Auf der Suche nach dem prallen Leben: Ich kriege nie genug!

Nie genug: Wir alle wollen mehr vom Leben.
Die Sehnsucht nach Leben brennt.
Sobald ein Mensch mit Geld seine grundlegenden Bedürfnisse befriedigen kann, hat es kaum mehr Auswirkungen auf das Glückserleben.
Das, was tief in uns rumort, ist unsere unstillbare Sehnsucht nach dem Paradies.
Gross war einst Ihre Sehnsucht und noch grösser Ihre Träume. Sie wollten doch bloss leben! Glücklich sein! Und dann hat das Leben es Ihnen so richtig gezeigt!
Wenn wir das Glück in Gott gefunden habe, ist es überall.

«Ich kriege nie genug vom Leben! Ich kriege nie genug, da geht noch mehr! Ich will alles auf einmal und nichts nur so halb, nicht nur warten bis etwas passiert. Ich kriege nie genug vom Leben, ich kriege nie genug - bist du dabei? Ich will alles riskieren, will gewinnen, nicht verlieren! Immer mehr, immer mehr, immer mehr!»
- Christina Stürmer -

2006 stürmte ein Lied die deutschsprachigen Charts. Offensichtlich drückte Christina Stürmer, Gewinnerin der österreichischen Casting-Show "Starmania" 2003, darin etwas so Fundamentales aus, dass Österreicher, Schweizer und Deutsche gleichermassen mitjohlten, wenn sie im Refrain rockte: "Ich kriege nie genug vom Leben, ich kriege nie genug, da geht noch mehr!"

Man muss kein vergnügungssüchtiger Hedonist sein, um diese Zeilen gut zu finden. Denn "mehr leben", "intensiver leben", "besser leben", das wollen wir alle. Jeder will glücklich sein, sich lebendig fühlen und das "pralle Leben" spüren. Doch wer nur ein wenig älter ist als Christina Stürmer weiss auch: Mit dem Älterwerden zieht meist die Realität in unser Leben ein - und mit ihr die Enttäuschung. Denn schon bevor die meisten von uns 30 sind, hat das Hamsterrad des Alltags unserem jugendlichen Übermut die Zähne gezogen: Aus dem Traumpartner von einst wurde der Alptraum schlechthin. Das Eigenheim, unser hart erspartes Stein-auf-Stein-Glück, beginnt uns durch die Last der Zinsen zu erdrücken. Das lang ersehnte, süsse Baby mutiert zum verwöhnten Schreihals. Und unser einstiger Traumjob bescherte uns zuerst ein Traumgehalt und dann einen Burnout!

Vielleicht ist es aber auch gar nicht so dramatisch. Vielleicht leben wir sogar ein gutes Leben, kein Grund zur Klage. Unser Partner ist nett, Kinder und Job sind toll und das Geld stimmt auch. Eigentlich könnten wir glücklich sein. Eigentlich... wäre da nicht diese grosse Sehnsucht nach mehr!

Mit dieser Sehnsucht sind wir nicht allein. "Das letzte Ziel des Menschen ist das Glück", sagte schon der Kirchenvater Thomas von Aquin. Glücklich zu sein, Erfüllung im Hier und Jetzt zu erfahren, ist ein derart urmenschliches Bedürfnis, dass das Streben danach sogar als Grundrecht in die amerikanische Verfassung aufgenommen wurde. In der Unabhängigkeitserklärung von 1776 heisst es: "...Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen worden sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräusserlichen Rechten ausgestattet sind, zu denen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören..."

Keine Zahnschmerzen - das grosse Glück?

Was aber bringt uns nun die grosse Erfüllung? Hatte der Schriftsteller Theodor Fontane Recht, als er "Glück" folgendermassen definierte: "Was ist Glück? Eine Griessuppe, eine Schlafstelle und keine Zahnschmerzen - das ist schon viel!"? Oder formulieren wir es gar noch bescheidener wie die Frankfurter: "Das Pech, was mer net hawwe, is unser Glück"? Ist es das, was wir uns unter erfülltem Leben vorstellen: die Abwesenheit von Zahnschmerzen und Pech? - Keine Frage, für viele ist das schon viel. Und doch: Da muss doch noch Leben ins Leben!

Allein im deutschsprachigen Raum befassen sich mehr als 60'000 Bücher mit der Frage nach dem Glück. Titel wie "Lebe gut", "Glück ist kein Zufall", "Glück, das bleibt" oder auch "Der Glücksfaktor" führen regelmässig die Bestsellerlisten an und machen in erster Linie die am glücklichsten, die mit unserer Sehnsucht ihr Geld verdienen!

Doch die Glücksversprechen lauern nicht nur im Bücherregal: Kredithaie und Single-Börsen, Schönheitschirurgen und Wellness-Trainer, Gurus und Astrologen - sie alle wollen uns weismachen, dass uns allein der super-zinsgünstige Kredit, der neue Partner, der schönere, weil faltenfreiere Körper, eine ausgewogene Work-Life-Balance, die richtige Meditationstechnik oder gar die Stellung der Sterne endlich zu dem Leben verhilft, das wir schon immer leben wollten. Wir müssen nur zugreifen! Und ach-wie-gerne wollen wir ihnen Glauben schenken, denn die Sehnsucht nach Leben brennt.

Was macht glücklich? Das grosse Geld? Die grosse Liebe? Oder reicht schon eine gute Gesundheit? Seit rund einem Jahrzehnt setzen sich ganze Wissenschaftszweige mit der Frage nach dem Glück auseinander. "Happyologen" heissen jene, die das Glück und seinen Ursprung wissenschaftlich erforschen und dabei jene Faktoren beleuchten, die unser jeweils subjektives Glücksempfinden auslösen. Dabei haben sie Erstaunliches herausgefunden: Jene Dinge, die landläufig als die Glücksgaranten schlechthin gelten, verwandeln sich bei näherem Hinsehen in trügerische Glücks-"Versprecher":

Versprecher Nr. 1: "Hauptsache gesund!"
Bei Umfragen nimmt "Gesundheit" als potentieller Glücksfaktor stets einen Spitzenwert ein. Zu Unrecht: Professor Gilbert von der Harvard-Universität hat beobachtet: "Ob Krebs, Aids, Rheuma oder Diabetes - die objektive körperliche Verfassung beeinflusst die Zufriedenheit eines Menschen wenig". Selbst schwere Verletzungen (z. B. eine Querschnittslähmung) machen die Betroffenen nicht für den Rest ihres Lebens unglücklich. Nach etwa einem Jahr ist das frühere bzw. durchschnittliche Glücksniveau erreicht. Für viele ist eine schwere Krankheit sogar der Anlass, ihre "Glücksfähigkeit" zu überdenken und das Leben bewusster und dankbarer wahrzunehmen.

Versprecher Nr. 2: "Der richtige Partner macht's!"
Fast richtig. Eine glückliche Ehe trägt tatsächlich viel zu unserem Wohlbefinden bei. Aber, wohlgemerkt: nur eine glückliche! Nicht umsonst antworteten bei einer Umfrage des Time-Magazins auf die Frage "Was hat Sie in Ihrem Leben am glücklichsten gemacht?" nur 9 Prozent (!): "Mein Partner".

Versprecher Nr. 3: "Geld macht glücklich!"
Falsch! Die Wahrheit ist: Sobald ein Mensch mit Geld seine grundlegenden Bedürfnisse befriedigen kann, hat es kaum mehr Auswirkungen auf das Glückserleben. Reiche sind nicht glücklicher als Durchschnitt - im Gegenteil: Jeder Dritte der Superreichen fühlt sich sogar unglücklicher als der Rest der Bevölkerung (Forbes-Umfrage unter den 100 Milliardären u. Multimillionären der Welt). Studien mit Gewinnern hoher Geldsummen zeigen, dass nach einer kurzen Glücks-Euphorie der vorherige Glückslevel sogar unterschritten wird. Lediglich für sehr arme Menschen sind Geld und Glück gekoppelt, weil sie dadurch ihren Lebensstandard verbessern könnten.

Versprecher Nr. 4: "Schöne Menschen sind glücklicher!"
Falsch! Studien belegen: Überdurchschnittlich schöne Menschen leiden überdurchschnittlich häufig an Minderwertigkeitskomplexen. Plus: Bei Schönen dämpft die Angst vor dem Verlust des guten Aussehens das Glücksgefühl.

Glück - nicht vorgesehen?

Irgendwie beunruhigend, oder? Denn wir würden wir doch so gerne glauben, dass es bloss der richtige Partner, das ersehnte Kind, mehr Geld oder die neue Nase ist, die uns zur wahren Erfüllung fehlt. Und wenn nicht da, wo versteckt es sich dann, das grosse Glück? Was, wenn wir am Ende unseres Lebens zurückschauen und uns eingestehen müssen, dass wir gelernt, geliebt, gefiebert, gefeiert, geschuftet, gespart, gemacht und gebaut haben - nur schlussendlich doch mit den Rolling Stones singen zu müssen: "I can't get no satisfaction!" - egal, was ich tue, ich finde keine Befriedigung, ich werde einfach nicht satt!?

Gibt es eine Alternative zu einem Leben, in dem wir uns nicht bloss von Glücksmoment zu Glücksmoment hangeln müssen, und dabei stets mit der Angst leben müssen, dass unser Leben zerbricht und wir leer zurückbleiben, wenn

- unser Körper streikt und wir krank werden
- unsere Ehe zerbricht
- wir keinen Partner finden
- wir kinderlos bleiben
- wir unseren Job verlieren
- oder sich unsere Figur verabschiedet?

Ist am Ende diese Sehnsucht, die wir tief in uns spüren, diese Sucht nach Leben und Erfüllung, bloss ein Trugbild, eine Fata Morgana, die Blähung einer übersatten Wohlstandsgesellschaft - und damit vollkommen unrealistisch? Hat Freud Recht, wenn er uns ernüchtert mit folgendem Satz ins Leben entlässt: "Die Absicht, dass der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht enthalten"?

Ich wage eine These: Sigmund Freud hat sich geirrt - Christina Stürmer hat Recht! Denn wir sind in der Tat zum Glücklichsein geschaffen! Das, was tief in uns rumort, das, was uns keine Ruhe lässt, ist unsere unstillbare Sehnsucht nach dem Paradies, für das wir ursprünglich geschaffen wurden, und das die Menschheit vor so langer Zeit verloren hat. Tief in uns ahnen wir: Alles Begrenzte, alles Endliche - Feiern, Arbeit, Gesundheit, Partnerschaft, Geld - kann niemals die Sehnsucht nach Leben und Unendlichkeit in uns stillen. Denn unendliche Sehnsucht kann nur von etwas oder jemandem gestillt werden, der selbst unendlich ist. Der Oxforder Literaturprofessor und Autor der Narnia-Chroniken, C. S. Lewis, drückte es einmal so aus: "Wir tragen ein Verlangen in uns, das durch kein natürliches Glück gestillt werden kann. Auf dieser Erde bleibt immer ein Rest von Enttäuschung."

Durst nach Leben

Auch in der Bibel, dem Buch Gottes mit den Menschen, begegnet man immer wieder welchen, die sich auf die Suche nach dem Glück gemacht haben. Im Neuen Testament erzählt das 4. Kapitel des Johannes-Evangeliums zum Beispiel von einer Frau aus Samaria, von einer, die alles auf eine Karte gesetzt und haushoch verloren hat, einer, die auf ihrer Suche nach dem Glück gescheitert ist. Dabei hatte alles so verheissungsvoll angefangen ...

Nennen wir sie Miriam. Auch sie war einmal jung und voller Hoffnungen. Sie hatte Lust auf Leben: "Ich kriege nie genug vom Leben, da geht noch mehr!" Miriam glaubte an die grosse Liebe. Und, siehe da, sie traf "Mr. Right" und kurz darauf läuteten die Hochzeitsglocken. Doch es kam wie es kommen musste: alsbald hing der Haussegen schief und sie trennten sich.

Mann, tat das weh! Aber Miriam überwand ihren Schmerz und schwor sich: "Beim nächsten Mann wird alles anders!" Und tatsächlich: Sie lernte jemand Neues kennen und lieben und heiratete ein zweites Mal. Doch auch dieses Mal klappte es nicht. Miriam kehrt die Scherben ihrer Träume zusammen und macht weiter. Was bleibt ihr auch sonst übrig?

Bei Nummer 3 läuft es genauso schlecht wie mit Nummer 2 und als sie Nummer 4 trifft, denkt sie nicht mehr lange nach: "Was soll's? Kann nur schief gehen!"

Nummer 5 bekommt von Anfang an keine Chance: "Ehe? Nein danke! Die grosse Liebe? Vergiss es! Kenn ich, hab ich alles schon durch!" Und so verzichtet Miriam auf den Trauschein und mit ihm auf das Versprechen ewiger Treue. Längst liegen ihre Jungmädchenträume unter den Trümmern der Realität begraben. Aber so ist es wohl, das Leben! Wenn da nur diese schmerzliche Sehnsucht nicht wäre ...

In der Mittagshitze schleppt sich Miriam zum Wasserholen an den Brunnen vor der Stadt. Der Fremde, der dort sitzt, bittet sie um einen Schluck Wasser. Und beginnt ein Gespräch mit ihr. Über den Streit zwischen ihrem Volk und seinem, über Gott und echte Anbetung, über das mühevolle Wasserholen und nie endenden Durst. Und über gescheiterte Lebensträume. Woher weiss dieser Jesus bloss, dass sie vier kaputte Ehen hinter sich hat und vor lauter Angst und Enttäuschung die fünfte nicht wagt? Und dann macht er ihr ein schier unglaubliches Angebot: "Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, dann würdest du mich um das Wasser bitten, das du zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben. Denn jeder, der dieses (Brunnen-)Wasser trinkt, wird bald wieder durstig sein. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hinein fliesst" (Johannes 4,10-14).

Privatbrunnen und andere Tümpel

Klingt ganz nach uns, oder? Könnte bei Meiers um die Ecke passiert sein. Vielleicht ist es sogar Ihre eigene traurige Geschichte. Vielleicht haben Sie keine vier Beziehungen vor die Wand gefahren, aber eine? Oder zwei? Gross war einst Ihre Sehnsucht und noch grösser Ihre Träume. Sie wollten doch bloss leben! Glücklich sein! Und dann hat das Leben es Ihnen so richtig gezeigt!
Oder Sie dachten, die tolle Geschäftsidee, der todsichere Börsentipp würde das ganz grosse Geld bringen - und heute sind Sie pleite und das Haus gehört der Bank.

Oder Kinder - die würden Sie sicher glücklich machen! Wie lieb sie waren, als sie klein waren! Doch seit dem letzten grossen Krach ums Erbe reden sie kein Wort mehr mit Ihnen!

"Wenn du wüsstest..." - Wenn wir nur wüssten, dass es Gott ist, der in unseren Sehnsüchten und auch in unserem enttäuschten Träumen zu uns spricht! Er kennt unseren Durst nach Leben und sieht voller Mitgefühl zu, wenn wir in der Mittagshitze des Lebens an schmutzigen Tümpeln unsere Eimer füllen und sie mühsam nach Hause schleppen, nur um sie allzu bald wieder füllen zu müssen. Und wie wir nach jedem Gang noch durstiger werden!

"Mich, die Quelle des lebendigen Wassers, verlasst ihr und grabt euch stattdessen undichte Brunnen, die das Wasser nicht halten können", klagt Gott über sein Volk Israel schon im Alten Testament (Jeremia 2,12).

Das ist die grosse Tragödie unseres Lebens: Unsere selbst gebauten Privatbrunnen, von denen wir hoffen, dass sie unseren Lebensdurst stillen - Liebe, Beziehungen, Sex, Geld, gesellschaftliches Ansehen oder Schönheit -, sind rissig. Sie können das Wasser nicht halten. Und so bleibt er, der Durst unseres Herzens.

Wo das Glück wohnt

Ich kriege nie genug... - haben Sie je darüber nachgedacht, dass es Gott sein könnte, der hinter diesen Durst nach Mehr, diesem Wunsch nach echtem Leben auf Sie wartet? Der nicht will, dass wir uns mit einem vordergründigen Lotto-Glück oder Eigenheim-Glück zufrieden geben, weil wir für mehr als das geschaffen sind; und der sich wünscht, dass wir endlich damit anfangen, die eine grosse Sehnsucht hinter all unseren Sehnsüchten zu entdecken: nämlich ihm, der das Leben selbst ist, zu begegnen (siehe Johannes 17,3).

Sie kriegen nie genug vom Leben? Dann gibt es eine gute Nachricht: Der, der damals mit der Frau am Brunnen in Samaria sprach, ist der, der auch noch heute zu uns spricht. Und auch sein Angebot ist immer noch dasselbe. Jesus Christus zieht uns nicht über den Tisch, will nicht unser Geld, sondern unser Glück: "Wer durstig ist, soll kommen, und wer von dem Wasser des Lebens trinken will, wird es geschenkt bekommen" (Offenbarung 22,17).

Sie wollen alles riskieren, wollen gewinnen, nicht verlieren? Dann geben Sie Ihren Krug Gott. Trinken Sie! Sie werden erleben, wie Ihr Durst gestillt wird. Und endlich ankommen. Denn "das Glück weder ausserhalb von uns, noch in uns" zu finden, wie es der französische Philosoph Blaise Pascal ausdrückte. "Das Glück", sagt er, "ist in Gott. Und wenn wir es in ihm gefunden haben, so ist es überall."

Sabine Müller ist freie Redakteurin und Texterin und lebt mit ihrem Mann in Altenkirchen in der Nähe von Köln.

Datum: 01.11.2008
Autor: Sabine Müller
Quelle: Jesus.ch

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