Wo bleibt hier die Ethik?

Wie das Fortpflanzungsmedizin-Gesetz gegen die Familie eingesetzt werden soll

Die Nationale Ethikkommission (NEK) möchte auch Singles und lesbischen Paaren zu Kindern verhelfen. Ist sie sich bewusst, was sie damit der Gesellschaft antut?
Ehen und Familien sind Hoffnungsträger der Gesellschaft
Livenet-Redaktor Fritz Imhof

Die Nationale Ethikkommission (NEK) hat Bundesrat und Parlament empfohlen, Spermien- und Eizellenspenden für unverheiratete und lesbische Paare sowie alleinstehende Frauen zuzulassen.

Ist sich die NEK der Tragweite bewusst?

Sollte das Gesetz in diesem Sinne verändert werden, würde es nicht nur zu einer Verdreifachung der Behandlungen – von 10'000 auf 30'000 pro Jahr – in Praxen der Fortpflanzungsmediziner kommen, sondern es stellen sich auch neue gesellschaftliche und familienpolitische Fragen. Ob sich die NEK über die Tragweite ihrer Forderung aber bewusst ist, darüber kann nur spekuliert werden.

Sollte sich das Parlament auf die Forderung einlassen, was im Zuge der aktuellen Auflösung bisheriger Restriktionen der Fortpflanzungsmedizin nicht ausgeschlossen werden kann, wird es die Weichen so stellen, dass Kinder optional bei Ehepaaren, Konkubinatspaaren, Singles oder lesbischen Paaren aufwachsen. Bereits soll das Adoptionsrecht so gestaltet werden, dass auch homosexuelle Männerpaare Kinder haben bzw. adoptieren dürfen. Um eigene Kinder zu haben müsste lediglich noch die Leihmutterschaft legalisiert werden.

Loblied auf die liberale Kinder- und Familienwelt

Doch zuvor gilt es noch, den Einwand zu entkräften, dass es nicht dem Kindeswohl dient, wenn ein Kind vorsätzlich ohne Vater und Mutter gezeugt und geboren wird. Dazu bietet sich zum Beispiel die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler an. An einer Tagung Ende November in Zürich sagte sie, die Ehe garantiere keine Stabilität mehr. Deshalb sei das Argument des Kindswohls «eine realitätsfremde Stigmatisierung nicht ehelicher und gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften».

Die Ethikerin Barbara Bleisch doppelte an der gleichen Tagung nach, indem sie die «staatliche Bevorzugung der Familie» im Blick auf das Kinderhaben als fragwürdig in einem liberalen Staat erklärte. Und holte gleich zum Loblied auf die neue Kinder- und Familienwelt aus: «Durch die verschiedenen neuen Familienformen wird die Familie neu bestärkt und stirbt nicht aus». Familie ist demnach, sobald ein Kind und eine oder zwei erwachsene Personen da sind.

Diktat der Machbarkeit

Letztlich folgt diese Neudefinition von Familie, die sich in Fachkreisen schon länger etabliert hat, dem postmodernen Paradigma der Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung und auch dem Diktat der Machbarkeit. Es ist auf die Länge schwierig, Erwachsenen, die gerne ein Kind hätten, zu erklären, weshalb fortpflanzungstechnische Angebote für sie verboten seien. Und weshalb sie das Angebot nicht in der Schweiz in Anspruch nehmen könnten, wo es doch im näheren oder ferneren Ausland auch möglich wäre. Dass die so gewonnene Freiheit auf Kosten eines Kindes gehen könnte, muss dabei zwangsläufig ausgeblendet oder wegerklärt werden.

Christen in der Politik werden die Entwicklung wohl auch nicht aufhalten können. Wichtig ist dennoch, gute Argumente zur Entwicklungspsychologie des Kindes und zur Rolle von Vater und Mutter in der kindlichen Entwicklung zur Hand zu haben.

Zur Webseite:
Familie ist Zukunft
Neue Studie belegt Wichtigkeit von Vater und Mutter für die gesunde Entwicklung des Kindes


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Datum: 01.12.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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