"Es ist genial, was Gott unter Fussballern getan hat!"

Dirk Heinen

"Der Alltag im Fussballgeschäft ist viel härter, als man so meint", sagt Bundesliga-Torwart Dirk Heinen. Trotzdem spricht er begeistert von seinem Beruf. Noch begeisterter spricht er von Gott.

Welches Auto wohl ihm gehört? Da stehen sie alle, die schnittigen Karren, und warten auf das Ende des Trainings der Fussballprofis von Eintracht Frankfurt. Mancher Benz, einige BMW's. Der Fuhrpark kann sich sehen lassen! Ich dagegen warte vor dem Frankfurter Waldstadion auf Dirk Heinen, 31, Torwart bei der Eintracht, mit dem ich ein Interview vereinbart habe.

Ein Autonarr

Dirk Heinen kommt aus der Umkleidekabine, die Haare noch etwas nass vom Duschen. Das erste, was wir miteinander vereinbaren, ist das Du. Jetzt bin ich also mit einem Profi-Fussballer per Du - cool! Wir setzen uns ins Bistro der "Golf Driving Range" am Frankfurter Waldstadion. Dirk bestellt einen Schwarztee, ich eine Coke.

Dirk Heinen hat sich vor sieben Jahren für Jesus entschieden. Eigentlich hatte der gebürtige Kölner mit Glaube und Kirche - in seinem Fall die römisch-katholische - überhaupt nichts am Hut. In die Kirche wollte er gehen, wenn er alt ist. Als ihn 1992 sein damaliger Mitspieler Jorginho in seinen Bibelkreis einlud, gab ihm Dirk einen Korb. "Du glaubst doch nicht etwa an Adam und Eva!", gab er damals zur Antwort. Dirk war ein junger Mann und hatte als Profi-Fussballer verhältnismässig viel Geld zur Verfügung. Er war Autonarr. Alle paar Monate kaufte er sich sein neues "Traumauto". Heute, im Rückblick, erkennt er: "Bei allem, was ich mir leisten konnte, blieb ein Gefühl der Leere."

Alles kein Zufall

Dann erkrankt seine ältere Schwester Elke an Krebs. Im August 1994 stirbt sie 37-jährig. Für Dirk bricht eine Welt zusammen. Fast gleichzeitig lernt er Sandra, seine heutige Frau, kennen. Sie ist gebürtige Irin und wurde streng christlich erzogen. In ihrer Beziehung reden sie viel über Gott. Als dann kurze Zeit später noch ein wildfremder Küchenvertreter Dirk erzählt, dass er an Jesus glaubt, wird er das Gefühl nicht los, dass das alles kein Zufall ist. Für ihn bricht im Winter 1994/95 eine Zeit des Suchens an. Er ist oft allein. Eines Tages fängt er an, in der Bibel zu lesen. Je mehr er darin liest, desto mehr erkennt er den Gott, der ihn liebt und der eine persönliche Beziehung zu ihm haben will. Seit Sommer 1995 bekennt sich Dirk Heinen als Christ und setzt zusammen mit Paulo Sergio, seinem damaligen Teamkollegen, die Tradition des Bibelkreises bei Bayer 04 Leverkusen fort. "Gott machte aus meinem Scherbenhaufen etwas Ganzes!"


Glückliche Ehe

Fortan besuchte Dirk die "Aufwind"-Gemeinde in Köln. Bei einer Worshipnight mit Lothar Kosse wird auch seine Frau Sandra tief angerührt und lernt den Gott, an den sie schon immer geglaubt hat, persönlich kennen. "Wenn je zwei Menschen füreinander geschaffen wurden, dann sind wir es!", schwärmt Dirk von seiner glücklichen Ehe. In der Zwischenzeit sind sie eine Familie. Ihr Sohn Cormac wurde 1998 geboren. Vor einigen Monaten kam ihre Tochter Kylie zur Welt.

Dirk Heinens Karriere als Fussballer begann mit zehn Jahren. Damals spielte der Sohn eines Lastwagenfahrers, der zusammen mit fünf Geschwistern in Zollstock bei Köln aufwuchs, in einem kleinen Kölner Club. Ein Spielbeobachter von Bayer 04 wurde auf ihn aufmerksam und holte ihn in die Jugend der Leverkuser Mannschaft. Dort rackerte er sich bis zur A-Jugend durch. "Es war eine harte Zeit", sagt er heute. Morgens kurz nach 5 Uhr stand er auf und ging in die Schule, später in die Lehre als Kunststoffschlosser. Um 16 Uhr Feierabend, dann ging es auf dem Fussballplatz weiter. Spät abends sank er todmüde ins Bett. "Wer Fussball-Profi werden will, hat eigentlich keine richtige Jugend. Mein Leben bestand nur aus Ausbildung und Fussball." 1990 erhielt er den Profi-Vertrag bei Bayer 04. "Das war ein ge- waltiges Erlebnis!" In der Saison 1995/96 schaffte Bayer 04 im letzten Saisonspiel dank eines überragenden Heinen den Klassenerhalt. In der darauf folgenden Saison wurde die zusammengeschweisste Mannschaft unter Rudi Völler sogar deutscher Vizemeister und spielte dann in der Champions-League.

Schwerer Zusammenprall

Doch im Juli 1998 erlitt Dirk Heinen bei einem Zusammenprall während der Saisonvorbereitung eine Schädelfraktur. Nur knapp schlitterte er an bleibenden Hirnschäden vorbei. Es folgten eineinhalb Jahre Pause und Ersatzbank. Heute sieht Dirk Heinen es so, dass auch dieser Lebensabschnitt unter Gottes guter Führung stand. "Als gerade in diesen Tagen unser Sohn Cormac zur Welt kam, konnte ich sehr viel Zeit mit ihm und meiner Frau Sandra verbringen. Ich war total fasziniert von diesem süssen Kerl und möchte diese Zeit mit ihm heute nicht missen." Anfang 2000 wechselte Heinen dann zur Eintracht nach Frankfurt, die derzeit in der 2. Bundesliga spielt.

Der Alltag

Wir bestellen ein zweites Getränk, Dirk eine Apfelsaft-Schorle, ich halte dem Coke die Treue. Ob das Leben eines Fussball-Profis eigentlich stressig sei, möchte ich wissen. Jeden Tag ein bisschen Trainig, samstags ein Spiel, das ist doch ein schönes Leben! "Der Alltag im Fussballgeschäft ist viel härter, als man so meint", weiss es Dirk Heinen besser. Als Heinen noch mit Bayer 04 in der Champions-League spielte, sah er seine Familie nur selten. Täglich hartes Training, an den Wochenenden und unter der Woche mit dem Flugzeug zu Spielen unterwegs. Wer schulpflichtige Kinder hat, verbringt seinen Urlaub oft alleine ohne Familie. Und was kaum einer bedenkt: Man ist bereits Tage vor einem Spiel psychisch angespannt. Wer sich zwei oder drei schlechte Spiele erlaubt, sitzt auf der Ersatzbank. Im Frühjahr dieses Jahres ist es Dirk Heinen so ergangen. In zwei Spielen passierten ihm Fehler, die einem Torwart nicht passieren dürfen, und so steht derzeit sein Teamkollege Oka Nikolov zwischen den Pfosten. "Ruck-Zuck bist du weg vom Fenster! Vor drei Jahren gehörtest du noch zu den fünf besten Keepern in Deutschland, und ganz schnell sitzt du bei einem Zweitligaclub auf der Ersatzbank." Trotzdem zweifelt Dirk Heinen nicht an Gottes Güte. "Ich weiss, Gott hat mit mir einen Plan!"

Kleine Erweckung

Dieses Zeugnis von Dirk Heinen ist echt. Voller Freude redet er von Jesus. Und das nicht nur mit mir, sondern auch mit seinen Teamkollegen. Bei ihm zu Hause findet ein Hauskreis mit Kollegen und anderen Profi-Sportlern statt. "Mal lesen wir in der Bibel, mal kommt Dietmar Nees von Sportler ruft Sportler vorbei, mal gehen wir einfach in den Keller, wo wir dann eine Lobpreiszeit haben." Im Keller steht das Schlagzeug von Dirk Heinen. Früher spielte er in der Schulband, jetzt lobt er damit Gott.

"Es ist genial, was Gott in den letzten Jahren unter Profi-Fussballern getan hat!" In vielen Vereinen gibt es Bibelkreise. Von seinen A-Jugendkollegen bei Bayer 04 haben sich vier Leute für Jesus entschieden. In Frankfurt sind es in der Zwischenzeit drei oder vier in der Mannschaft von Dirk Heinen, die zu Jesus gehören wollen. "Was Gott tut, ist wahnsinnig! Gott hat mir eine Aufgabe an diesen Menschen gegeben, an die der Normalbürger sonst nicht herankommt."

Die Franzosen vorn?

Die Fussball-WM wird Dirk Heinen vermutlich in Irland erleben. In der Heimat seiner Frau haben sie ein kleines Ferienhaus. "Besonders gespannt bin ich auf das Spiel Deutschland-Irland." Wer Weltmeister wird? "Die Franzosen sind stark, und wie die Brasilianer drauf sind, weiss man nicht recht." Der deutschen Mannschaft gibt Dirk Heinen wenig Chancen: "Die Deutschen haben sich in den letzten Jahren immer nur durchgewurstelt. Sowohl die deutschen Fans als auch viele deutsche Spieler sind einfach übersättigt."

Wie es bei Dirk Heinen weitergeht? "Ich weiss es nicht. Ich hab nur durch alle Erfahrungen gelernt, dass Gott treu ist, egal was kommt. Trust Jesus!, würde meine Frau sagen." Auch nach dem Ende seiner Fussballer-Karriere will Dirk Heinen Jesus mit seinen Gaben zur Verfügung stehen. "Einige Jahre kann ich noch spielen, und danach würde ich gerne mit meiner Frau zusammen in Irland eine missionarische Sportschule für Kinder und Jugendliche aufmachen."

Dirk schaut auf die Uhr. Er muss los, am Nachmittag hat er noch ein Spiel. Grosszügig übernehme ich die Rechnung. Schliesslich hat man nicht jeden Tag Gelegenheit, mit einem Profi-Fussballer Cola zu trinken... Ich packe meine Unterlagen zusammen und sehe durch das Fenster, wie Dirk davonbraust. Dirk Heinen fährt einen Volvo S 60.

Datum: 04.06.2002
Autor: Uli Limpf
Quelle: Chrischona Magazin

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