Wie stark wandelt sich die Gesellschaft in Uganda?

Ugandische Kinder
Video Uganda

In den letzten zehn Jahren hat das ostafrikanische Land Uganda einen grossen Aufschwung erlebt. Und das ist erstaunlich: Nach Terror-Regimes, Bürgerkrieg und ungehemmter Ausbreitung von AIDS lag das Land hoffnungslos am Boden. Doch die Christen beteten, und die Not des Landes begann sich zu wenden. Wieder ist es ein Video, das diesen Wandel dokumentiert. – Doch stimmt die Geschichte überhaupt?

Man ist etwas vorsichtig geworden, wenn eine wundersame Verwandlungsgeschichte auf Video die Runde macht. Nicht dass jemand hierzulande etwas gegen gute Nachrichten. Es sei einem gebeutelten Land wie Uganda von Herzen gegönnt, wenn sich das Leben dort zum Besseren wendet. Die, wie es sich im Nachhinein herausstellte, allzu positiv gedrechselten Geschichten auf dem vor rund zwei Jahren erschienenen Video, das von der Transformation grosser Städte durch das Gebet der Christen berichtete, liegen aber manchem noch etwas schwer auf dem Gemüt. "Vor unseren Augen wird eine ganze Nation durch das Wirken des Heiligen Geistes transformiert", ist auf der Hülle des von "Ministries of Hope", dem Werk von Ueli Haldemann, in Auftrag gegebenen Films zu lesen. Dieser wolle ein mutmachendendes Zeugnis dafür sein, wie wir unseren eigenen Weg für eine nationale Transformation erkennen können.

Drastischer Rückgang von AIDS

Nun, das Video ist professionell gedreht und geschnitten. Dafür haben der Kameramann und ein Journalist von "Fenster zum Sonntag", Peter Albrecht und Stefan Loss, gesorgt. Es informiert zunächst über die Geschichte von Uganda und seine Situation bis Anfang der 90er-Jahre. Eindrücklich das Zeugnis eines Pastors, der die Bewahrung seiner Gemeindeglieder vor dem Tod in der Zeit Idi Amins und Milton Obotes dramatisch erlebte. Dann berichtet der Film über den Entschluss der Christen, für das Land zu beten. Pastor John Mulinde erhielt nach eigenen Angaben von Gott die Vision, weniger auf die Probleme zu schauen, sondern mehr dafür vor Gott einzustehen, dass die Menschen Gottes Willen erkennen und sich in der Gesellschaft engagieren. Jahre später versucht das Video nun, die Veränderung mit Zahlen und persönlichen Berichten zu dokumentieren: Drastischer Rückgang der Aidsrate, Wachstum der Kirchen, wirtschaftlicher Aufschwung, Abnahme von Korruption und Kriminalität. Grund: Die Christen haben gebetet und sich in der Politik und Wirtschaft, im Erziehungs- und Gesundheitswesen eingesetzt – und Gott hat die Gebete erhört

Tendenzen werden bestätigt

Was beobachtet die Schweizer Botschaft in Uganda an diesen Vorgängen? Honorarkonsul Rainer Koehler Jun. bestätigt den Aufschwung. Vielleicht hätten sich auch die Christen sonderlich engagiert in dieser Zeit, seien aber sicher nicht die einzigen gewesen, so Koehler. Ob die Kirchen wirklich den ursprünglichen Anstoss zur AIDS-Bekämpfung gegeben hätten, sei schwierig festzustellen. "Tatsache ist, dass auch die geistlichen Führer mit Aufrufen zur Abstinenz und Treue den Prozess unterstützen", lässt die Botschaft verlauten. Ebenso werde Kriminalität, Korruption und Okkultismus bekämpft, schreibt Rainer Koehler. Es lägen allerdings keine Statistiken vor, die eine allgemeine Abnahme dieser Übel dokumentieren würden. John Mulinde ist dem Umfeld der Botschaft unbekannt. Daniel Zindel, Leiter der Stiftung "Gott hilft", hat Uganda vier Mal besucht, erst kürzlich wieder. "Gott hilft" betreut in Uganda Kinderheime und Schulen. Nach den Einschätzungen Zindels sind die Angaben zur Transformation im Video im Trend richtig, "wenn auch ein bisschen geschönt". Richtig sei, dass die Christen in der Politik ethisch aufbauende Zeichen setzten, beispielsweise im Sexualverhalten. Bezüglich AIDS-Bekämpfung sei das ein bestimmter Erfolgsfaktor. Andere Faktoren, die Bemühungen des Staates mit einer sehr guten Präventionskampagne auf Plakatwänden für geschützten Sexualverkehr müssten aber auch erwähnt werden, so Zindel, der die Veränderungen in Uganda etwas nüchterner sieht, "eher multifaktoriell", wie er sich ausdrückt. Es gebe leider auch Beispiele aus christlichen Kreisen, die das Gegenteil von Transformation zum Guten zeigten.

Christliche Ministerin für Ethik

Eben zurückgekehrt von einer Reise nach Uganda, berichtet Samuel Inäbnit, Geschäftsführer des Allianzhilfswerkes "Tear Fund Schweiz" Ähnliches: Das Christentum gehöre in Uganda tatsächlich zum Alltag. Die Medien berichteten häufig über Christen und ihre Arbeit. In Sachen AIDS-Prävention gehöre Uganda zu den Vorzeigeländern der UNO in Afrika. Aber auch Inäbnit sieht die Gefahr, dass die Christen ihren Einfluss wohl gerne überschätzten und mit Zahlen etwas gar euphorisch umgingen. Das beginne schon mit den Angaben der Anzahl engagierter Christen. Nach den Recherchen von Tear Fund gibt es tatsächlich Gebiete mit Anteilen von 30 Prozent evangelischer Christen, gerade auch dort, wo das Werk seine Schulen hat. Stephen Mugabi, Leiter der Abteilung Entwicklungshilfe der Evangelischen Allianz in Afrika und Mitglied der Ethik-Kommission in Uganda, rechnet eher mit einem Durchschnitt von 8-10 Prozent bibeltreuer Christen im Land. Es sei überaus schwer, in Uganda zu verlässlichen Statistiken zu kommen.

Dass die Kriminalität abgenommen habe, ist laut Samuel Inäbnit nur unter Christen zu hören. Auch die Behauptung, dass ein Drittel der Parlamentarier bekennende Christen seien, sei schwer messbar. Sicher wisse man von acht oder neun Leuten, die den evangelischen Gemeinden nahe stünden. Die AIDS-Rate, die sich gemäss den Aussagen im Video von 25 Prozent vor zehn Jahren auf zehn Prozent gesenkt haben soll, sei etwas gar steil dargestellt. Samuel Inäbnit glaubt nicht, dass sie je so hoch war. AIDS werde oft aus Verlegenheit diagnostiziert. Überzeugt ist Inäbnit vom Einsatz der Christen in politischen Ämtern. Die Schaffung einer Ethikkommission und eines Ministerium für Ethik, das auf Initiative der Kirchen hin entstand und von einer engagierten Christin geführt wird, sei eine eindrückliche Sache.

Es wäre zu wünschen, ähnliche Trends wie in Uganda liessen sich auch für die Schweiz ausmachen.

Anmerkung

(Livenet) Neben den zum Teil offenen Fragen der Auswirkungen der Kirche in der Gesllschaft, ist der geistliche Aufbruch innerhalb der Kirchen klar feststellbar. Dieser geistliche Aubruch wird hierzulande seit ca. drei Jahren aufmerksam verfolgt. Für viele Christen in Europa ist das motivierte und intensive Gebet der Ugander für ihr Land Vorbild und Ermutigung. Einen Reisebericht aus dieser Perspektive finden Sie hier: www.livenet.ch/uganda/erkenntniss.php

Bestellung Video: www.livenet.ch/gebet/ueli-haldemann-transformation-video-buch.php

Datum: 03.09.2002
Autor: Fritz Herrli
Quelle: idea Schweiz

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