Nichts als Bibel pur

Stimme und Text sollen wirken. Die ausgebildete Schauspielerin und Sprecherin Eva Weissmann liest die Geschichte von der Sintflut.

Ab Oktober läuft das erste deutsche Fernsehprogramm, das sich ausschliesslich mit der Bibel befasst. Geschäftsführer von „Bibel TV“ ist Henning Röhl, früher Fernsehdirektor beim MDR und Chefredakteur der Tagesschau. Sein Rezept: „Bibel pur“.

Rothenbaumchaussee Nummer 197, eine noble Adresse in Hamburg. Auf dem Namensschild unter der Klingel steht „Bibel-TV“. „Alles noch ein bisschen provisorisch“, erklärt Geschäftsführer Henning Röhl beim Gang durch die Büros unter dem Dach. Hier sitzen sie, acht nette junge Leute mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Eine Welt wie aus dem Ikea-Katalog.

„Wer nicht den entsprechenden Hintergrund mitbringt, hält’s bei uns nicht lange aus“, ist Röhl überzeugt. Hintergrund heisst: „Jede Konferenz beginnt bei uns mit einem Gebet.“ Der Stiftung „Bibel-TV“ geht es um „die Förderung religiöser Zwecke in Form der Verbreitung der biblischen Inhalte über elektronische Medien“, wie es in der Satzung heisst.

Zunächst sendet „Bibel TV“ nur über Satellit. „Bibel pur“ wird es dann nach den Worten von Henning Röhl geben: Bibel-Verfilmungen, Bibel-Lesungen, Texteinblendungen mit Landschaftsbildern im Hintergrund. Und vor allem: christliche Musik. „Die Kirchen haben hierzulande ein wahnsinniges Defizit bei jungen Leuten“, analysiert Röhl, selbst Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Dabei gibt es eine starke religiöse Stimmung in Deutschland, eine neu erwachte Spiritualität, die überschwappt.“

Aber nicht nur die Tanz- und Abzappel-Generation soll mit den Inhalten der Bibel bekannt gemacht werden: „Wir bringen was für Kinder, genauso wie Spielfilme, ein Programm für die ganze Familie.“

Beteiligt an Bibel-TV sind die EKD, die katholische Kirche, Freikirchen und Missionswerke. Grösster Gesellschafter aber ist Norman Rentrop. Der Bonner Verleger, fast schon legendenumwobener Finanzier frommer Aktionen aus dem Hintergrund, war es auch, der die Idee zu dem Ganzen hatte: Er hatte das Gefühl, Gott habe ihm „dieses Vorhaben aufs Herz gelegt“, so Rentrop in einem Interview mit der Zeitschrift Impulse.

Der Mann im Hintergrund suchte einen Streiter für die Front. Da traf es sich, dass Henning Röhl gerade frei geworden war. Der hatte als Fernseh-Direktor zehn Jahre lang beim Mitteldeutschen Rundfunk MDR in Leipzig die Fäden gezogen und einen entsprechenden Namen vorzuweisen. An Bibel-TV muss der Sohn eines evanglischen Pastors dann genügend Spass gefunden haben. Bibellesungen gehören zu den wenigen Eigenproduktionen. „Ansonsten kaufen wir fertige Produktionen auf, synchronisieren und moderieren sie.“ Hauptlieferant sind die USA. Dort gehören fromme Sender seit Jahren zum täglichen Programm. Auch in England und Holland haben Bibelsendungen Erfolg. Aber so weit ist Deutschland noch nicht.

„Wir werden zum Anfang kleine Brötchen backen müssen“, ist Röhl sicher. „Längst noch nicht alle Zuschauer können Satellitenfernsehen empfangen. z Bis zum Ende des Jahrzehnts wird sich das digitale Fernsehen durchgesetzt haben“, sagt der „Bibel-TV“-Macher voller Zuversicht. „Und dann sind wir dabei.“

Quelle: Bibel TV

Datum: 28.08.2002

Werbung
Livenet Service
Werbung