sei um den Skandal richtiggehend froh gewesen, erzählt sie. Die schockierenden Ermittlungen hätten die Politik endlich aufgerüttelt und auf Bundesebene zu parlamentarischen Vorstössen geführt, die ein verstärktes Vorgehen gegen die Internetkriminalität forderten.

Dies sei bitter nötig, denn im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liege die Schweiz hier arg im Rückstand. So habe man in Bundesbern das Internetmonitoring, wie es im Ausland schon lange mit einer grossen Zahl von Spezialisten praktiziert werde, jahrelang vernachlässigt. Seit wenigen Monaten ist die seit langem geforderte nationale Koordinationsstelle nun zwar in Betrieb, doch für Katrin Hartmann in ungenügendem Umfang. Lediglich eine Handvoll Polizisten durchforsteten das Internet nach Websites mit kriminellem Inhalt – viel zu wenig, um wirksame Arbeit leisten zu können.

Soweit der NZZ-Artikel. Den Beobachtungen von Katrin Hartmann wird zustimmen, wer selbst Kinder und Jugendliche betreut, die zwischendurch mal im Internet surfen. Die Sexbranche hat sich hier auf eine Weise etabliert, dass sie kaum mehr umgangen werden kann. Fast jeder Provider bietet schon auf den ersten Blick Zugang zu „Erotikseiten“, die dann ganz leicht zu harter Pornografie führen. Mit einem Klick werden Programme und Bilder heruntergeladen, die dann nur schwer von der Festplatte entfernt werden können. Filterprogramme bieten da nur begrenzten Schutz. Hier ist ein Geschäftszweig am Werk, der ohne Hemmungen nicht nur die Gedankenwelt bereits von Kindern vergiftet, sondern sich schon früh künftige Kunden rekrutiert. Ein Kinderschutz, der diese Art von Ausbeutung und Missbrauch nicht ins Visier nimmt, erfüllt seine Aufgabe nicht. Den Forderungen von Hartmann ist also voll zuzustimmen.

Quelle: Livenet/ NZZ

Datum: 17.09.2003
Autor: Fritz Imhof

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