1000 Fragen zu Bioethik und Biotechnologie

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Berlin. Tausend Fragen statt vorschneller Antworten: Mit diesem Ziel startet die Aktion Mensch das "1000Fragen"-Projekt. Ziel ist es, die (bio-)ethische Diskussion neu aufzunehmen und zu einer breiten demokratischen Meinungsbildung beizutragen. Denn bevor verbindliche Antworten für alle gegeben werden, müssen erst die richtigen Fragen gestellt werden – von allen.

Gesucht und gesammelt werden Fragen, die sich auch vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen mit den Chancen und Risiken von Biotechnologien und den Entwicklungen in der modernen Medizin auseinandersetzen. Mitmachen kann jeder: Unter www.1000fragen.de findet man umfassende Informationen und die Möglichkeit, seine eige-ne Frage einzutippen. Ab März kommenden Jahres werden die gesammelten Fragen auf Plakaten, in Anzeigen und Kino-Spots veröffentlicht und an die Verantwortlichen in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft übergeben.

Sich an der Diskussion beteiligen

Die Internetadresse www.1000fragen.de ist als kommunikative Plattform des Projekts jetzt online. Über zwei Monate wird 1000Fragen durch Plakate, Anzeigen und Kinospots unterstützt: Wesentliche Themen ethischer Diskussionen wie Präimplantationsdiagnostik (PID), Genforschung, Gentests, das Klonen, aber auch das Forschen an nicht einwilligungsfähigen Personen und die Sterbehilfe werden zur Diskussion und in Frage gestellt.

Mit ihrem Projekt möchte die Aktion Mensch: einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, sich an den Diskussionen über ethische Fragen der modernen Medizin und Biotechnologie zu beteiligen; die Diskussion, die zuletzt durch die Debatte um gesetzliche Regelungen für den Import embryonaler Stammzellen für Forschungszwecke eine Verengung, Zuspitzung und teilweise auch eine Polarisierung erfahren hat, erneut öffnen und thematisch verbreitern; einen besonderen Beitrag zur Aufklärung über die Bedeutung und das Verständnis von "Behinderung", "Krankheit" und "Leid" leisten. Die persönlichen, gesellschaftlichen und ethischen Dimensionen dieser Phänomene sind Dreh- und Angelpunkt aller moralischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit den Entwicklungen in Medizin und Biotechnologie; denjenigen ein Forum bieten, die auf Grund ihrer eigenen Biografie Experten in diesen Themen sind: behinderten Menschen, ihren Angehörigen und Verbänden.

Die richtigen Fragen stellen

In den kommenden Jahren werden von den Politikern Antworten auf sehr schwierige Fragen aus dem Bereich der modernen Medizin und Bioethik erwartet. "Bevor man sich auf Antworten festlegt, gilt es zunächst herauszufinden, ob überhaupt die richtigen Fragen gestellt wurden; insbesondere dann, wenn Antworten gesucht werden, die in Zukunft für die Gesellschaft als verbindlich gelten sollen" so Heike Zirden, Pressesprecherin der Aktion Mensch. Das Fragen wolle man dabei nicht allein den Berufs-Ethikern überlassen. Zwar sei die bisherige Debatte insbesondere im vergangenen Jahr auf einem sehr hohen Niveau verantwortlich geführt worden, die breite Öffentlichkeit habe dabei jedoch allenfalls als "Zaungast" teilnehmen können. Ein breit angelegter Prozess demokratischer Willensbildung sowie die Einbeziehung von Laien in Ethikräte, Anhörungen und Kommissionen bleibe jedoch unumgänglich. Beispiele aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass informierte bioethische Laien durchaus in der Lage sind, die Problematik des Themas zu erfassen, Fragen zu entwickeln und Antworten zu geben. Dabei habe sich gezeigt, dass sie mit den neuen Möglichkeiten, die Medizin und Biotechnologie heute bieten, tendenziell kritischer umgehen als viele Experten.

Fragen sollen die Diskussion offener halten

"In der politischen Auseinandersetzung bedeutet das Fragen häufig eine Form von Schwäche, denn es kann Nachdenklichkeit, Differenziertheit, Zögern, Unsicherheit, Unschlüssigkeit oder Uninformiertheit, ja sogar Schwierigkeiten und Streit signalisieren", erläutert Zirden. Dennoch weist die Aktion Mensch dem Fragezeichen eine Schlüsselrolle in ihrer neuen Initiative zu: Denn das Eingeständnis solcher vorgeblichen "Schwächen" sei die wichtigste Voraussetzung für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den in Frage stehenden Themen. Mit der Frageform wolle man Gespräche initiieren und eine grundsätzliche Offenheit der Diskussion wahren: "Es geht nicht um einen 'Kulturkampf', um einen Angriff auf Andersdenkende", so Zirden, sondern darum, "die Möglichkeiten und Verwerfungen , die sich aus den Fortschritten in Medizin und Biotechnologie ergeben, mitsamt ihren möglichen sozialen und kulturellen Auswirkungen durch intensive Befragung auszuloten."

Antworten möchte die Aktion Mensch nicht geben:"Wir verstehen unsere Rolle so, dass wir ein öffentliches Forum schaffen, in dem Diskussionen überhaupt möglich werden. Natürlich werden in den Diskussionen dann auch Antworten verhandelt, aber die können nicht von der Aktion Mensch vorgegeben werden", erklärt Zirden.

Die zwei Phasen von "1000Fragen"

Das "1000Fragen"-Projekt gliedert sich in zwei Phasen: In der ersten, jetzt begonnenen, werden möglichst viele Fragen gesammelt. Grossflächenplakate, Anzeigen und Kinospots fordern die Öffentlichkeit dazu auf, sich am Fragen zu beteiligen. Die zweite Phase ist für das Frühjahr 2003 vorgesehen. Dann werden einige der bis dahin gesammelten Fragen wiederum auf Plakaten, Anzeigen und in Kino-Spots verbreitet. Ausserdem sollen sie unter anderem dem Deutschen Bundestag übergeben werden.

Wer möchte, dass seine Frage eine der 1000 Fragen wird, die im kommenden Jahr übergeben werden, kann sie unter www.1000fragen.de einfach eintippen. Ausserdem werden unter dieser Adresse Informationen zu den Plakat- und Anzeigenmotiven sowie ein Lexikon und eine Reihe von Dossiers angeboten, die die Hintergründe der aktuellen Diskussionen skizzieren.

Zur Ethik-Debatte finden sich Statements von Wissenschaftlern, Juristen, Theologen, Medizinern, Politikern, Künstlern und Prominenten. Das Spiel "Kleine Debatte", bei dem der Besucher in die Rolle des Talkshow-Moderators schlüpfen kann, persifliert unterhaltsam den Austausch unverbindlicher Antworten. Die Gäste – ein Priester, ein Politiker, eine Vertreterin der Wirtschaft, ein Philosoph, eine Wissenschaftlerin und eine "Nachbarin" – haben auf alle Fragen parat...

Nicht nur im Internet

Der Prozess des Fragen-Sammelns soll sich nicht auf das Internet beschränken. Auch in grösserem Kreis können Fragen entwickelt werden. Wer vor Ort eine Aktion, eine Veranstaltung, ein eigenes Fragen-Projekt initiieren möchte, kann mit der Unterstützung der Aktion Mensch rechnen. Sie stellt Materialien wie Broschüren, Plakate, Postkarten, Buttons zur Verfügung.

Bestellmöglichkeiten für die Aktionspakete finden sich ebenfalls im Internet. Für Landes- und Bundesorganisationen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe besteht darüber hinaus die Möglichkeit einer finanziellen Förderung aus dem neuen Aufklärungsförderprogramm der Aktion Mensch.

Für weitere Informationen und Rückfragen wenden Sie sich bitte an Aktion Mensch, Pressestelle, Heike Zirden, Tel.: 0228 / 2092-262 oder Christian Mierse, Tel: - 293 E-Mail: heike.zirden@aktion-mensch.de oder christian.mierse@aktion-mensch.de

Kommentar Mechthild Löhr

“1000 Fragen” heisst die gerade bundesweit laufende, ungewöhnliche Kampagne der “Aktion Mensch” – früher “Aktion Sorgenkind” – zu aktuellen Themen der Biomedizin. Warum startet eine Dachorganisation von Behindertenverbänden gerade jetzt eine solche breite Initiative? Weil man dort verstanden hat, dass das uneingeschränkte Lebensrecht kranker und behinderter Menschen in Gefahr ist. So hat die Zahl der Spätabtreibungen seit der Neufassung des Paragraphen 218 vor mehr als sieben Jahren deutlich zugenommen. Diese Spätabtreibungen richten sich immer gegen behinderte Kinder. Als nächstes droht die Präimplantationsdiagnostik. Sie dient einem einzigen Zweck: Menschliche Embryonen sollen bei einer künstlichen Befruchtung schon vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf Krankheiten hin untersucht und im Zweifelsfall weggeworfen werden.

Menschenfeindlichkeit

Die Beseitigung Behinderter ist nur ein Glied in der lebensfeindlichen Kette, die seit Jahrzehnten in unserem Land geschmiedet wird. Viel zu viele haben sich mit der traurigen Realität wachsender Abtreibungszahlen abgefunden – offiziell sind es in Deutschland 135.000 Ungeborene jährlich, viel wahrscheinlicher aber handelt es sich um rund 300.000. Bei behinderten Kindern gilt nicht einmal die Zwölf-Wochen-Frist der Fristenregelung. Sie können bis kurz vor dem Geburtstermin getötet werden. Wer einmal Bilder dieser lebensfähigen Kinder gesehen hat, könnte an unserem Rechtssystem verzweifeln. Dass menschliches Leben von der Zeugung an schutzwürdig ist, kümmert die derzeitige parlamentarische Mehrheit nicht. Die genehmigte Einfuhr menschlicher Stammzellen, für die Embryonen getötet werden müssen, hat bereits indirekt zur Auflösung des strengen deutschen Embryonenschutzgesetzes beigetragen. Der von Bundeskanzlers Gnaden gegründete “Nationale Ethikrat” hatte hier sein erstes, überflüssiges und unheilvolles zustimmendes Votum abgegeben. Über den Import wacht ausgerechnet das Robert-Koch-Institut, das erst vor kurzem dem führenden amerikanischen Klonforscher Rudolf Jaenisch einen hohen Wissenschaftspreis verliehen hat.

Menschenrechte ernst nehmen

Wie kann gegen diese Menschenfeindlichkeit Widerstand geleistet werden? Wir brauchen eine neue Enquètekommission zur Biomedizin und Ethik. Die Kompetenz des Parlaments darf nicht weiter auf beliebig besetzbare “Räte” delegiert werden, die jeglicher demokratischen Legitimation und Kontrolle entbehren. Die nächste Bastion wackelt schon. Manche Abgeordnete und Interessenvertreter wittern Morgenluft für die “aktive Sterbehilfe”, die ebenfalls nichts anderes zum Ziel hat als die Tötung schwacher und kranker Menschen.

Wer die Menschenrechte ernst nimmt, muss sich für den Lebensschutz stark machen. Christen wissen: Gott ist der Schöpfer und Freund des Lebens. Deshalb muss man entschiedener einer Kultur des Todes widerstehen. Man sollte sich dabei nicht nur auf die Politiker verlassen. Es gibt für jeden zahlreiche Gelegenheiten, sich zu engagieren: angefangen in den Gemeinden über die Parteien, Organisationen und Lebensrechtsinitiativen. Denn welches Geschenk ist kostbarer als das Leben?

Quellen: idea.de/Aktion Mensch

Datum: 13.11.2002

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