Samuel Harfst

«Es ist wichtig, diesen kindlichen Glauben zu bewahren»

Samuel Harfst legt mit «Endlich da sein wo ich bin» ein facettenreiches Studioalbum vor. Noch heute testet der frühere Strassenmusiker neue Songs auf der Strasse, weil das Feedback da seiner Meinung nach am ehrlichsten ist. Öffentlich bekannt macht er diese Auftritte aber nicht mehr, «weil es schon Leute gab, die 150 Kilometer anreisten, um uns auf der Strasse zu sehen».
Samuel Harfst
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Cover des Albums «Endlich da sein wo ich bin» von Samuel Harfst

«Meine Lieder sind immer autobiografisch», sagt Samuel Harfst im Gespräch mit Livenet. Auch auf das neue Album, das er im Studio mit einer Live-Band einspielte, trifft das zu. «Die Chemie war stark, ich arbeitete mit guten Songwritern und Künstlern zusammen, für die ich auch schon geschrieben hatte. Am Ende des Tages muss das Lied gut sein.»

Es sei wie bei den Jahreszeiten. «Der Frühling ist, wenn das Album herauskommt. Anschliessend folgt die Tour, das ist der Sommer. Im Herbst fallen dann langsam die Blätter ab.» Dann folgt – bildlich gesprochen – der Winter. «In diesem lese ich viel. Ich will nicht einfach zweimal das gleiche Album mit einem anderen Namen aufnehmen.»

«Endlich da sein, wo ich bin»

Der Titel des neuen Albums lautet «Endlich da sein, wo ich bin». Manchmal hangelt Samuel Harfst sich von einem Termin zum anderen: Sound-Check-Zeit, Eincheck-Zeit im Hotel und so weiter. Vielen Menschen geht es ähnlich. «Sich im Hier und Jetzt befinden und im Moment leben, ähnlich wie beim Tanzen. Es gibt nicht ein Ziel, sondern man ist wie im Moment. Dies ist mir wichtig. Man sollte sich nicht nur auf die Ernte freuen, sondern auch das Säen geniessen, dann ist man wesentlich glücklicher.»

Für ihn selbst seien das Titellied sowie der Song «Mein letztes Hemd» die beiden Säulen des Albums: «Ich bin mein eigener Sklaventreiber, ich behandle mich so, wie mein Chef es nicht tun dürfte.»

Oder im Song «Kleine Seele» geht es darum, am Glauben dranzubleiben. «In meiner Familie hatte ich wissenschaftlich-kritische Spannungen erlebt», erzählt Harfst. Dabei habe er erkannt, wie wichtig es sei den kindlichen Glauben zu bewahren. «Der Glaube erhebt sich über die Zweifel, wie die Flugkraft die Schwerkraft überwindet.»

25 Songs im Rennen

Ins Rennen geschickt hatte Samuel Harfst ganz am Anfang 25 Lieder. «Davon haben wir 22 aufgenommen.» Diese wurden dann auf 16 reduziert. Eigentlich sollten es weniger sein, doch bei diversen Stücken, die ebenfalls gestrichen werden sollten, wäre die Crew zu sehr enttäuscht gewesen.

Ein Auftrittsabend ist für Samuel Harfst dann gelungen, wenn er das Gefühl habe, «dass etwas geschehen ist, das nicht wiederholbar ist». Besonders möge er es, wenn die Hörer den Mut haben, «sich nicht nur damit auseinanderzusetzen, was der Künstler gemeint hat, sondern die Songs zu ihren eigenen machen».

Mutter entschied sich gegen Abtreibung

Bewegende Rückmeldungen erhalte er immer wieder aus dem Publikum, berichtet Samuel Harfst. Zum Beispiel sei einmal eine Frau mit ihrem Kind nach einem Konzert zu ihm gekommen und habe ihm ihre Geschichte erzählt. «Sie hatte das Lied 'Privilegiert' gehört und sich dann dadurch gegen die Abtreibung entschieden!»

Bekannt geworden war Samuel Harfst einst als Strassenmusiker. Noch heute tritt er manchmal auf der Strasse auf. «Ich schätze dieses direkte Feedback auf der Strasse. Wenn ein Song gut ankommt, sieht man das sofort. Gefällt er den Leuten nicht, gehen sie weiter.» Öffentlich bekannt macht er solche Auftritte nicht mehr. «Es kam schon vor, dass jemand 150 Kilometer angefahren kam, um uns auf der Strasse zu sehen…»

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Datum: 19.06.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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