China

Verweigert sich dem Papst, ist offen für christliche Fachkräfte

Bereits rüstet sich Peking für die Olympischen Sommerspiele 2008. Ob Menschenrechtsverletzungen eine olympische Disziplin werden? Fünf Jahre vor dem Spektakel werden die römisch-katholische Kirche und evangelische Hauskirchen im Reich der Mitte verfolgt. Der inhaftierte Gründer der South China Church, Gong Shengliang, liegt nach Folterungen offenbar im Koma. Eigentlich ist die katholische Kirche wirklich überall anerkannt. Könnte man meinen. Dem kommunistischen China allerdings müsste der Papst keinen Besuch abstatten wollen: Dort nämlich wird seine Kirche verfolgt. Armin Keller, Leiter der Überseeischen Missionsgemeinschaft (ÜMG): «Die römisch-katholische Kirche wurde immer stärker verfolgt als die Evangelischen, weil sie vom Ausland aus geleitet wird. China hat das Prinzip, dass jede Kirche und jede Organisation im Land verankert sein und von da aus kontrolliert und verwaltet werden muss.» Die drei «S» Die römisch-katholische Kirche trifft die Verfolgung auf verschiedenen Ebenen: Literatur wird beschlagnahmt, Gebäude werden zerstört, Personen inhaftiert. In China gibt es auch eine einheimische katholische Kirche. Diese hat im Land drinnen wenig Probleme, wird dafür von Rom nicht anerkannt. Ebenfalls wenig Probleme hat die ÜMG bei ihrer Arbeit im Milliarden-Staat. «Wir arbeiten nicht als Kirche im Land, sondern unter verschiedenen Dachorganisationen, indem wir Fachleute platzieren, sei das als Englischlehrer, medizinisches Personal, als Entwicklungshelfer oder in anderen Bereichen. Insbesondere arbeiten wir mit der offiziellen Kirche – der sogenannten Drei-Selbst-Kirche – zusammen. Die drei S meinen Selbstverwaltung, Selbstfinanzierung und Selbstausbreitung.» Persona non grata: Johannes Paul II. Genau dort beginnt das Problem, welches China mit der römisch-katholischen Kirche hat: Die Regierung in Peking sieht den Papst nicht nur als Kirchenführer, sondern als Staatsoberhaupt, welches in die chinesische Gesellschaft hinein reden will. Dieses Problem hat das Missionswerk ÜMG nicht; es arbeitet mit der Regierung zusammen. Armin Keller: «Wir haben Fachleute in den verschiedenen Bereichen und kooperieren mit Universitäten und einheimischen Organisationen; das ist im grossen ganzen kein Problem. Wir haben einen offiziellen Vertrag mit der Regierung, ein medizinisches Projekt, wo wir die Fachleute aus dem Ausland – meistens für kurze Zeit – in China einsetzen. Aber auch vereinzelt Personen, die lange dort sind und mit einheimischen Organisationen vor Ort arbeiten.» Verfolgung: Keine olympische Disziplin Trotzdem, im Land, indem die Sommerspiele 2008 stattfinden sollen, werden Christen manchmal eingesperrt, für das Verbrechen, dass sie Christen sind. Armin Keller über die Perspektiven: «Die Gemeinde in China wächst rapide, trotz lokaler Verfolgung – oder vielleicht gerade wegen dieser Verfolgung, die es im Land immer wieder gibt. Verfolgt werden die offiziellen Kirchen nicht, aber verfolgt werden jene, die nicht bereit sind, sich bei der Regierung registrieren zu lassen.» Denn Registrierung bedeutet die Anerkennung von Überwachung und behördlichen Weisungen. Gong Shengliang nach Folter im Koma Gong Shengliang, der das Netzwerk der South China Church gründete, ist aufgrund einer völlig haltlosen Anklage zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Im Gefängnis folterte man ihn und quälte ihn derart, dass er ins Koma kam. „Wenn ihr ihn nochmals lebendig sehen wollt, solltet ihr euch unverzüglich um ihn bemühen“, lautete eine Botschaft, die seine Familie kürzlich aus dem Gefängnis erhalten haben soll. (Manche Haftanstalten bieten Hand zu vorzeitiger Freilassung gegen Lösegeld.) Die Behörden schlugen den Angehörigen von Gong Shengliang in den letzten Wochen mit dem Verweis auf die Sars-Gefahr Besuche ab. Der christliche Leiter wird laut dem Bericht jeden Tag von einem Politoffizier bearbeitet und darf mit keinem anderen Häftling sprechen. ERF-Audiobeitrag
Pastor Gong Shengliang
Chinahöhlengemeinden: Wie in den ersten Jahrhunderten der Kirche: Gläubige treffen sich in Höhlen und Wäldern zum Gottesdienst.
Folter: Das andere Gesicht Chinas: Polizeifolter an Christen

mit Armin Keller zum Thema

Datum: 16.06.2003
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung