Kann man Jesus zu sehr in den Mittelpunkt stellen?

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Christival Pantomime
Christival
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Kassel. Christen dürfen es nicht akzeptieren, wenn Jesus Christus auf eine Stufe mit anderen Propheten oder Religionsstiftern gestellt wird, sondern müssen am Absolutheitsanspruch festhalten. Diese Überzeugung äusserte der Vorsitzende des Jugendkongresses Christival, der evangelische Theologe Roland Werner (Marburg), in der Kasseler Innenstadt vor rund 15.000 Zuhörern bei der Eröffnung der fünftägigen Grossveranstaltung.

Werner bezeichnete es als ein Kennzeichen nachchristlicher Religionen, Jesus in das eigene Glaubenssystem zu integrieren und etwa als Prophet gelten zu lassen. Den Anspruch Jesu, der einzige Sohn Gottes zu sein, akzeptierten sie nicht. “Diese Religionen können ihn nicht völlig ignorieren. Aber sie versuchen, ihn unschädlich zu machen”, so Werner. Ein anderer Versuch, Jesus “auszuschalten”, sei die Christenverfolgung. So habe sich Albanien vor 20 Jahren gerühmt, das erste atheistische Land der Welt zu sein. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes gebe es allerdings heute überall wachsende christliche Gemeinden. Werner griff auch die in einer Zeitung geäusserte Kritik am Christival auf, bei dem Kongress werde Jesus zu sehr in den Mittelpunkt gestellt: “Wenn der Vorwurf gilt, dann gilt er nicht nur den jungen Christen hier, sondern dann gilt er der ganzen christlichen Kirche in allen Konfessionen.”

Faszination genügt nicht

Der sächsische Jugendevangelist Lutz Scheufler warb bei den Kongressbesuchern dafür, Jesus Christus an die erste Stelle ihres Lebens zu setzen. Es genüge nicht, von dessen Biographie fasziniert zu sein. “Von Faszination alleine kann man nicht leben und nicht sterben”, sagte Scheufler in einer Bibelarbeit. Das Leiden in dieser Welt sei zum Teil damit zu erklären, dass der Mensch die Folgen falschen Handelns erfahren müsse. “Wenn sich Schuld nicht auch schon hier auf Erden rächt, wüsste kein Mensch mehr, was Schuld ist.” Wer nicht für die Vergebung seiner Sünden bete, dem könne Gott nicht helfen, sagte Scheufler.

Keine Bedenken gegen Christival

Der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Reinhard Hempelmann (Berlin), betrachtet das evangelistische Jugendtreffen Christival als “ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Landeskirchen, Freikirchen und freien Werken”. Er trat dem in einer Pressemeldung verbreiteten Eindruck entgegen, er habe sich kritisch über den Kongress geäussert. “Es gibt keinen Anlass zu theologischen oder pädagogischen Bedenken gegenüber dieser Initiative.” Das Christival sei vielmehr ein “Zeichen der Hoffnung”, wenn sich junge Menschen in so grosser Zahl versammelten, ihren Glauben zum Ausdruck brächten und bereit seien, Überlebensfragen der Gesellschaft zu diskutieren.

Glaube und soziales Engagement

“In dem Masse, in dem christlicher Glaube aus dem Alltag verschwindet, haben es auch die soziale Verantwortung und das Engagement für das Gemeinwesen immer schwerer.” Diesen Zusammenhang sieht die nordhessische Regierungspräsidentin Oda Scheibelhuber (CDU). Bei einem Empfang für Repräsentanten des evangelistischen Jugendkongresses Christival im Kasseler Rathaus sagte sie, die Gesellschaft müsse sich ihrer zum grossen Teil aus dem Christentum stammenden Werte bewusst werden. Andernfalls könne sie weder die Auseinandersetzung mit politischem und religiösem Fundamentalismus bestehen, noch ein vereintes Europa bauen. Sie freue sich, dass beim Christival der Missionscharakter unbefangen herausgestellt werde. Das Ziel, zum Glauben an Jesus Christus “anzustiften”, halte sie für eine “zeitgemässe Übersetzung des Missionsgedankens”.

Christival-Frühstücksbilanz: 26.250 Brötchen

26.250 Brötchen, 4.500 Tassen Cappucino und 3.000 Liter Milch – das müssen die Organisatoren des fünftägigen Jugendkongresses “Christival” am Morgen auffahren, um die Teilnehmer mit einer Mahlzeit zu versorgen. Diese “Frühstücksbilanz” legte Pressesprecher Egmond Prill (Kassel) vor. An 47 Standorten habe man 16.000 der 20.000 Teilnehmer mit einer Morgenmahlzeit versorgt. Positiv äusserte sich Prill über die Altersstruktur des grössten christlichen Jugendkongresses in Deutschland in diesem Jahr. 40 Prozent der Teilnehmer seien jünger als 19 Jahre. Von den 330 ausländischen Teilnehmern seien 135 aus nichtdeutschsprachigen Nationen – die meisten aus Osteuropa. Es sei aber auch gelungen, Christen aus Bethlehem und Jerusalem nach Kassel zu bringen. Die Zerrissenheit Israels habe man an der Art der Anreise erkennen können: Während die Gäste aus Bethlehem über Jordaniens Hauptstadt Amman ausflogen, kamen die Jerusalemer über Tel Aviv. Ein gemeinsamer Flug sei nicht möglich gewesen.

Teilnehmer finanzieren Überlebenspakete

Bei den 180 Christival-Seminaren fanden Musik und Tanz das meiste Interesse. Spitzenreiter war eins Arbeitsgruppe, die über den Einsatz von Gospelmusik in der Gemeindearbeit informierte. Dazu hatten sich 1.600 Teilnehmer angemeldet. Auch ein “Hip-Hop-Tanzworkshop” zählte zu den Rennern. An der “Messe missionarischer Möglichkeiten” präsentierten sich 150 Aussteller. Das christlich-humanitäre Hilfswerk World Vision verknüpfte das Jugendtreffen mit der Aktion “Send Hope” (Sende Hoffnung), bei der die Christival-Teilnehmer Überlebenspakte für Menschen in Krisenregionen finanzieren konnten. “Katastrophen kommen häufig über Nacht. Dann zählt jede Minute, um den Betroffenen zu helfen”, erklärte Günther Bitzer, Direktor von World Vision Deutschland. Deshalb würden Überlebenspakete vorab bereitgestellt. Unterstützt wird die Hilfsaktion von dem Schauspieler Christian Rudolf (“Verbotene Liebe”), dem mehrfachen deutschen Schwimm-Meister Christian Keller sowie den Musikerinnen Judy Bailey und Erin Kincaid.

Mission senkt Kriminalität

Der Direktor der sozialmissionarischen Organisation “The Message” (Die Botschaft), Andy Hawthorne (Manchester), berichtete über Erfolge seiner Organisation im Kampf gegen soziale Probleme in der englischen Metropole. Manchester sei im Blick auf die Kriminalität die schlimmste Stadt des Landes. Seit Christen Ende der 80er Jahre begonnen hätten, für die Stadt zu beten, Randgruppen zu helfen und in den Schulen zu missionieren, habe sich die Situation aber deutlich verbessert. In einzelnen Stadtteilen sei die Zahl der Verbrechen um bis zu 45 Prozent zurückgegangen. Wegen dieser Auswirkungen gebe es inzwischen finanzielle Unterstützung für diese Arbeit von der Polizei.

Datum: 08.10.2002
Quelle: idea Deutschland

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