Staat ohne Moral in Sachen Sex: „Ein tragischer Wendepunkt“ für Amerika

Anthony M. Kennedy

Wenige Wochen nach der Legalisierung der Homo-Ehe im kanadischen Gliedstaat Ontario haben Schwule und Lesben in Nordamerika erneut Grund zum Feiern: Am Donnerstag hat das Oberste Gericht der USA mit 6 zu 3 Stimmen ein Gesetz des Staates Texas aufgehoben, das Sex zwischen Personen gleichen Geschlechts verbietet. Schwule und Lesben haben laut der Mehrheit der Richter „Anrecht auf Respekt für ihr privates Leben“. Wie Richter Anthony M. Kennedy für die Mehrheit festhielt, darf „der Staat ihre Existenz nicht herabwürdigen oder ihr Los kontrollieren, indem er ihr privates Sexualverhalten unter Strafe stellt“. Damit verlieren ähnliche Gesetze in zwölf weiteren US-Bundesstaaten ihre Gültigkeit.

Der bekannte baptistische Theologe R. Albert Mohler Jr. (Louisville) kritisierte den Entscheid des Supreme Court scharf. Damit sei „ein absolutes Recht zu praktisch jeder Art von einvernehmlichem Sex zwischen Erwachsenen“ zugesprochen worden. Die Homosexuellen-Organisationen hätten einen grossen Sieg errungen, ja sogar mehr erreicht, als sie hätten erhoffen können. „Das Urteil geht weit über den Bereich der Homosexualität hinaus. Seine innere Logik führt geradewegs zur Legalisierung der homosexuellen Ehe und praktisch jeder anderen Form von Familie, die man sich vorstellen kann“.

Im Urteil Mohlers werden all jene, die eine Sexualmoral als notwendig fürs Gemeinwesen und Sex nicht als reine Privatsache ansehen, dieses Urteil des Obersten Gerichts als „tragischen Wendepunkt im Kulturkrieg unserer Nation“ betrachten. Die Richter hätten an sich gerissen, was der Politik vorbehalten sei.

Für Sandy Rios, die Präsidentin der Frauenorganisation ‚Concerned Women for America‘, ist abzusehen, dass homosexuelle Aktivisten den Entscheid benutzen, um die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen zu fordern. Rios widerspricht dem kategorisch: „Jeder Versuch, sexuelle Perversion mit der Institution gleichzusetzen, die die eigentliche Grundlage der menschlichen Gemeinschaft darstellt, ist so unbegründet wie dieser Gerichtsentscheid“.

Matt Staver vom Liberty Counsel strich in einer Stellungnahme heraus, dass die radikale Agenda der Homosexuellen auf die Eliminierung jeglicher Gesetze zum sexuellen Verhalten abziele. „Dies würde (auch) die Abschaffung der Gesetze gegen Polygamie sowie gegen Sex von Erwachsenen mit Minderjährigen bedeuten“.

Die schweren Bedenken gegen die weitreichenden Folgen des Urteils kamen selbst im Obersten Gericht in Washington in ungewöhnlicher Weise zum Ausdruck. Richter Antonin Scalia las die scharf entgegengesetzte Minderheitsmeinung bei der Urteilsverkündung selbst vor. Gleichgeschlechtliche Sexualpraktiken könnten nicht als grundlegendes Recht aufgrund der Freiheit des Menschen eingefordert werden, sagte Scalia. Wenn aber, „wie das Gericht festhält, die Förderung einer Sexualmoral der Mehrheit nicht einmal ein legitimes Interesse des Staates ist“, dann sei auch allen möglichen Gesetzen, die sexuelle Perversionen unter Strafe stellten, der Boden entzogen.

Für Scalia bricht das Urteil die Struktur des US-Verfassungsrechts auf, die im Blick auf die förmliche Anerkennung (in der Ehe) eine Unterscheidung zwischen Hetero- und Homo-Paaren erlaubte. Der Entscheid sei das Erzeugnis einer Juristen-Kultur, „die sich in weiten Teilen der so genannten homosexuellen Agenda verschrieben hat“.

Datum: 28.06.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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