P.O.D.: Knüppelhart und knackfromm

P.O.D. – Die erfolgreichste christliche Rockband aller Zeiten
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P.O.D.
Gut, dass es P.O.D gibt! Bleibt zu hoffen, dass Konservative bald nachfolgen können.

Sie sind genau die Sorte von krachmachenden Rüpeln, vor denen Eltern ihren Nachwuchs beschützen wollen. Am ganzen Oberkörper tätowiert, mit reichlich Ohrgehänge dekoriert, und dann diese Musik! Ein Stahlgewitter aus Schlagzeugrhythmen, Gitarrenklänge so einschmeichelnd wie Bulldozer, Wutgeheul anstelle von Gesang.

Sie gehen auf Konzerttournee mit “Satansbraten” wie Ozzy Osbourne und Marilyn Manson. Und sie haben einen Bandnamen, der ziemlich finster klingt: “P.O.D.: Payable On Death” – zu deutsch: bezahlbar bei Tod. “Damit meinen wir, dass Jesus mit seinem Tod für unsere Sünden bezahlt hat”, erklärt Schlagzeuger Wuv. Zusammen mit Sänger Sonny, Gitarrist Marcos und Bassist Traa will er “den Leuten ein neues Lied singen”: knüppelhart und knackfromm. P.O.D. singen vom “Wort des Lebens”, vom “höchsten Herrn”, von “der Stadt Zion”. Derartige Lyrik ist nicht gerade typisch fürs Hartrock-Milieu. Normalerweise dominiert hier eine sexistische, gewaltverherrlichende, manchmal sogar satanistische Attitüde. Aber bei vielen Fans zieht die nihilistische Masche nicht mehr.

Nach dem 11. September 2001 ist der Hunger nach Hoffnung neu erwacht. Und P.O.D. treffen mit ihrem schrägen Lobpreis den Nerv der Zeit. Rund zweimillionenmal hat sich die CD “Satellite” in den USA verkauft – ein Rekord für eine christliche Rockgruppe. Seit kurzem gibt es den “Molotov-Cocktail aus Schwermetall und geistlicher Erbauung” (so das Musikjournal Spin) auch im deutschen Handel.

Glaubensprägende Erlebnisse

Drei Viertel des Quartetts kommen aus der südkalifornischen Stadt San Diego. Erfahrungen mit dem Christsein haben sie zuallererst nicht in der Kirche, sondern auf der Strasse gemacht. Als Wuv zur Welt kam, waren seine Eltern erst 15 Jahre alt, beide ohne Schulabschluss. Später trennten sie sich. Wuvs Vater landete in der Gosse. Bis er sich plötzlich bekehrte – bei einem christlichen Rockkonzert. “Er änderte sich total”, erinnert sich Wuv, “und das hat einen enormen Eindruck auf mich gemacht. Gott hat meine Eltern wieder zusammengebracht. Und ich werde ihm ewig dankbar dafür sein.”

Auch sein Vetter Sonny hatte ein glaubensprägendes Ur-Erlebnis: “Meine Mutter starb mit 38 Jahren an Krebs, und sie war wenige Jahre davor zum christlichen Glauben gekommen. Wie sie mit dem Tod fertig wurde, hat mich zum Nachdenken gebracht.” In ihren musikalischen Vorlieben orientierten sich die Jungs am Massengeschmack. Als sie vor zehn Jahren die Band gründeten, war gerade “Hardcore” angesagt, ein Amalgam aus Rock, Punk und Rap. P.O.D. würzten diesen aggressiven Stil mit christlicher Inbrunst. Vor drei Jahren schafften sie mit ihrer ersten Platte “The Fundamental Elements of Southtown” den kommerziellen Durchbruch. Mittlerweile sind sie Superstars. Ihre Video-Clips laufen rund um die Uhr auf dem Musiksender MTV, die Konzertstadien sind ausverkauft. Hier treten P.O.D. meistens vor dem Hintergrund eines überdimensionalen Jesus-Bildes auf, die Hände zum Gebet erhoben. Wuv schwärmt: “An diesen Punkt zu kommen, wo wir Gott vor Millionen von Leuten bezeugen können – das ist die Erfüllung unserer Träume.”

Alptraum für konservative Christen

Alpträume kriegen dafür konservative Christen von dem ohrenbetäubenden Geschrammel. Die alte Diskussion, ob das Evangelium musikalisch beliebig interpretierbar ist, kommt wieder hoch. Kann das, was von Düster-Esoterikern wie “Black Sabbath” und von Prol-Hedonisten wie den “Sex Pistols” ersonnen wurde, auf einmal Jesus-kompatibel gemacht werden? Geht es vielleicht doch um mehr als Stilfragen? P.O.D., im Privatleben übrigens allesamt treusorgende Familienväter, kennen die Vorwürfe: “Viele Eltern lehnen uns erst einmal ab. Aber dann finden sie heraus, dass ihre Kinder auf unsere Musik stehen. Und letztendlich sehen sie ihre Kinder bei uns besser aufgehoben als bei den anderen Bands.” An P.O.D. scheiden sich die christlichen Geister: Für die einen sind es zeitgemässe Wort-Verkündiger. Für die anderen das geringere Übel.

Webseite: www.payableondeath.com

Datum: 22.04.2002
Autor: Markus Spieker
Quelle: idea Deutschland

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