Hilfe zur Selbsthilfe - die nachhaltigste Entwicklungshilfe

Hilfe zur Selbsthilfe

"Hilfe zur Selbsthilfe" ist die beste Form der Entwicklungshilfe haben Studien ergeben. Sie schaffen Arbeit vor Ort und leistet einen echten Beitrag zur Verbesserung der Ernährungs- und Lebensbedingungen der Bevölkerung. Die Bevölkerung wird aus ihrer Lethargie aufgerüttelt und dazu animiert, selbst einen aktiven Beitrag zur dauerhaften Verbesserung ihrer Lebenslage zu leisten. Die Kathastrophenhilfe ist zwar notwendig und als kurzfristige Hilfe in der Not sinnvoll. Von nachhaltiger und langfristiger Wirkung zeigen sich jedoch die kleinen Einsatzprojekte vor Ort, Schulung- und Weiterbildungsangebote sowie die Vermittlung von Kleinstkrediten und Beratung zur Unterstützung des Kleingewerbes vor Ort.

Vor Ort Hilfe - am wirksamsten

Entwicklungshilfe wird weit weg geleistet – in Afrika, Lateinamerika oder Asien. Es sind in der Regel regionale Projekte: die Verbesserung der Wasserversorgung oder der Ernährungssituation, der Bau und der Unterhalt einer einfachen Dorfapotheke, die Förderung einer ökologisch orientierten Landwirtschaft, die Wiederaufforstung abgeholzter Wälder usw.

Grosse Wirkung für wenig Geld

Das neueste Projekt "ADDA" der Caritas Schweiz ist ein Beispiel für aktive Hilfe : wie mit bescheidenen Mitteln eine beachtliche Wirkung erzielt werden kann. Für den Gegenwert eines Hamburgers zu rund sechs Franken kann man ein äthiopisches Dorf von 850 Einwohnern eine Woche lang mit sauberem Trinkwasser versorgen.. schreibt Caritas. Wie kommt die Rechnung zustande? Der Bau eines Brunnens – Baumaterialien, Transport und ein bescheidenes Entgelt für die einheimischen Bauern, die als Tagelöhner aktiv sind – kostet rund 5000 Franken. Die Nutzungsdauer beträgt 15 Jahre Das macht pro Woche in diesen 15 Jahren 6,41 Franken aus. Diese Art von Hilfe bringt grossen Nutzen für ein ganzes Dorf!

Problematik der Wirtschaftsförderung

Die Einbindung der Entwicklungsländer in den Weltmarkt unter den bestehenden Handelsbedingungen habe vielerorts zu einer Landkonzentration in den Händen weniger Grossbauern geführt, so dass Kleinbauern für ihr wirtschaftliches Überleben nicht genug Landfläche zur Verfügung stehe. Auch die Verdrängung der Produktion von Grundnahrungsmitteln zugunsten der landwirtschaftlichen Exportproduktion sei auf die Welthandelsbedingungen zurückzuführen. Zwar habe die FAO Landreformen als notwendige Massnahmen zur Hungerbekämpfung festgelegt. Gleichzeitig fordert sie aber eine Einbindung der Entwicklungsländer in den Weltmarkt. Hier sehen Johannes Brandstäter, Brot für die Welt, und Bernhard Walter, Evangelischer Entwicklungsdienst, einen Widerspruch. Sie fordern von der Bundesregierung, dass sie bei FAO und Weltbank für echte Landreformen als vorrangige Massnahmen im Kampf gegen den Hunger eintrete. Gleichzeitig solle sie sich bei der WTO um eine Anpassung der Handelsbedingungen zugunsten von Kleinbauern und -bäuerinnen engagieren.

Fehlgerichtete Subventionspolitik

Die Subventionspolitik der Industrieländer führe beispielsweise dazu, dass Agrarexporte wie Rindfleisch, Milchpulver und Getreide in Entwicklungsländern zu Dumpingpreisen verkauft würden. Dadurch sei die Existenz der kleinbäuerlichen Betriebe in Entwicklungsländern gefährdet, da diese nicht zu so niedrigen Preisen produzieren könnten. Viele bäuerliche Familien litten deshalb Hunger. Das Forum U&E (Umwelt & Entwicklung) fordert, die Agrarsubventionen der EU und der USA abzubauen und die frei werdenden Gelder für eine ökologisch und sozial verträgliche Agrarentwicklung im Norden und Süden einzusetzen. Marktverzerrende Subventionen und Protektionsmassnahmen der Industrieländer im Agrarbereich sollten abgebaut werden.

Eine bittere Bilanz

Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO nimmt die Zahl der Hungernden jährlich nur um 6 Millionen ab. Um das Ziel der Halbierung der Zahl auf 400 Millionen bis 2015 jetzt noch zu erreichen, wäre jedoch eine Abnahme um 22 Millionen Menschen pro Jahr notwendig. Nach wie vor sterben jeden Tag weltweit etwa Hunderttausend Menschen an den Folgen von Unterernährung, das sind 36 Millionen pro Jahr.

Ändern des Lebensstils

Es ist der Lebensstil vieler Menschen in den Industrieländern des Nordens, der entscheidend für die gegenwärtige soziale und ökologische Krise dieser Welt verantwortlich sei. Die Suche nach Lösungen hierfür müsse jedoch mit dem Glauben an unbegrenztes Wachstum und die unbegrenzte Verfügbarkeit der natürlichen Ressourcen brechen. Verantwortungsloses und rücksichtsloses Verhalten beraube die zukünftigen Generationen ihrer Grundlage für ein gesundes Leben - im Süden wie im Norden, schreibt die "Arbeitsgruppe Lebensweise" des Forums Umwelt & Entwicklung und fordert, dass wir im Norden einen kritischen Blick auf unsere Umwelt und unser Verhalten werfen müssen - angefangen von der industriellen Produktion, bis hin zum privaten Konsum, von der Art und Weise, wie wir arbeiten bis zu der Art und Weise, wie wir unsere Freizeit gestalten.

Gouvernanz - der entscheidende Faktor

Nachhaltige Entwicklung kann von »aussen« jedoch nur unterstützt und erleichtert, nicht aber auf Dauer getragen werden, schreibt die Novartis Stiftung in ihrem Bericht 2002 zur nachhaltigen Entwicklungshilfe. Von grösster Bedeutung für den entwicklungspolitischen Erfolg eines Landes seien die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen. Diese seien überwiegend eine Folge der Beschaffenheit der eingeschlagenen Entwicklungspolitik sowie der Qualität der Regierungs- und Behördentätigkeit.

Verschiedene Entwicklungsländer, die hinsichtlich ihrer Ressourcenausstattung (Land, Wasser, Qualität des bebaubaren Landes, Bodenschätze, Klima, u.a.) sowie in bezug auf ihre Sozialstrukturen durchaus vergleichbar sind, erzielten in den letzten dreissig Jahren höchst unterschiedliche wirtschaftliche und soziale Fortschritte. Nimmt man die Kriterien Kindersterblichkeit, Lebenserwartung und Alphabetisierung - die wichtigsten Indikatoren für die Lebensqualität von Menschen - als Massstab, so können manche Länder erheblich grössere entwicklungspolitische Fortschritte vorweisen als die Mehrzahl der anderen, obwohl sie das gleiche weltwirtschaftliche Umfeld und eine vergleichbare koloniale Vergangenheit haben. Dies zeige, dass historische Belastungen (z.B. koloniale Vergangenheit), ungünstige weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen (z.B. sinkende Rohstoffpreise) oder andere äussere Faktoren zwar wichtig sind, nicht jedoch die Erreichung einer höheren Lebensqualität der Menschen in den betreffenden Ländern entscheidend beeinflussen, hält die Novartis Stiftung fest. In verschiedenen Ländern rückt das Thema »Gouvernanz« in den Vordergrund der entwicklungspolitischen Debatte. »Gouvernanz« ist die Kunst der Staatsführung. Sie bezeichnet den Umgang von Regierungen sowie der ihnen unterstellten Behörden mit Macht und mit den ihnen anvertrauten wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ressourcen. Für eine hohe Qualität der Regierungs- und Behördenarbeit sind gewöhnlich folgende Elemente wichtig:

- Transparenz, zuverlässigen Information über die Grundlagen der Politik und der gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse;

- Verantwortlichkeit, im Sinne der Rechenschaftspflicht für die Arbeit der Staatsangestellten

- Institutioneller Pluralismus, d.h. Förderung unabhängiger Institutionen - z.B. von Gewerkschaften,

- Partizipation, d.h. Beteiligung der Bevölkerung durch Mitsprache und Einsprache an der Konzeption, Ausführung und Evaluation der sie betreffenden Projekte und Programme; und schliesslich

Vorrang des Rechts, d.h. ein unabhängiges und effizientes Justizwesen

Wie auch immer die Ausstattung eines Landes mit natürlichen Ressourcen sein mag, schreibt die Novartis Stiftung,- menschengerechte Entwicklung kann dort nicht stattfinden, wo blutige Bürgerkriege und verzweifelte Verteilungskämpfe wüten, weil Despoten ihre Länder zur Selbstbereicherung ausbeuten und ihre jeweiligen Anhänger aufrüsten und aufhetzen. Eine Volkswirtschaft kann nicht blühen, wo Waffengänge statt Urnengänge über die politische Vorherrschaft entscheiden.

Trotz unterschiedlichster wirtschaftlicher und sozialer Gegebenheiten gebe es ein paar allgemeine Lehren für nachhaltigen entwicklungspolitischen Erfolg, die aus den Erfahrungen der letzten vierzig Jahre gezogen werden können. So habe sich auf der Makro-Ebene die folgenden Voraussetzungen durchwegs als entwicklungsfördernd erwiesen: Good governance« stellt Menschen ins Zentrum aller entwicklungspolitischen Bemühungen. Die Regel lautet: »Where people grow, profits grow“ frei übersetzt, heisst das: "Wenn es den Menschen gut geht, dann geht es auch der Wirtschaft gut".

Ein alte Weisheit bewahrheitet sich

Einmal mehr erfüllt sich ein biblisches Wort: Suche Deines Nächsten Wohl. Wenn es allen gut geht, geht es auch Dir gut. Sobald der Mensch nur noch auf sich selbst schaut, leidet seine Umwelt. Dieses einfache Prinzip lässt sich sowohl für die Regionalpolitik wie die Landespolitik anwenden. Die christliche Ethik "liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" zieht ihren eigenen roten Faden durch die Geschichte. Ein Blick auf die Weltkarte genügt. Länder, die sich um die Schwächsten kümmern, denen geht es besser. Am Segen Gottes muss etwas dran sein.

Quellen. Livenet/Novartis/NZZ

Datum: 20.11.2002
Autor: Antoinette Lüchinger

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung