Kommentar: Für eine bessere Apologetik

Bernhard Ott

Der Film „The Passion of the Christ“ sei verwerflich, sagten kritische Stimmen; er vermittle einen gewalttätigen Gott und eine blutrünstige Opfertheologie. Das hat bei evangelikalen Christen heftige Proteste provoziert. Mit solchen Aussagen sei der Kern der christlichen Botschaft, nämlich der Opfertod Jesu, in Frage gestellt. Mich beschäftigt seither die Frage nach einer glaubwürdigen Apologetik.

Einverstanden – beim Verständnis des Kreuzes steht für den christlichen Glauben tatsächlich alles auf dem Spiel. Das ist das Terrain, auf dem Apologetik angesagt ist. Aber wie? Ich plädiere für zwei Spielregeln.

1. Kompetent und differenziert: Wer sich von einer Kreuzestheologie verabschiedet hat, in der ein gewalttätiger Gott seinen Zorn am Blut eines Opfers stillen muss, hat sich ja nicht unbedingt schon von einer biblischen Kreuzestheologie verabschiedet, sondern vor allem von einer Theorie, welche die Kirche über Jahrhunderte überliefert hat. Schon das Neue Testament deutet das Geschehen am Kreuz mit unterschiedlichen Bildern und Modellen. Das Bild vom Opfer ist eine dieser Möglichkeiten – und dann muss „Opfer“ erst noch richtig verstanden werden. Und umgekehrt: Wer vom Blut Jesu und vom Tod am Kreuz spricht, hat nicht automatisch eine biblische Kreuzestheologie.

2. Dialogisch und das Gespräch öffnend: Gute Apologetik hört genau hin, versucht zu verstehen, bringt die eigene Position klar zum Ausdruck und öffnet ein Gespräch.

In einer Zeit, in der Grundaussagen des christlichen Glaubens zunehmend diskreditiert werden, brauchen wir ohne Zweifel glaubwürdige Apologetik. Aber bitte kompetent, differenziert und dialogisch.

Bernhard Ott ist Studienleiter am Theologischen Seminar Bienenberg, Liestal

Autor: Bernhard Ott

Quelle: ebausteine

Datum: 31.07.2004

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