Auch in Deutschland

Sexualkunde-Streit erhitzt die Gemüter

Fragwürdige Unterrichtsinhalte und umstrittene Lehrmaterialen sorgen nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den umliegenden Ländern für Unstimmigkeiten zwischen Schule und Elternhaus. 
Eltern sollen bei der Sexualerziehung mitreden können.

Ein kürzlich in der Zeitung «Die Welt» erschienener Artikel bringt die Problematik auf den Punkt. Unter dem Titel «So schön, dass es schöner nicht werden kann» erklärt Miriam Hollstein die Hintergründe der Spannungen zwischen Schule und Elternhaus.

Nicht ob die Schule Sexualaufklärung machen soll, ist die Frage, die gegenwärtig vielerorts gestellt wird, sondern wie und in welcher Altersstufe diese stattfinden soll.

Ist es eine Überreaktion, wenn Eltern sich darüber beschweren, dass bei Erstklässlern ein Aufklärungsbuch zum Einsatz kommen soll, das nicht nur erigierte Penisse zeigt, sondern auch den Geschlechtsakt detailliert beschreibt? Müssen Zehnjährige wirklich schon wissen, wie Kondome angewendet werden und wie Lesben sich befriedigen?

Immer lauter werden die Stimmen, welche vor pädagogischem Übereifer im Bereich Sexualerziehung warnen. Und es sind längst nicht mehr nur konservative Kreise, die zur Mässigung aufrufen und die seit den 70er Jahren herrschende Liberalität kritisch betrachten. Sexuelle Freizügigkeit darf nicht zum Diktat werden, dem sich Eltern und Lehrpersonen kritiklos unterwerfen müssen. Neue Lehrmittel zeigen sich deshalb deutlich zurückhaltender, was ihren Inhalt und die Illustrationen betrifft.

Immer offensichtlicher wird zudem, dass schulischer Aufklärungsunterricht nicht ohne die Zustimmung der Eltern zufriedenstellend etabliert werden kann. Eltern sind die ersten und wichtigsten Bezugspersonen ihrer Kinder. Und sie müssen mitreden können, wenn es um die Vermittlung sensibler Lebensthemen geht. Sexualität ist ein sehr persönlicher und individueller Bereich und kein Unterrichtsinhalt wie Mathematik oder Geometrie, der allen Schülern zum gleichen Zeitpunkt und ungeachtet der familiären Wertehaltung vermittelt werden kann oder muss.

«Sexualkundeunterricht findet dort seine Grenze, wo er nicht mehr altersgerecht ist und nicht mehr in erster Linie die Fragen beantwortet, die Kinder stellen, sondern statt dessen zu viele weitere Fragen aufwirft», sagt dazu die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Dorothee Bär (CSU) gegenüber der «Welt». «Sexualkundeunterricht soll die Entwicklung der Kinder begleiten, nicht beschleunigen.»

Regula Lehmann ist Familienfrau, Koordinatorin der «Interessengemeinschaft Sexualerziehung Schweiz» und Autorin des Buches «Sexualerziehung? Familiensache!»

Datum: 14.05.2013
Autor: Regula Lehmann
Quelle: Livenet

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