Carmen Fenk: Bei Gott darf man auch Fehler machen

Carmen Fenk aus Sevelen (SG) sang sich in die Herzen der Zuschauer des Schweizer Fernsehens. Sie wurde Siegerin bei der Casting-Sendung und damit der erste „MusicStar“ der Schweiz. Ursula Ammann sprach mit ihr über ihre Erfahrungen.
Carmen: „Bei MusicStar kam es immer wieder spontan zu sehr tiefen Gesprächen über den Glauben.“
Carmen: „Beim Auftritt nahm mir Gott die Belastung wie einen Mantel bei der Garderobe ab.“
Carmen: „Gott gab mir auch die Energie. Wenn ich eine Viertelstunde irgendwo beten konnte, habe ich ihn extrem gespürt.“
Carmen: „Wenn ich auf die Nase falle, ist Gott da, und fängt mich auf. Man kann auch Fehler machen. Das ist befreiend.“

Ein Kollege Radio Ri ermutigte die Moderatorin Carmen Fenk, sich für das Casting zu melden. „Ich solle mein Talent nicht verstecken, sagte er“, blickt die Rheintalerin zurück. Sie ging zum Casting, sang und überzeugte. Die 25 jährige Christin entlockte den Jurymitgliedern regelmässig wahre Lobeshymnen. Ivo Sacchi von der Plattenfirma Universal fragte sie, ob es irgendetwas gäbe, was sie im musikalischen Bereich nicht könne. Chris von Rohr rührte sie zweimal zu Tränen und auch Arabella Kiesbauer vergab Bestnoten an sie. Immer wieder war auch das Thema „Glauben“ im Rampenlicht. Carmen stand zu ihren Überzeugungen als Christin und beeindruckte die Menschen durch ihre Echtheit und Lockerheit.

Carmen, vor drei Monaten warst du ein „no name“. Ausser den Hörern von Radio Ri kannte dich kaum jemand. Heute meinen alle zu wissen, wer du bist. Geht einem das manchmal auf den Wecker?
Ab und zu wird man schon angesprochen. Es gibt die „Lauten“ und die „Leisen“. Damit muss man irgendwie umgehen können. Das gehört dazu und ich bewahre mir meine Privatsphäre schon.

Im Lauf der MusicStar Sendungen wurde bekannt, dass du eine überzeugte Christin bist. Wie war das für dich, als alle über deinen Glauben zu sprechen und zu schreiben begannen. Hat das gestresst oder gefreut?
Zuerst gab ich einfach ein Statement ab. Wenn ich schon gefragt werde, sage ich, was Sache ist. Mit der Zeit bekam ich aber auch genug. Ich stehe zu meinem Glauben, aber ich möchte nicht in einer Schublade abgelegt werden.

Der Blick titelte in einer Ausgabe „Bibelgruppe Musicstar“. War der Glaube unter euch ein Thema?
Unter Bibelgruppe verstehe ich, dass man zusammen sitzt und wirklich miteinander schaut, was denn so in der Bibel drin steht. Dazu ist es nicht gekommen. Was ich aber sehr schätzte ist, dass es immer wieder spontan zu sehr tiefen Gesprächen gekommen ist. Das man zum Beispiel plötzlich beim Nachtessen darüber sprach, was denn „Glaube“ und „Bekehrung“ bedeuten könnte. „Wann hast du dich denn für ein Leben mit Jesus Christus entschieden und wie ist das für dich?“ Es ging um Grundsatzfragen, bei denen man sich gegenseitig ausgelotet hat. Es waren lockere, unverblümte Diskussionen und wir entdeckten tolle Gemeinsamkeiten – auch gerade in Fragen über diesen Glauben.

Was genau glaubst du denn eigentlich?
Ich glaube, dass Gott die Welt geschaffen hat, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und mir meine Sünden vergibt. Ich glaube auch daran, dass der Heilige Geist mir meine Gaben, hier eben konkret das Singen, gegeben hat.

Wie hast du Gott konkret während der „MusicStar“-Zeit erlebt?
Er hat so mitgewirkt, dass ich auf der Bühne ganz ruhig wurde. Er hat mir das Ganze weggenommen, was sich durch den Tag auf meinen Schultern angesammelt hatte. Alles, was mich belasten könnte, nahm er mir für die Zeit des Auftritts weg – so wie wenn er mir an der Gardarobe den Mantel abgenommen hätte. So, dass ich mich wirklich auf das konzentrieren konnte, was ich auf der Bühne zu tun hatte. Er war auch der, der mich immer wieder in den Arm genommen hat und mir zu verstehen gab, dass er mich gern hat, so wie ich bin. Dadurch kam gar kein „tierischer Ernst“ auf. Ich konnte die Sache wie ein Spiel angehen. Und Gott war auch immer der, der mir die Energie gab. Wenn ich auch nur mal ein paar Minuten irgendwo hinliegen und beten konnte. Ich spürte Gott extrem und brauchte ihn auch. Ich merkte, dass ich mich auf ihn hundertprozentig verlassen kann. Er schenkte mir auch die Gelassenheit in Interviews, bei denen ich nicht wusste, wie sie herauskommen. Man hat so vieles nicht im Griff, da ist es befreiend, wenn man Gott bitten kann, die Übersicht zu behalten.

Hat sich dein Glaube während dieses Projektes verändert?
Ich fand den Mut, auch mal Dinge auszuprobieren, die ich sonst nicht machen würde. Styling zum Beispiel ...

Am Anfang, wenn man Christ wird, setzt man sich damit auseinander, dass Gott einem lieb hat und seine Liebe einfach so schenkt. Dann kommt man immer mehr ins Detail, fängt an zu philosophieren. Hier merkte ich, dass es wieder mehr um Grundsatzfragen geht. Wer bin ich, wer trägt mich, wo kann ich mich einordnen und wer stützt mich? Der Schluss daraus: Ich werde mich wieder mehr mit diesen grundsätzlichen Fragen auseinander setzen, als mich hoch fromm mit meinen Glauben zu beschäftigen.

Demnächst ist Karfreitag und Ostern – prägende und sehr wichtige Tage für Christen. Kannst du die Geschichten um den Tod von Jesus und seine Auferstehung einfach so glauben?
Ja!

Du bist Jungscharleiterin und für viele junge Menschen ein Vorbild. Was möchtest du, dass ihnen von dir bleibt?
Ich möchte eigentlich weniger, dass etwas von mir bleibt. Aber ich möchte, dass sie etwas gespürt haben, wenn ich sang und dass sie dem nachgehen, was das war. Die Jugendlichen sollen sich überlegen, was sie in ihrem Leben gerne hätten, was sie wirklich glücklich macht, was der Antrieb für ihr Leben ist und was sie motiviert, etwas zu tun.

Christen haben manchmal den Nimbus von langweiligen Stubenhockern, die nichts tun dürfen, was Spass macht. Wie lebst du ganz konkret als Christ?
Ich bin einfach nicht so und muss mich dafür auch nicht entschuldigen. Ich kann mich mit diesen Vorstellungen vom Christsein absolut nicht identifizieren. Ich probiere gerne Neues aus und vertraue darauf, dass, wenn ich mal auf die Nase falle, Gott da ist, der mich auffängt und mir wieder aufhilft. Man kann auch Fehler machen. Das ist befreiend. Wenn man immer aufpasst, dass man ja nichts Falsches tut, hat man kalt, ich möchte gerne im Warmen stehen, wo es hell und spannend ist. Das ist halt manchmal auch ein Risiko. Auch Showbusiness ist nicht gegen Gott. Christen sollten überall sein, warum nicht auch dort? Mir macht es Spass, im richtigen Augenblick mit anderen Menschen über den Glauben zu sprechen.

Wie hat denn die ganze Sache mit Gott und Glauben bei dir angefangen?
Als ich in der Sekundarschule war, ging ich mit der Jungschar in ein Skilager. Dort wurde von Gott erzählt und das interessierte mich. Ich fand die Geschichten gut und deshalb begann ich in die Jungschar zu gehen und wurde später auch Leiterin. Den „Ärmel“ nahm es mir an einer Ferienveranstaltung hinein, an der über 100 Kinder unseren Geschichten von Jesus zuhörten. Und ich merkte plötzlich „das ist es“. Man kann den Glauben annehmen wie ein Kind und das machte ich dann auch.

Gibt es irgendein Lied, das dir in diesem Zusammenhang viel bedeutet?
Ja, „Potters Hands“ (Übers.: die Hände des Töpfers). Es spricht davon, dass alles in Gottes Handfläche stattfindet. Das ist ein wunderschöner Gedanke!

Bio

Carmen Fenk ist 25 Jahre alt und wohnt in Sevelen. Sie lernte Radio-/Fernseh-Elektrikerin und arbeitete bis vor der „MusicStar“-Geschichte als Redaktorin und Moderatorin bei Radio Ri. Die Single-Powerfrau leitete in der Evangelisch-methodistischen Kirche von Sevelen die Jungschar und sang in ihrer Kirchenband.

Ins Auge stechende Eigenschaften Carmen Fenks sind: Ehrlichkeit und Offenheit. Sie getraut sich auch, kontroverse Meinungen zu vertreten, ist selbstkritisch und kann über sich selbst lachen.

Quelle: 4telstunde für Jesus.
Webseite: www.each.ch

Datum: 27.03.2004

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