“Was ist der Mensch?”

Synode

Timmendorfer Strand. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschloss die EKD-Synode das Schwerpunktthema: „Was ist der Mensch?“. Darin nimmt sie Stellung zu zahlreichen Aspekten menschlichen Lebens – vom Embryo bis zum Sterbebett. Das Papier spricht von der Gegensätzlichkeit menschlichen Lebens: „Was ist der Mensch, der sich erhebt und seinen Bruder erschlägt? Was ist der Mensch, der sein Leben einsetzt um andere zu retten?“ Die ihm von Gott gegebene Würde werde zwar vielfach mit Füssen getreten und missachtet, aber sie gehe dadurch nicht verloren. Und durch den Glauben an Jesus Christus werde der sündige Mensch vor Gott gerechtfertigt.

Acht zentrale Thesen

Das “Kirchenparlament” beschloss dazu unter anderem acht zentrale Thesen:

“Der Mensch ist Gottes Geschöpf” – Das heisst: Sein Leben ist ihm gegeben. Er existiert in leib-seelischer Einheit. Er ist als Mann und Frau geschaffen. Er ist gewollt und bejaht. Er ist endlich und begrenzt. Er ist mehr, als er aus sich machen kann. Er soll nicht sein wollen wie Gott.

“Der Mensch ist zum Bild Gottes geschaffen” – Das heisst: Er hat eine Bestimmung: Er ist von Gott angeredet und soll ihm antworten. Er ist berufen zur Gemeinschaft mit Gott in Freiheit. Das verleiht ihm seine unverlierbare Würde. Ihm ist die Welt zu verantwortlicher Gestaltung anvertraut. Er soll am ewigen Leben in Gottes Reich teilhaben.

“Der Mensch ist ein Beziehungswesen” – Das heisst: Menschsein ist In-Beziehung-Sein. Niemand ist eine Insel. Mensch ist, wer von Menschen abstammt. Jeder Mensch existiert in der dreifachen Beziehung: zu seinen Mitgeschöpfen, zu sich selbst und zu Gott. Jeder braucht die Gemeinschaft mit anderen und sie brauchen ihn.

“Der Mensch ist ein unverwechselbares Individuum” – Das heisst: Er ist einmalig und einzigartig. Dafür steht sein Gesicht, seine Gestalt, sein Name. Seine besonderen Gaben und Grenzen, sein Charakter und seine Lebensgeschichte machen seine Individualität aus, die Achtung und Respekt verdient.

“Der Mensch ist Sünder” – Das heisst: Sein Leben ist zerrissen. Das erlebt er als Opfer und als Täter. Die Beziehung zu Gott, zum Mitgeschöpf und zu sich selbst ist durch die Sünde in der Tiefe gestört durch das Misstrauen gegenüber Gott und durch Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Mitmenschen, den Mitkreaturen und gegenüber sich selbst.

“Der Mensch wird gerechtfertigt durch den Glauben” – Das heisst: Er bleibt bestimmt zur Gemeinschaft mit Gott. Die Macht der Sünde kann die Gemeinschaftstreue Gottes nicht aufheben. Jesus Christus verbürgt mit seiner Verkündigung, seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferweckung die vergebende, zurechtbringende Liebe Gottes. Im Glauben wird sie für den Menschen als Einzelnen und in Gemeinschaft wirksam.

“Der Mensch ist berufen zum Tun des Guten” – Das heisst: Er ist für seine Lebensführung verantwortlich. Er kann erkennen, was gut ist. Aber er muss sich durch das Tun dessen, was er als gut erkannt hat, nicht selbst rechtfertigen. Durch den Glauben an Gottes vergebende Liebe wird er frei, seine Gaben und Fähigkeiten in den Dienst des Gemeinwohls und des hilfsbedürftigen Nächsten zu stellen.

“Der Mensch hat eine Hoffnung über den Tod hinaus” – Was heisst das? Sein Leben soll vollendet werden in Gottes ewigem Leben. Das hebt seine Sterblichkeit nicht auf. Aber es begründet seine Zuversicht, durch den Tod und durch Gottes gnädiges Gericht hindurch verwandelt zu werden, um an Gottes ewigem Reich Anteil zu haben.

Datum: 13.11.2002
Quelle: idea Deutschland

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