Offen über Sexualität reden

wort+wärch: Veranstaltet ihr tatsächlich eine Konferenz, in der sich alles um Sex dreht?
Stefan Badertscher: Nein und Ja. Nein, denn es geht nicht um Sex im Sinne des körperlichen Akts. Ja, denn die Sexualität ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Unsere Sexualität, im weiten Sinn, hat sehr viel mit unserer Identität zu tun, egal ob wir 13 oder 50 oder älter, ob wir Single, befreundet, verheiratet oder geschieden sind. 

Worum geht es euch?
Sexualität ist oft mit Unsicherheit, Scham und Überforderung verbunden. Oder das Thema wird unüberlegt, plan- und ziellos angegangen. Die Jugendkonferenz soll zum Nachdenken und Hinterfragen anregen und helfen, eine Vision ganzheitlicher, gesunder Sexualität zu gewinnen. Zum andern schaffen wir Raum, dass Teilnehmende mit der eigenen Geschichte, mit Schmerz und Belastendem Gott begegnen und dass sie seine Liebe erfahren, Wiederherstellung und Güte erleben. Auch in diesem Lebensbereich soll auf Gott gehört und seinen Weisungen vertraut werden.

Worin zeigt sich gesunde Sexualität?
Sie wird nicht tabuisiert, sondern in einem guten Rahmen auf gesunde Weise gepflegt. Was gesund ist, das hängt von den Lebensumständen ab. Ich glaube, dass das Ausleben der Sexualität eigentlich den Rahmen der Ehe braucht. Dies erkennen wir in der Bibel. Aber natürlich ist sie auch vor (und nach) der Ehe ein ernstzunehmendes Thema.

Was wollt ihr erreichen?
Wir wünschen uns, dass Heilsames geschieht. Dass Scham ihre blockierende Kraft verliert. Dass Vergebung gewährt, empfangen und ausgesprochen wird. Dass Lasten abfallen und Junge und Alte von Gott neu Leichtigkeit und Freude und Klarheit für ihre Sexualität bekommen. Die Teenager werden gute Inputs erhalten. Sie können sich vor Gott überlegen, wie sie ihre Sexualität leben wollen. Damit sie das Spielfeld, welches auch ein Kampffeld ist, mit guten Überzeugungen betreten, Reizen widerstehen und gemeinsam siegreich unterwegs sein können. Die Konferenz wird vieles anstossen. Entscheidend wird sein, wie es danach in der Jugendarbeit, der Gemeinde, der Familie etc. weitergeht. Dafür stellen wir derzeit gutes Material zusammen.

Wie seid ihr auf den Titel «Moral Revolution» gekommen?
Für Schweizer Verhältnisse ist der Titel ungewohnt. So nennt sich der US-Dienst, mit dem wir die Konferenz durchführen.

Können Referenten aus Kalifornien besser über Sex reden?
Das denke ich nicht. Aber auch nicht schlechter. Amerikaner wie Europäer haben einen Sexualtrieb – und Sehnsucht nach Beziehung. Diesbezüglich sind wir nicht grundverschieden. Es gibt gewisse (christlich-)kulturelle Unterschiede. Aber ich bin überzeugt, dass unsere Referenten das Gespür dafür haben. An einer ähnlichen Konferenz in der Ostschweiz 2014 stellten sie dies unter Beweis. In Thun werden wir zudem den Thuner Matthias 'Kuno' Kuhn als Referenten dabei haben.

Mit welchem Ziel macht ihr am Sonntag Nachmittag, 15. November, eine Veranstaltung allein für Eltern und Leiter?
Ihre persönliche Geschichte, ihre Haltungen und Meinungen prägen die nachfolgende Generation. Ihnen soll aufgezeigt werden, wie sie Jüngere begleiten und ermutigen können. Wir glauben, dass auch in diesem Bereich die junge Generation auf den Schultern der älteren stehen sollte. Deshalb ist deren Position wichtig. Zudem werden wir gemeinsam für die junge Generation beten.

Am 23. Januar 2016, zwei Monate nach der Konferenz, gibt's im EGW einen Vertiefungsabend. Wozu?
Die Konferenz wird einiges auslösen, das aufgefangen werden muss. Am Vertiefungsabend für alle EGW-Bezirke im EGW Unterlangenegg werden wir in Workshops auf die drei Top-Fragen eingehen, die nach der Konferenz bei den Jugendlichen im Raum stehen. Organisiert wird der Vertiefungsabend von Jugendarbeitern aus den Bezirken der Region Thun.

Alle Infos zur Konferenz auf www.moralrevolution.ch. Frühbucherrabatt bis 15. September.

Zur Webseiten:
Moral Revolution

Zum Thema:
Wahrnehmungsstörung: Wir brauchen ein «Reset» für unser Denken beim Thema Sex
Blick unter die Chuppah: Wenn der Sex eines Paares öffentlich analysiert wird
Repräsentative Umfrage: Sexualität und Partnerschaft: Treue für Mehrheit wichtig

Zum Buch:
Kris und Jason Vallotton: Moral Revolution. Die nackte Wahrheit über sexuelle Reinheit.
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