Studie zu Religiosität

Wer ist der Frömmste im ganzen Land?

«In Sachen Frömmigkeit hat niemand eine Chance gegen die Mitglieder von evangelikalen Gemeinden», stellte die katholische Nachrichtenseite kath.ch Anfang Februar salopp fest. Sie bezog sich dabei auf eine Studie zur Religiosität des Bundesamtes für Statistik (BfS) vom letzten Jahr.
Gebet
Freikirchler beten mit Abstand am häufigsten. Grafik: Bundesamt für Statistik

Die Studie untersuchte nicht nur die Entwicklung der prozentualen Anteile der verschiedenen Religionsgemeinschaften an der Gesamtbevölkerung, sondern auch deren religiöse «Aktivität». Demnach sind die Mitglieder «anderer evangelikaler Gemeinden» (also Freikirchen) beim Gottesdienstbesuch einsame Spitze. 72 Prozent gaben an, mindestens einmal pro Woche in die Kirche zu gehen. Genau andersherum sieht es bei den reformierten Christen aus. Hier kreuzten 73 Prozent an, ein Kirchengebäude nie oder höchstens fünfmal im Jahr zu betreten. Das ist sogar ein Prozent weniger als im Bevölkerungsdurchschnitt. Bei den Katholiken liegt dieser Wert immerhin bei nur 60 Prozent. Interessant auch, dass nach den Konfessionslosen nur die Muslime noch weniger ihre Gotteshäuser aufsuchen als die Protestanten. 76 Prozent besuchen höchstens fünfmal im Jahr die Moschee. Nur etwa 11 Prozent gehen wöchentlich dorthin.

Häufigkeit des Betens

Beim Beten liegen die «fleissigen Evangelikalen» sogar noch klarer vorn, wie kath.ch es ausdrückt. Über 80 Prozent von ihnen beten fast täglich bis mehrmals täglich. Hier liegen Katholiken, Reformierte und Muslime praktisch gleich, mit um die 30 Prozent. Erwartungsgemäss haben Konfessionslose am wenigsten das Bedürfnis nach Gebet. 80 Prozent erklären, dass sie niemals beten würden. Allerdings gibt es auch unter ihnen neun Prozent, die praktisch täglich ein Gebet sprechen. Verwunderlich erscheint in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass neun Prozent der Freikirchler angaben, nie zu beten.

Geschlechtergraben

Beim Thema Beten öffnet sich ein Geschlechtergraben. Frauen beten häufiger als Männer. 35 Prozent der Frauen gaben an, täglich oder fast täglich zu beten, und nur 20 Prozent der Männer. Frauen scheinen insgesamt offener für religiöse und spirituelle Themen zu sein. So glauben 61 Prozent der Frauen an eine höhere Macht, aber nur 45 Prozent der Männer. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Glauben an ein Leben nach dem Tod, an Engel sowie an Heiler und Hellseher.

Zum Thema:
Tages-Anzeiger: «Darum sind Freikirchen erfolgreich»
Aargauer Zeitung: Was macht den Erfolg einer Freikirche aus?
Gebete für alle Zeiten: «Die Psalmen – mehr als schöne Sprüche»

Datum: 18.02.2017
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: idea Schweiz

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