George Harrison und die Wiedergeburt

George Harrison war ein religiöser Mensch.

Ende November 2001 verlor George Harrison seinen schweren Kampf gegen den Krebs. Die Welt trauerte um einen ihrer ganz Grossen. Zum einjährigen Todestag des Ex-Beatle trafen sich Ende November in der Royal Albert Hall in London ehemalige Freunde und Weggefährten zu einer einzigartigen Konzert-Hommage. Im Mittelpunkt standen sowohl Harrisons eigene Musik als auch von ihm selbst favorisierte Beiträge anderer.

Die illustre Gästeliste umfasste neben den Musikern seines letzten Albums "Brainwashed" (Joe Brown, Jools Holland, Jim Keltner und Jeff Lynne) die Mitglieder der berühmten Comedy-Truppe Monty Python's Flying Circus, die Ex-Beatles Ringo Starr und Sir Paul McCartney, Traveling Wilbury Tom Petty sowie Harrisons Idol Ravi Shankar. Die musikalische Leitung oblag Eric Clapton, der zusammen mit der Harrison Witwe Olivia das "Tribute for George" initiiert hat. Die Konzerteinnahmen gehen an den von George Harrison 1973 gegründeten Wohltätigkeitsfond Material World Charitable Foundation.

Ein Jahr nach Harrisons Tod ist sein allerletztes Album "Brainwashed" erschienen, an dem er bis zuletzt mit seinem Sohn Dhani und Jeff Lynne gearbeitet hatte.

Seine letzten Worte: "Liebet einander"

"Er starb glücklich!" war es zu lesen, und "Liebet einander" seien die letzten Worte des Ex-Beatle gewesen. Sanft sei er eingeschlafen und glücklich, denn er habe an eine Wiedergeburt geglaubt. – Es wäre verwunderlich, wenn sich dieses Thema nicht auch in seinen Songs finden würde.

Eines seiner erfolgreichsten Lieder war "My sweet Lord". Es ist doch erst einmal 'was Schönes, wenn ein Musiker vom "Herrn (Lord)" singt und das sogar noch mit einem "Hallelujah" ergänzt. Ob er sich vielleicht bekehrt hatte? Ob er am Ende in einer persönliche Beziehung zu diesem Jesus Christus stand? Das Lied endet bekanntlich mit den Zeilen:

Now, I really want to see you (hare rama)
Really want to be with you (hare rama)
Really want to see you, lord (aaah)
But it takes so long, my lord (hallelujah)
Hm, my lord (hallelujah)

My, my, my lord (hare krishna)
My sweet lord (hare krishna)
My sweet lord (krishna, krishna)
My lord (hare, hare)

Hm, hm (Gurur Brahma)
Hm, hm (Gurur Vishnu)
Hm, hm (Gurur Devo)
Hm, hm (Maheshwara)

My sweet lord (Gurur Sakshaat)
My sweet lord (Parabrahma)
My, my, my lord (Tasmayi Shree)
My, my, my, my lord (Guruve Namah)
My sweet lord (Hare Rama)

Das waren dann offenbar noch ein paar Götter mehr hinzugekommen. Der "Lord" taucht nun gar nicht mehr auf, er spielt also nicht einmal mehr eine Nebenrolle in diesem musikalischen Schrein. Woher dieser Abstand von Harrison zum Gott der Bibel, der sich in Jesus gezeigt hat? Hat er geahnt oder gewusst, dass neben Jesus letztlich keine anderen "Götter" und Gurus Platz hätten?

In einer seiner Biographien steht zu lesen: "Es ist sein erster Kontakt mit der indischen Kultur, die ihn stark in ihren Bann zieht. 1966 reist er mit den anderen Beatles nach Indien und verbringt einige Wochen in der kommerziell-religiösen Gemeinschaft des Pop-Gurus Maharishi Mahesh Yogi. Mit Hilfe von Freunden wie Cannabis, LSD und halluzinogenen Pilzen driften er und die Band in transzendentale Welten ab und werden zu Vorreitern der psychedelischen Bewegung. Während bei den anderen das Interesse nach ein paar Jahren schwindet, bleibt Harrison Anhänger der Hare-Krishna-Bewegung.

Wiedergeburt: Kreislauf oder Ereignis?

Er glaubte an die Wiedergeburtslehre der indischen Religionen. Denen zufolge gibt es eigentlich gar keinen Tod, sondern jeder Mensch erscheint nach seinem hiesigen Ableben in irgendeiner Gestalt wieder auf dieser Welt, je nachdem, wie tugendhaft er gelebt hat. Im Original, in diesen Religionen selber, wirkt dieses Rad der ständigen Wiedergeburten nicht als Lebensmotor, sondern als ein Fluch. Das eigentliche, bessere Ziel ist es, eben nicht wieder zurückzukehren. Man wünscht sich, im Nirwana aufzugehen. Aber das ist nicht Gott oder die "Seligkeit", sondern schlicht und einfach das Nichts.

Christen glauben ebenfalls an die Wiedergeburt; allerdings nicht als einen verfluchten Kreislauf. Nach der biblischen Botschaft kann man sie schon in diesem Leben erfahren. Im Johannes-Evangelium, Kapitel 3, wird sie beschrieben. Jesus selber erklärt sie dort einem sehr religiösen Menschen, der ihn danach fragte. Zusammenfassend könnte man sagen: Diese Wiedergeburt kann jeder erleben, der seine Gottesferne leid und von seiner Gottessuche müde geworden. Der ist dann bereit, seine Schuld vor Gott einzugestehen. Er erkennt an, dass Jesus Christus mit seinem Tod den Weg für uns freigemacht hat. Gottes Antwort darauf ist die Wiedergeburt. Man fängt von neuem zu leben an!

"Suchet, so werdet ihr finden!"

Aber zurück zu George Harrison. 1997 wurde bekannt, dass er an einem Kehlkopfkrebs leidet. Bald darauf lautete die Diagnose "Lungenkrebs". Im vergangenen Jahr kam dann die nächste Hiobsbotschaft: Hirntumor! Am 30. November 2001 schliesslich wird bekannt, dass er am Vortag im Hause eines Freundes in Los Angeles gestorben ist. Einem engen Freund zufolge waren seine Frau und sein Sohn in den letzten Stunden bei ihm. Diese erklärten gegenüber der Presse: "Er ging von dieser Welt, wie er in ihr gelebt hat: Im Glauben an Gott, ohne Furcht vor dem Tode, und in Frieden, umgeben von seiner Familie und von Freunden." Seine letzte Botschaft an die Welt sei das gewesen, was er auch sonst oft zu sagen pflegte: "Alles kann warten, alles – bis auf die Suche nach Gott und die Liebe zu den Mitmenschen." Der "sanfte" Beatle George Harrison outete sich als suchender Mensch. Dass er sich bis zuletzt mit Religion, Glaube und Gott beschäftigt hat, zeigt auch ein Titel aus seinem jüngsten Schaffen: "Awaiting on you all". In diesem Titel macht er zentrale Aussagen zum christlichen Glauben.

Wenn aber "My sweet Lord" sein eigentliches Glaubensbekenntnis war, dann ist er zeit seines Lebens nicht zu dem Gott vorgedrungen, der jetzt schon neu macht. Dann war aus dem Suchenden kein Findender geworden. Dann besteht sein Vermächtnis tatsächlich nur in diesem Aufruf zur Suche.

Unten finden Sie noch einen Beitrag von ERF Musikredaktor Alex Mörgeli zum 1. Todestag von George Harrison

Audio-Beitrag

Datum: 04.12.2002

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