Homosexuelle Anziehung

Wie junge Männer ihre Sexualität entwickeln

Floyd Godfrey, ein im Bundesstaat Arizona tätiger Therapeut, hat aus seiner persönlichen Beratungstätigkeit mit mehr als 1'000 betroffenen Männern vier wesentliche Einflussfaktoren ermittelt, welche die Entwicklung homosexueller Anziehung fördern oder verursachen können. Regula Lehmann, Familienbegleiterin und Autorin des Buchs «Sexualerziehung? Familiensache!», fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Vater und Sohn beim Packen für den Auszug
Floyd Godfrey
Regula Lehmann ist Mutter von vier Kindern und diplomierte Familienhelferin.

Wer sich auf die Auseinandersetzung mit den Hintergründen gleichgeschlechtlicher sexueller Anziehung einlässt, wird damit konfrontiert, dass eine Mehrheit der von SSA (Same Sex Attraction)-Betroffenen eine tiefe Sehnsucht verspürt, von Menschen des gleichen Geschlechtes akzeptiert und angenommen zu sein. Personen mit SSA berichten häufig davon, dass sie sich als Kinder und Jugendliche einsam, isoliert und abgelehnt fühlten.

Die vier laut Godfrey überdurchschnittlich häufig feststellbaren Faktoren zu kennen, kann Eltern dabei helfen, ihre Jungen auf dem Weg ins Mann-Werden hilfreich zu begleiten und eine gesunde sexuelle Identitätsfindung zu unterstützen.

Einflussfaktor Nr. 1. Genetische Dispositionen

Hypersensibilität, hohe Emotionalität, Feinfühligkeit, Kreativität/künstlerisches Talent und weitere Eigenschaften, die bei SSA-Betroffenen häufig festgestellt werden können, verursachen die homosexuelle Anziehung nicht. Aber sie begünstigen deren Entstehung, weil sensible Jungen verletzlicher sind und stärker auf Umwelteinflüsse reagieren.

Einflussfaktor Nr. 2: «Vaterhunger»

Betroffene Personen berichten über vielfältige Brüche oder Störungen in ihrem Bindungsprozess an ihre Väter oder andere erwachsene Männer. Missbrauch, Misshandlung, Abwesenheit der männlichen Bezugsperson, das Fehlen von emotionaler Nähe oder ein tiefes Gefühl des Anders- bzw. Fremd-Seins führen zu tiefen unerfüllten Sehnsüchten. Betroffene möchten sich an gleichaltrige oder erwachsene Männer binden, schaffen dies jedoch nicht. Was dazu führen kann, dass sie versuchen, ihren nicht-sexuellen Vaterhunger über sexuelle Beziehungen zu fremden oder ihnen bekannten Männern zu stillen.

Einflussfaktor Nr. 3: Verwirrung in der Beziehung zur Mutter

SSA-betroffene Männer berichten häufig über innere Verwirrung in Bezug auf die Beziehung zur Mutter. Missbrauch, Misshandlung oder Manipulation, Abwesenheit, Verlassensein, keine emotionale Nähe oder übergrosse Nähe verhinderten eine gesunde Mutter-Kind-Bindung. Daraus resultierten emotionale Blockaden oder eine zu starke Bindung an weibliche Bezugspersonen.

Einflussfaktor Nr. 4: Abkoppelung von der Peergroup

Männer mit SSA berichten über unterschiedliche Brüche im Bindungsprozess an Gleichaltrigengruppen. Weil sie als Kinder – aus unterschiedlichen Gründen – den Anschluss an gleichgeschlechtliche Gleichaltrige verpassen, verstärkt sich das Gefühl von Isolation und Abgelehnt-Sein weiter und es besteht die Gefahr, dass Betroffene versuchen, sich über sexuelle Beziehung die Anerkennung zu holen, die sie in nicht-sexuellen Beziehungen vergeblich suchten.

Über Menschen sprechen – nicht über Schwule und Lesben

Was bedeuten diese Einflussfaktoren für den Umgang mit betroffenen Menschen und im Besonderen für den Umgang mit Jungen?

Als Erstes gilt es, sich bewusst zu machen, dass das sexuelle Empfinden oder Verhalten nicht mit der Identität betroffener Personen gleichgesetzt werden kann. Wir haben als Gesellschaft eine gekonnt inszenierte Fehlinformation übernommen, wenn wir von «Schwule» und «Lesben»… statt – wie wir es gegenüber heterosexuell empfindenden Menschen tun – von Männern und Frauen reden.

Wir sind im Tiefsten nicht «Homos» oder «Heteros», sondern Menschen. Nach Gottes Bild geschaffen und bis in die letzte Faser angenommen und geliebt. Das ist unsere Identität. Das sprechen wir unseren Kindern zu. Sexualität ist nicht – wie uns von Lobbygruppen gekonnt weisgemacht wird – der alles bestimmende Faktor, sondern lediglich ein Teilaspekt unseres Seins. Wichtig, aber nicht überzubewerten.

Tipps für Eltern

Diese Erkenntnis und deren Umsetzung führt uns in eine grosse Freiheit. Auch und gerade als Eltern. Kinder sind nicht primär sexuelle Wesen, sondern zuerst mal einfach Menschen, die wir in ihrem Werden ganzheitlich, nach Leib, Seele und Geist, begleiten und unterstützen. Unter anderem, indem wir die oben genannten Einflussfaktoren ernst nehmen und daraus lernen.

1. Einzigartigkeit bejahen statt Rollenbilder zementieren

Sensible, emotionale oder künstlerisch begabte Jungen sollten unter keinen Umständen als «weniger männlich» als ihre robusteren, archaischer auftretenden Altersgenossen bezeichnet oder verächtlich behandelt werden. Es gilt, anzuerkennen, dass es auch innerhalb desselben Geschlechtes grosse Unterschiede und eine breite Vielfalt gibt, geben darf und geben soll. Weil jeder Mensch ein Original ist und in dieser Originalität gebraucht wird.

Es gibt keinen Grund dafür, gleich an eine homosexuelle Veranlagung zu denken, wenn ein Junge gerne mit Mädchen spielt oder sich im Kindergartenalter für Mädchenkleidung begeistert, «weil die so schön rosa ist». Es gibt nicht «richtige» oder «falsche» Jungen, sondern einfach nur «Jungen».

Manche Kinder und speziell Teenager erleben in ihrer Entwicklung ganz natürlich nicht nur das Gegengeschlecht, sondern phasenweise auch gleichgeschlechtliche Personen als faszinierend oder anziehend. Weil sie ihre Geschlechtsidentität suchen, orientieren sie sich vorübergehend an gleichgeschlechtlichen Vorbildern.

In dieser sensiblen Phase Homosexuelle an Schulen über ihr Coming-Out berichten zu lassen, ist abzulehnen, weil Jungen sich dadurch auf etwas festlegen könnten, das in Wahrheit nur eine vorübergehende Entwicklungsphase ist, die weder übertrieben stark beachtet noch ausgelebt werden soll.

Je entspannter und selbstverständlicher Eltern davon ausgehen, dass ihr Junge mal ein klasse Mann werden wird, desto besser können sie seine geschlechtliche Entwicklung unterstützen.

2. Vatersehnsucht stillen

Jungen sehnen sich danach, von ihren Vätern zu hören, dass sie – als «Männer» –angenommen, in Ordnung und prima Kerle sind. Jungen sehnen sich danach, zur «Männergemeinschaft» zu gehören. In der sensiblen Kleinkindphase, in der ein Junge erkennt, dass er «nicht wie die Mama» ist, braucht er ein männliches Gegenüber, das ihn an der Hand nimmt und ihm Sicherheit und Zugehörigkeit vermittelt. Jungen brauchen die Bindung an ihre Väter und/oder andere vertrauenswürdige Bezugspersonen. Zu erleben, dass ihre Gefühle wahr- und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden, macht Jungen stark und fähig, sich vertrauensvoll auf Beziehungen einzulassen.

3. Gesunde Mutterbindung unterstützen

Jungen sollten in den ersten Lebensjahren erleben, dass ihre Mütter sich auf eine enge Bindung einlassen und ihre Bedürfnisse wahrnehmen und verlässlich beantworten. Nicht umsonst reden wir, wenn es um die Nahrungsaufnahme des Säuglings geht, vom «Stillen».

Zu beachten ist auch, dass längere Trennungen beim Säugling und Kleinkind unbewusst zum Gefühl der Verlassenheit, des «Nicht wichtig-Seins» führen können. Unter anderem deshalb, weil kleine Kinder noch keinen Zeitbegriff haben und schon wenige Stunden des Getrennt-Seins von ihrer Bezugsperson als endlos lang oder gar als endgültigen Abschied erleben.

Wichtig ist jedoch auch die Bereitschaft, Jungen ihrem Alter entsprechend loszulassen, freizugeben und auf mütterliches Klammern oder Manipulieren zu verzichten. Sich als Mama nicht nur über die Kinder zu definieren, hilft dabei, diese nicht als Tröster, Glücklichmacher oder Partnerersatz zu missbrauchen.

4. Förderung der Integration in die Gruppe der Gleichaltrigen

Jungen dabei zu unterstützen, Beziehungen zu gleichgeschlechtlichen Gleichaltrigen zu leben, ist eine wesentliche Erziehungsaufgabe. Schon von klein auf sollten Jungen immer wieder Gelegenheit haben, mit gleichaltrigen Jungs zu spielen, Kräfte zu messen und Sozialverhalten zu erlernen. Dabei muss es nicht immer brav zu und her gehen. Viele Jungs tragen Konflikte eher körperlich aus. Was nicht verletzender sein muss als verbale Schläge und deshalb auch nicht immer gleich unterbunden oder negativ beurteilt werden sollte. Jungen einen Raum zu bieten, in dem sie mit ihren Freunden zusammen Spass haben und Abenteuer erleben können, ist zwar manchmal anstrengend, aber eine prima Investition in ihre gesunde Entwicklung.

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Datum: 20.06.2015
Autor: Regula Lehmann
Quelle: Livenet

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