Blick zurück

Was die «Explo» bewegt hat

Ende dieses Jahres treffen sich in Luzern tausende Christen zu einer neuen «Explo». Die Grossveranstaltung hat in der Vergangenheit viele Steine ins Rollen gebracht. Unter anderem entstand die Keimzelle der Praisecamp-Bewegung daraus. Peter «Pesche» Reusser blickt im Interview zurück.
Praisecamp 2014
Peter Reusser, Hauptleiter des PraiseCamp
PraiseCamp 2012 in St. Gallen.
Nach offiziellen Angaben feierten 6'400 Christen in Basel gemeinsam den Jahreswechsel.

Pesche Reusser, an der Explo 2000 in Lausanne hast du die integrierte Jugendkonferenz Teenexplo geleitet. Wie kam es dazu?
An der Explo 97 halfen wir mit einem Kindergebetsteam in den sogenannten Segnungsräumen. Damals kam ich mit Campus für Christus in engeren Kontakt. Ich wurde dann für die Explo 2000 angefragt, die Leitung der Teenexplo zu übernehmen. Dies war für mich eine natürliche Entwicklung, weil ich schon lange mit jungen Menschen gearbeitet hatte und es mir ein Anliegen war, dass Menschen in ihre Berufung hineinfinden.

Wie ist die Vision des Praisecamps gewachsen?
Nach der Explo, Anfang 2000, trafen wir uns mit 15 bis 20 jungen Leitern mit der Idee, für junge Menschen einen grösseren, gemeindeübergreifenden Event mit eigener DNA auf die Beine zu stellen. Im Gespräch mit unseren Gemeinde- und Verbandsleitern fanden wir heraus, dass es grosse Gräben zwischen unseren Gruppierungen gab. Nach und nach konnten wir jedoch das Vertrauen zwischen charismatischen und evangelikalen Gruppierungen fördern und die Vision stärken, dass ein gemeinsames Projekt grossen Segen auslösen könnte.

Und so kam es dann Ende 2002 in St. Gallen zum ersten Praisecamp?
Ja, damals kamen 800 Teilnehmer. 2014 habe ich nun das sechste Praisecamp mit 6'400 Teilnehmern geleitet. Unter den Praisecamp-Leitern sind tiefe Freundschaften entstanden, es war mehr als zusammen einen Event zu organisieren. Für mich ist die Liebe unter den Leitern enorm wichtig und mit ein wesentlicher Grund, dass das Praisecamp so gewachsen ist.

Was war aus deiner Sicht sonst noch entscheidend dafür, dass das Praisecamp gelang?
Von Anfang an wollten wir gemeinsam eines: dass junge Menschen im Camp und durch das Camp Jesus erleben. Wir lockten die Leute nicht mit grossartigen Bands und Referenten. Dass die Teilnehmer mit einer neuen Begeisterung für Jesus nach Hause gingen, war immer unser oberstes Ziel. Beim letzten Camp hatten wir im Hauptprospekt keinen einzigen Referenten und keine Band erwähnt, und die Leute haben sich trotzdem angemeldet. Erst nach und nach erfuhren sie dann die Details zum eigentlichen Camp-Inhalt.
Ein weiterer Schwerpunkt lag darin, dass wir auf Kleingruppen und ihre Leiter setzten. Teilprogramme des Camps fanden auch in RegioTracks statt, was eine bessere Nachhaltigkeit garantiert. Wir wollten einen Ort kreieren, an dem Menschen ihren Glauben leben und neue Erfahrungen machen können.

Welche Frucht aus dem Praisecamp freut dich besonders?
Was mich besonders bewegt, ist, wenn Eltern kommen und sich mit Tränen in den Augen dafür bedanken, dass wir in die Kinder investiert hätten, weil es nicht nur sie selbst, sondern ihre ganze Familie zum Guten verändert habe.

Wie hat sich in den letzten zehn Jahren der geistliche Schwerpunkt in der Jugendarbeit verändert?
Auch wenn sich die Zeitströmungen im Lauf der Jahre wandeln: Gleich geblieben ist für mich die Sehnsucht der jungen Menschen nach Gott; die Sehnsucht nach Vaterschaft und Identität hat sich sogar verstärkt. Ich verspüre einen grossen Hunger nach Gottes Wirken, junge Menschen heute sind stark erlebnisorientiert. Die junge Generation hat die starke Kraft Gottes in Form einer geistlichen Erweckung noch nicht erlebt. Ich wünsche mir daher, dass sie durch den Hunger nach Gottes Wirken auch den nötigen «Pfupf» aufbringt, den es braucht, um solche Aufbrüche zu erleben und mitzuprägen.

Was sind die Stärken der Teeniegeneration von heute, was ihre besonderen Herausforderungen?
Die Ablenkung für junge Menschen ist sehr gross. Sie leben in einer Konsumgesellschaft, die schnelllebig und unverbindlich ist. Hier das Evangelium klar und kompromisslos zu leben, ist eine Herausforderung. Die Stärken dieser Generation bestehen in der engen Vernetzung miteinander: Man hat weniger Barrieren und Berührungsängste gegenüber «Fremden»; die Welt wird als globales Dorf wahrgenommen. Junge Menschen beschäftigen sich mit der Sinnfrage, der Suche nach Identität und damit, was im Leben wirklich zählt.

Vor welchen Anforderungen stehen Jugendleiter und Eltern, wenn sie die junge Generation im Glauben fördern möchten?
Wenn ich besonders ein Wort an Eltern richten darf, möchte ich sie ermutigen, den Glauben in der Familie nicht zu vernachlässigen. Der Glaube muss zuerst zu Hause gelebt werden: Starke Familien führen zu starken Gemeinschaften. Dies unterstützt die Jugendleiter im Fördern der Berufung von jungen Menschen. Familien sind ein wunder Punkt. Wie können wir als Familie zusammen beten? Ganz ehrlich, mir fällt es auch fast einfacher, auf der Bühne des Praisecamps eine Gebetszeit anzuleiten, als eine Familienandacht einzuberufen. Und doch sollte Jüngerschaft mit einer grossen Natürlichkeit in der Familie und in lokalen Gemeinschaften anfangen.

Wie gelingt das?
Wenn Gott wirkt, gibt es einen Drang zum Wort, zum Gebet und zum Dienst am Mitmenschen: Man möchte das, was man erlebt hat, weitergeben. Ein Beispiel dafür ist, dass für den Strasseneinsatz beim letzten Praisecamp 800 Tickets innert fünf Minuten weggingen. Da spürt man, dass der Glaube an Jesus in den Herzen der Teenies brennt.

Wie sieht die Zukunft des Praisecamps aus?
Wir schliessen immer ein Camp ab, werten es aus und fragen dann Gott, ob ein nächstes dran ist. Momentan sehen wir viele grüne Signale für ein Camp Ende 2016, entschieden ist allerdings noch nichts.

Was bewegt dich mit Blick auf die jungen Christen persönlich am meisten?
Wir leben in einem Land, das einen gewaltigen gesellschaftlichen Wandel erlebt. Als Christen müssen wir immer neu herausfinden, was die Bibel zu aktuellen Themen sagt. Hier habe ich den Eindruck, dass die junge Generation den Bezug zur Bibel teilweise verloren hat. Zwischen der Situation junger Leute im Alltag und dem Wort Gottes fehlt heute oft der Link. Wir müssen die Bibel wieder in die Hand nehmen und mit den Jungen herausfinden, was Gott heute durch sein geschriebenes Wort zu uns sagt und wie die Autorität der Bibel in unseren Alltag einfliessen kann.

Zur Webseite:
Explo 2015
Praisecamp

Zum Thema:

Datum: 26.08.2015
Autor: Samuel Müller
Quelle: Christliches Zeugnis

Werbung
Livenet Service
Werbung