75. Oscar-Verleihung

Nicole Kidman
Adrian Brody
Michael Moor

Unerwartet glimpflich lief der Abend der Oscarverleihung am des 23. März, ab. Die Organisation verzichtete aus Rücksicht auf den Irak-Krieg auf den obligaten roten Teppich, wo sich die Stars gerne vor den Fans und Fotographen bewundern und ablichten lassen.

Die meisten Damen waren dezent in schwarz gekleidet und die Herren verzichteten auf den Smoking und trugen Anzüge un d Krawatte. Kaum ein Preisträger wagte eine mutige Antikriegsrede zu halten ausser der Dokumentarfilmer Michael Moor, dessen Anti-Schusswaffen-Pamphlet "Bowling for Columbine" den Oscar für den besten Dokumentarfilm erhielt. Er erhob seine Stimme zu einer leidenschaftlichen Anti-Kriegs-Rede und beendete diese mit einem "shame on you, Mister Bush". Dafür wurde er einerseits von vielen Gästen ausgebuht, andererseits war auch zögerlicher Beifall zu hören.

Adrien Brody, mit 29 Jahren der jüngste Preisträger, wurde als bester Hauptdarsteller prämiert und hielt eine emotionale Dankesrede, auf die das Auditorium wohlwollender reagierte.

Er hielt fest, dass die Arbeit am Film "The Pianist" – ein Holocaust-Drama- ihm die Entmenschlichung in Zeiten des Krieges nahegebracht habe. Er hoffe auf eine schnelle Lösung und wünsche, dass ein Freund von ihm, der in Kuwait stationiert sei, gesund nach Hause komme (NZZ, 25 März). Nicole Kidman erhielt den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Sie spielt die Schriftstellerin Virginia Woolf im aktuellen Film "The hours".

Als bester nichtenglischsprachigen Film wurde Caroline Links "Nirgendwo in Afrika" ausgezeichnet. Die Regisseurin nahm den Preis nicht persönlich entgegen, da ihr Töchterchen erkrankt war.

Während des Abends wurde die Verleihung zweimal für aktuelle Nachrichten des Kriegsgeschehens unterbrochen. Peter Jennings, der Nachrichtensprecher, informierte die Zuschauer über gefallene und vermisste Soldaten. Nach Minuten wurde wieder ins Kodak Theater in Los Angeles umgeschaltet, wo die Gäste kräftig lachten und sich von Jennifer Garner und Steve Martin unterhalten liessen, während die Fernsehzuschauer die blutigen Nachrichten verdauen mussten. Offenbar waren diese nicht ins Kodak Theater übertragen worden. Es war ein absurder Abend und das Sprichwort "the show must go on" hätte mit einem "not" an Glaubwürdigkeit gewonnen.

Datum: 25.03.2003
Autor: Iris Muhl
Quelle: Jesus.ch

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