Das Lamm: Sinnbild für Leiden und Tod Jesu

In den Süssigkeitenregalen führt es neben Osterhase und Osterei eher ein Randdasein. Umso grösser ist seine Bedeutung als religiöses Symbol für Ostern: das Lamm. Als wehrloses, reines und duldsames Tier ist es Sinnbild für Leiden, Tod und Auferstehung Christi.
Osterlamm

Es war Johannes der Täufer, der Jesus mit dem typischen Opfertier der damaligen Zeit, dem Lamm, gleichgesetzt hat. Am Tag, nachdem er Jesus das erste Mal gesehen hatte, war ihm klar: «Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 1, Vers 29).

Für die Sünden der Menschheit geopfert

Dieses Gleichnis ist indes nur zu verstehen, wenn man die Vorgeschichte aus dem Alten Testament kennt. «Das Lamm Gottes, von dem Johannes der Täufer spricht, erinnert an das Passah-Lamm, das die Israeliten in der Nacht vor ihrer Flucht aus Ägypten geopfert haben, damit sie dessen Blut beschützen möge», sagt Hildebrand Henatsch, Pastor in der evangelischen Emmaus-Gemeinde in Hamburg-Wilhelmsburg: «So wie Jesus durch seinen Kreuzestod eben selbst zum Lamm wird, das für die Sünden der Menschheit geopfert wird, ohne dass es seinen Mund aufmacht - ganz wie es der Prophet Jesaja aus dem Alten Testament geweissagt hatte ».

Das Gleichnis vom Lamm Gottes, dem Agnus Dei, ist das ganze Kirchenjahr über präsent, nämlich bei jeder Abendmahlfeier, bei der die Gemeinde bittet: «Christe, Du Lamm Gottes, der du trägst die Sünde der Welt, erbarme Dich unser.»

Leiden und Sieg zugleich

Die zentrale symbolische Bedeutung des Lammes im Christentum zeigt sich auch in mannigfachen bildnerischen Darstellungen. Das bekannteste Motiv ist dabei ein stehendes Schaf, dessen Kopf von einer Gloriole umsäumt ist und das ein Triumphkreuz mit Banner trägt. «Dadurch, dass das Schaf aufrecht steht und dabei ein Kreuz trägt, versinnbildlicht es Leiden und Sieg zugleich», sagt die Berliner Kunsthistorikerin Simone Rafael, die sich mit dem Schaf in der Kunst beschäftigt hat. Das Lamm sei so beliebt ist in der religiösen Kunst, «weil viele Jesus nicht als Mensch darstellen wollten», urteilt sie.

Dabei bot sich das Lamm nur aufgrund seiner Funktion als Opfertier an. Vielmehr erinnert es mit seiner Reinheit an die Unschuld. Und Schafe gelten als Sinnbild der Barmherzigkeit, weil sie ihren kostbarsten Besitz, Wolle und Milch, den Menschen geben.

Eines der berühmtesten und bedeutendsten «Gottes-Lamm»-Kunstwerke ist der Genter Altar, der 1432 von Jan van Eyck geschaffen wurde und sich bis heute in der Kathedrale St. Bavo in der flandrischen Stadt befindet. Mittelpunkt des Altars ist ein blutendes Lamm mit Strahlenkranz über dem Kopf, dem von allen Richtungen Pilger entgegenströmen, um es anzubeten - eine bildliche Verarbeitung der Apokalypse aus dem Johannes-Evangelium.

Zeichen uneingeschränkter Fürsorge

Auf zahlreichen Bildern nach biblischen Vorlagen strömen auch Schafe ihrem guten Hirten Jesus zu, der nicht selten als Zeichen der uneingeschränkten Fürsorge ein Lamm auf den Schultern trägt. Für Henatsch sind die Bibel-Gleichnisse aus der Schafhaltung nicht zuletzt ein «Hinweis auf den ökologischen Zusammenhang, damit wir uns erinnern, dass wir ohne Tiere nicht leben können». Wie auch Ostern, mit dem Christen die Wiedergeburt Christi feiern, mit dem Wiedererwachen der Natur nach einem langen Winter zusammenfällt.

Datum: 10.04.2009
Quelle: Epd

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