Willow-Creek-Leitungskongress

Kirche in Kinosesseln

Kirche

Immer mehr Gemeinden orientieren sich beim Gemeindeaufbau an einem Konzept von Willow Creek, einer “Mega-Gemeinde” in Chicago/USA. Zum Willow-Creek-Leitungskongress vom 21. bis 23. November in Oberhausen haben sich bereits 8.000 Teilnehmer angemeldet. Wir haben uns in zwei Gemeinde umgehört, was Willow Creek für die Besucher bedeutet: einer freikirchlichen Gemeinde, der Freien Evangelischen Gemeinde Rebland bei Lörrach, deren Gottesdienstbesucherzahl innerhalb von zweieinhalb Jahren von 20 auf 420 hochschnellte, und einer reformierten landeskirchlichen Gemeinde in der Schweiz, die seit drei Jahren intensiv u.a. einen Offenen Gottesdienst praktiziert.

Ins Kino gegangen und Gott getroffen

Bill Hybels, der Gründer und Leiter von Willow Creek, ist so etwas wie ein Pate für die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Rebland, die im Frühjahr 2000 gegründet wurde. Sein Buch “Ins Kino gegangen und Gott getroffen” hatte prägenden Einfluss auf Babsi Hanemann und David Segert, die heute diese Gemeinde leiten. Die beiden stammen nicht aus christlichem Elternhaus (Segerts Vater ist moslemischer Türke), sind erst als junge Erwachsene Christen geworden und haben seitdem ein brennendes Herz dafür, Nichtchristen auf Jesus hinzuweisen. Gemeinde erfahrbar machen wie zu neutestamentlichen Zeiten – als eine intensive Lebens- und Gebetsgemeinschaft mit gemeinsamen Mahlzeiten, Gottesdiensten, Freizeitaktivitäten -, dazu inspirierte nicht nur das Buch von Hybels, sondern auch die Situation vor Ort.

Ausgangspunkt war Ende 1999 eine “Straussi” – eine Art Kneipe auf dem landwirtschaftlichen Hof von Stefan Fünfschilling in Fischingen bei Lörrach, die nur maximal vier Monate im Jahr offen haben darf (in anderen Regionen heisst so etwas auch Besenwirtschaft). Dort durften Jugendliche aus der FEG Lörrach auf 630-Mark-Basis kochen, bedienen und andere Arbeiten erledigen – in christlicher Gemeinschaft. Die gute Atmosphäre brachte Gäste immer wieder ins Fragen nach dem Hintergrund der Mitarbeiter – und schnell kamen die Gespräche auf den Glauben. Als die Saison zu Ende war, kam bei Hanemann, Segert und Fünfschilling innerhalb von drei Tagen unabhängig voneinander der eine Gedanke auf: Wir sollten eine Gemeinde gründen, die sich fragenden Menschen wie diesen “Straussi”-Besuchern zuwendet. Gedacht war zunächst daran, eine Gemeinschaft von Christen zu bilden, die sich ein Jahr lang auf die neue Aufgabe vorbereitet. Doch die ersten Andachten am Sonntag vormittag lockten so schnell so viele Besucher an, dass die Entwicklung gemeindlicher Strukturen nicht warten konnte. Für die FEG Rebland heisst das heute: Sonntags ein Gottesdienst unter der Leitfrage “Wer ist dieser Gott der Bibel?” – diese Veranstaltung richtet sich vor allem an suchende Menschen, an Nichtchristen und zählt rund 420 Gäste. Im Anschluss sind alle zum Mittagessen eingeladen. Donnerstags kommt der innere Kreis der Gemeinde zusammen (immerhin noch rund 160 Frauen und Männer), um auf die Frage “Wie lebe ich mit diesem Gott?” Antworten zu erhalten. Und dann gibt es noch mehr als 25 Kleingruppen, die sich regelmässig treffen und einen sehr persönlichen Austausch über Glaubensfragen ermöglichen.

Segert und Hanemann haben viel Willow-Creek-Material übernommen, etwa das Konzept, Mitarbeiter konsequent gabenorientiert einzusetzen und andere junge Christen auf Leitungsaufgaben vorzubereiten. Sie haben aber auch vieles verändert und auf ihre Situation angepasst. Bei den Hilfsmitteln für die Kinderarbeit standen sie beispielsweise unter dem Eindruck, dass vieles für nichtchristliche Kinder bereits zu “fromm” ist. “Uns geht es nicht darum, Willow zu kopieren. Wir orientieren uns daran, Menschen für Jesus Christus zu gewinnen, die ihn nicht kennen”, sind sich die beiden einig. Die Willow-Creek-Gemeinde in den USA haben sie übrigens nie besucht. Eine überraschende Gemeinsamkeit hat sich dennoch ergeben. Auf der Suche nach Sitzgelegenheiten bekam die FEG Rebland unerwartet das Angebot eines Kinobesitzers, mehrere hundert rot und schwarz gepolsterte Kinosessel abzuholen. Aus Erfahrung wissen Babsi Hanemann und David Segert, dass in der FEG Rebland auf diesen Kinosesseln inzwischen schon viele Menschen Gott getroffen haben.

www.feg-rebland.de

Datum: 20.11.2002
Autor: Marcus Mockler
Quelle: idea Deutschland

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