Und plötzlich findet Israel wieder Fürsprecher

Terroranschlag in Israel
Frank A. Meyer

Eine Umfrage der EU hat aufgeschreckt: Eine Mehrheit der Europäer findet, Israel sei die Friedensbedrohung Nummer eins. Steht hinter dieser Wahrnehmungsverzerrung eine kollektive Gehirnwäsche der Medien? Nun kommt jedenfalls auch die Korrektur.

Für „Die Weltwoche“ vom 27. November hat Urs Gehriger ein engagiertes „Plädoyer für Israel“ geschrieben. Er zitiert die verschiedenen israelfeindlichen Mythen, die in den letzten Jahren entstanden sind und den jüdischen Staat gegenüber den Palästinensern ins Unrecht versetzen. Immer wieder zitierte Behauptungen machten Israel zum Unrechtsstaat, der eine wehrlose palästinensische Bevölkerung terrorisiert. Sie stempelten den Staat zum hochbewaffneten Goliath, dem der palästinensische David mit Steinen gegenübertritt.

Israel am Pranger

Gehriger stellt einleitend fest: „Kein anderer Staat wird derart oft an den Pranger gestellt wie Israel. Die EU-Bürger sehen in dem Land die grösste Bedrohung für den Weltfrieden. Medien und die Uno schüren einseitige Israel-Kritik. Die Proportionen sind vollends verloren gegangen.“ Er kontert sodann die verschiedenen und weithin akzeptierten Behauptungen aus dem Munde prominenter Politiker wie Nelson Mandela im Detail. Er weist auf die Geschichte hin mit dem mehrfachen Versuch der arabischen Staaten, Israel von der Landkarte zu fegen. Er erinnert an die verschiedenen Friedensbemühungen, unter anderem durch den früheren israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak. Das mutige Angebot Baraks wurde bekanntlich von Yassir Arafat im letzten Moment aus undurchsichtigen Gründen verworfen. Er erinnert an den permanenten Selbstmordterror gegen Israel, der sich durch nichts entschuldigen lasse.

Einzige funktionierende Demokratie in der Region

Gehriger erinnert auch daran, dass Israel die einzige funktionierende Demokratie unter diktatorisch regierten Staaten in der Region sei. Diese aber benutzten die Palästinenser nach wie vor als Faustpfand gegen Israel. Er schliesst mit den Worten: „Es gibt zahlreiche triftige Gründe, Israel zu kritisieren. Eine vorurteilsfreie Kritik kann aber nur üben, wer das Existenzrecht Israels in den Grenzen von 1967 anerkennt. ‚Und wer anerkennt’, so der Schriftsteller Robert Schindel, ‚dass Israel in der Verlängerung seiner Geschichte ein besonderes Sicherheitsbedürfnis hat’“.

Scharf gemacht wie Kampfhunde

Ein weiteres engagiertes Plädoyer kommt von Frank A. Meyer im Sonntags-Blick vom 23. November. Anlass waren die Anschläge in Istanbul. Statt Israel indirekt die Schuld für die Ausweitung des Terrors zu geben, wie es heute laut Meyer schon am Stammtisch geschehe, erinnert der Publizist daran, dass der Hass gegen alles Jüdische bereits unter der palästinensischen Jugend systematisch gezüchtet werde. „Schon die Kinder des palästinensischen Volkes werden scharf gemacht wie Kampfhunde“, so Meyer.

Meyer fordert zum Nachdenken auf: Wie würden wir reagieren, wenn der Terror plötzlich mitten unter uns wäre? Würden wir nicht auch Schutz um jeden Preis verlangen? Er antwortet damit auch auf die massive Kritik am israelischen Mauerbau.

Wie würden wir reagieren?

Meyer fordert zum Nachdenken heraus: „WAS WÄRE LOS in der Schweiz, wenn eine Busfahrt, oder ein Restaurantbesuch, oder sonst eine Alltäglichkeit unseres privaten Lebens durch Selbstmordattentäter bedroht wäre? Würden wir dem Mörderpack gute Gründe attestieren? Würden wir eine Minute lang darüber nachdenken, ob nicht letztlich wir Schweizer durch unseren herausfordernden Reichtum die eigentlich Schuldigen am Terror sein könnten?“

Auch er will Israel nicht von jeder Kritik abschotten, weist aber ebenso darauf hin, dass in Israel selbst Kritik an der eigenen Regierung erlaubt sei wie in keinem arabischen Land: „Die Demokratie funktioniert. Unter schwierigsten Verhältnissen, nämlich unter der täglichen Bedrohung durch Terror, durch Selbstmordattentate, denen nur Verzweiflung folgt, aber kein wirksamer Schutz. Diesen Schutz gibt es nicht, es sei denn – vielleicht – durch eine Mauer. Sie ist das Mahnmal der Verzweiflung.“

Replik an Ziegler: Opfer nicht zu Tätern machen

Auf die Kritik von Jean Ziegler, der Meyer nach dem Erscheinen seiner Kolumne vorwarf, Israel betreibe Staatsterrorismus, antwortete Meyer, was Jean Ziegler als „Staatsterror“ der israelischen Regierung gegen die Palästinenser beklage, sei die direkte Folge des Hamas-Terrors durch Selbstmordattentäter. Meyer: „Ohne die systematischen Selbstmordattentate gäbe es keine militärischen Interventionen Israels auf Palästinensergebiet.“ Jean Ziegler verwechsle eben Täter und Opfer. „Die Israelis sind Terroropfer, die sich verzweifelt wehren. Die militärischen Interventionen sind geboren aus Verzweiflung.“ Sollte Israel einfach nichts tun? Ein Land, das von Feinden umgeben ist.

Die einseitig informierte und schon fast indoktrinierte westliche Gesellschaft braucht solche Mahner und Analytiker wie Meyer und Gehrig, die dem journalistischen Mainstream kritisch begegnen können. Zu hoffen bleibt, dass ihre Plädoyers nicht ungehört verhallen, sondern einem echten und realistischen Israelbild weichen, das die Proportionen wieder erkennt. Auch bei Menschen, denen die biblische Bestimmung des jüdischen Volkes fremd ist.

Datum: 03.12.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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