Gelähmte Fechterin unberbrach Finale

Zum Dankgebet

Zwei Frauen im Rollstuhl, eine grosse internationale Meisterschaft. Mitten im Kampf reisst sich Silke Schwarz die Maske vom Gesicht...
Silke Schwarz
Silke Schwarz ist mehrfache Europameisterin und hat 1998 an der Weltmeisterschaft Gold erreicht (Team)

"Ich habe es Gott versprochen." Die Zuschauer waren ergriffen, manche weinten. Es gibt Momente im Sport, die sind für die Ewigkeit.

Frau Schwarz, Sie haben beim Europacup-Finale im Degenfechten in Tauberbischofsheim beim Stand von 14:14, als es um alles ging, plötzlich ihre Maske abgenommen und den Zuschauern mitgeteilt: "Es ist egal, wer hier gewinnt. Das Einzige, was auf Dauer Bestand hat, ist Jesus Christus." Hatten Sie, bei allem Respekt, in dieser Sekunde wirklich keine anderen Gedanken?

Es gab zu dieser Sitzuation ja eine Vorgeschichte. In der Mittagspause habe ich gebetet und in der Bibel gelesen. Bei einer bestimmten Stelle kam mir ein Gedanke. Und heute weiss ich dass der von Gott war. Der lautete: Sollte es im Finale 14:14 stehen, dann würde ich dem Publikum etwas sagen. Aber das war eher eine theoretische Überlegung. Meine Angstgegnerin Agnieszka Rozkres war Favoritin, ich hatte nicht damit gerechnet, dass e zu einem 14:14 kommen würde. Da habe ich mir dann gesagt: "Okay, Gott, wenn dieser Gedanke von dir ist, dann verspreche ich, dass ich etwas über dich und mich sagen werde."

Was ging Ihnen denn durch den Kopf, als es dann wirklich 14:14 stand?
Ich dachte: "Das gibt es doch nicht." Aber ich wusste, dass dieser Zwischenstand von Gott eingefädelt ist. Er hatte seine Abmachung gehalten, jetzt musste ich meine halten. Da war mir schon schwindelig.

Ihre Gegnerin ist möglicherweise auch gläubig. Hat die Ihnen bei dieser Begründung verziehen, dass Sie ihre Konzentration in einer entscheidenden Phase störten? Sie haben ja schliesslich auch noch 15:14 gewonnen.
Die hat ja in der Sekunde gar nicht verstanden, was ich gesagt habe. Ich habe mich später bei ihr entschuldigt und ihr erklärt, was geschehen ist. Die ist eine ganz Liebe, sie hat mir verziehen. Sie war bei Turnieren auch schon mal bei einem Bibelgespräch. Ich bin froh, dass sie nicht sauer auf mich war. Aber so etwas ist ja auch eine einmalige Sache, das ist nicht zu wiederholen.

Warum haben Sie denn mit Ihrer Botschaft nicht einfach bis zum Ende des Kampfes gewartet?
Da hört einem doch keiner mehr so richtig zu. Da laufen alle auf die Bühne, knutschen einen ab und feiern. Da ist es sinnlos.

Haben sie denn ihren Auftritt später mal bereut?
Nein, ich habe die Prioritäten schon richtig gesetzt.

Wie haben denn die Zuschauer reagiert?
Da haben etwliche Leute geweint, auch Männer. Die hat das ins Herz getroffen. Viele Menschen kamen später zu mir und sagten: "Was Sie gesagt haben fand ich gut. Machen Sie so weiter." Natürlich gabs auch welche, die das für unangebracht hielten, aber die haben nur hinter meinem Rücken kritisiert.

Sehen Sie den Sport als Plattform, um gut auf Gott hinweisen zu können?
Gott hat mir diese Erfolge gegeben, damit ich die Plattform nutze, um über ihn zu sprechen. Das ist meine Überzeugung.

Dann hätten Sie doch aber auch bei den Paralympics in Sydney auf der Planche öffentlich über ihn reden müssen. Eine grössere Plattform können Sie doch gar nicht haben....
Da habe ich auch gebetet und gesagt: "Herr, wenn du mich hinschickst, bebrauche mich, wie du mich möchtest." Und dann habe ich zweimal Silber und Bronze gewonnen, das ja auch toll. Ich hätte ihn ja auch öffentlich gepriesen, wenn sich eine Möglichkeit geboten hätte. Aber es war eben kein besonderer Gedanke da. Ich hatte aber viele gute Einzelgespräche.

Gehen Sie denn auch auf andere Sportler zu? So wie manche Profifussballer, die Bibelkreise gebildet haben?
Ich wohne in Bramsche bei Osnabrück, da habe ich keinen speziellen Sportler-Hauskreis. ...Ich mache meinen Mund da auf, wo Gott mich hinführt.

Seit einem Snowboard-Unfall sind sie querschnittgelähmt. Glauben Sie, dass Sie mal wieder laufen können?
Ja, sicher. Ob ich es noch erlebe, dass ich aus meinem Rolli aufstehe, oder ob das im Himmel passieren wird, weiss ich nicht. Aber es wird passieren. In der Bibel stehen Verheissungen. Und eine Verheissung besagt, dass Gott alle Krankheiten heilt.

Und wenn Sie bis an Ihr Lebensende an den Rollstuhl gefesselt sein sollten?
Das macht nichts. Innerlich hat er mich bereits geheilt. Das ist entscheidend.

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Datum: 26.03.2002
Autor: Thomas Zindel
Quelle: Athletes in Action

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