Carla Del Ponte: Die Passion als Lehrstück für Staatsanwälte

Die Wahrheit an Ostern rehabilitiert: Carla Del Ponte

„Es wäre einfach, nach dem Muster von Pontius Pilatus nach bequemen Lösungen zu suchen und dem Druck auszuweichen“: Dies schreibt Carla Del Ponte in der neuen Verteilzeitung „4telstunde für Jesus“. Del Ponte kämpft als Chefanklägerin in Den Haag für Gerechtigkeit auf dem Balkan.

Die Verteilzeitung der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA zu Karfreitag und Ostern ist letzte Woche erschienen. Das Editorial von Del Ponte über Pilatus’ Versagen kommt zu einer Zeit, da Albaner und Serben einander erneut die Köpfe einschlagen und Kirchen und Moscheen anzünden.

„Jesus ist auferstanden“: die Wahrheit bricht sich Bahn

Del Ponte fragt, ob Pontius Pilatus nicht „aus Bequemlichkeit“ dem Geschrei der Menge und dem Druck der Mächtigen seiner Zeit nachgegeben habe. Ein „furchtbares Versagen menschlicher Justiz?“ Aber, so Ponte, was an Ostern geschah, brachte die Wende – und mehr, den Triumph der Wahrheit: „Jesus ist auferstanden und seine Botschaft ist immer noch lebendig. 2000 Jahre danach. Die göttliche Gerechtigkeit hat die Wahrheit rehabilitiert und den Irrtum der menschlichen Rechtsprechung zerbrochen.“

Was folgt daraus für einen Neuanfang auf dem Balkan? Die letzten serbischen Wahlen haben die Partei Milosevics, der in Den Haag angeklagt ist, wieder gestärkt. Unversöhnlichkeit und Hass haben eben im Kosovo Dutzenden das Leben gekostet.

Gerechtigkeit hier und jetzt

Für Christen ist die Geschichte von Ostern voller Hoffnung, schreibt Carla Del Ponte, Chefanklägerin des Kriegsverbrechertribunals für Ex-Jugoslawien, „für einen Staatsanwalt ist sie sehr lehrreich. Ein Christ kann seine Erwartungen auf die göttliche Gerechtigkeit setzen; ein Staatsanwalt muss darüber wachen, dass Gerechtigkeit hier und jetzt geschieht.“

Auch heute noch seien Staatsanwälte versucht, dem Druck der Menge oder der Machthaber zu weichen. Die Medien trügen zu Vorverurteilungen bei, kritisiert die aus dem Tessin stammende Juristin.

„Ein Richter braucht viel Mut, um Entscheidungen gegen die öffentliche Meinung zu treffen – oder gegen solche, die sich als Wortführer aufspielen. Mindestens ebenso viel Mut braucht es, um den Druck zu ignorieren, der von den Mächtigen in Wirtschaft und Politik ausgeübt wird.“

Uralte Spannungen

Del Ponte ringt um die Anerkennung der Wahrheit in einer Region, die seit über 600 Jahren von Spannungen zerrissen wird: Die Serben, von den Türken 1389 besiegt, verklärten sich selbst als Bollwerk des christlichen Europa und verachteten die Albaner, die Muslime wurden und sich im fruchtbaren Kosovo ausbreiteten.

Im ersten jugoslawischen Staat drängten die Serben die kleineren Völker an die Wand. Der Schöpfer des zweiten Jugoslawien, der kroatische Kommunist Tito, gab den muslimischen Bosnjaken den Nationalitäten-Status und gewährte den Kosovaren Autonomie. Der Serbe Milosevic suchte die Unabhängigkeitsregungen auszulöschen, was zum Krieg führte.

Unparteiisch Recht sprechen – Voraussetzung für den Frieden

Welcher Weg führt aus dem Teufelskreis von Nationalismus, Hass und Brutalität? Die Chefanklägerin am UNO-Gerichtshof für Menschenrechte unterstreicht die Bedeutung einer unparteiischen Rechtsprechung: Sie „ist nicht nur eine Pflicht gegenüber den Opfern und ihren Familien. Sie ist auch eine Voraussetzung für Frieden. Eine Gesellschaft, die die Wahrheit nicht wiederhergestellt und für die Verbrechen der Vergangenheit keine Wiedergutmachung geleistet hat, bleibt eine Beute von ungesättigten Dämonen. Auf dem Balkan wurde in den Neunzigerjahren Rache geübt für Verbrechen, die in den Vierzigerjahren begangen wurden!“

Carla Del Ponte hat auf ihrem Weg „in Lugano, in Bern und jetzt auch in Den Haag“ Mächtige vor Gericht gezogen, ob es nun um Geldwäscherei, Korruption oder Kriegsverbrechen ging. Es wäre viel bequemer, Pontius Pilatus zu folgen und dem Druck nachzugeben. „Aber so dient man weder Gott noch den Menschen. Nur wenn man die Wahrheit fordert, gegenüber allem und gegen alles, kann die menschliche Rechtsprechung sich der göttlichen Gerechtigkeit annähern.“

Die Gratiszeitung „4telstunde für Jesus“zum Verteilen bestellen:
www.livenet.ch/projekte/4-tel-stunde.php

Datum: 25.03.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung